- Aufgrund seiner heilenden Eigenschaften ist Cannabis im Rahmen der Behandlung von Krankheiten wie Multipler Sklerose (MS) oder Parkinson immer präsenter in den Leben vieler Patienten, die entschieden haben, sich über soziale Vorurteile hinwegzusetzen und ihre Schmerzen auf möglichst natürliche und effektive Weise zu lindern.
Während in Lateinamerika die Legalisierung von medizinischem Marihuana in immer größeren Schritten voranschreitet, ist in Spanien nach wie vor das von der Firma GW Pharma entwickelte Medikament Sativex die einzige legale Möglichkeit, um die Symptome von Multipler Sklerose zu lindern. Doch obwohl die Wirkung dieses Medikaments sowohl von Patienten als auch von Ärzten gelobt wurde, sollte eine verstärkte Aufklärungsarbeit über den Konsum von Marihuana stattfinden, da er eine der wichtigsten Lösungen gegen die durch diese Pathologien verursachten Schmerzen darstellt. Aktuelle wissenschaftliche Studien versuchen darauf aufmerksam zu machen.
MS-Patienten leiden an Muskelschmerzen, die durch entzündliche Prozesse und Spastizität (Muskelsteife) verursacht werden und einen normalen Alltag praktisch unmöglich gestalten. Viele von ihnen versuchen ihr Glück mit Cannabis, weil sie es leid sind, ein wirkungsloses Medikament nach dem anderen auszuprobieren. Oftmals bleiben sie dann dabei und rühren nie wieder Schmerztabletten an. Der Cannabiskonsum ist momentan die natürlichste und effektivste Maßnahme gegen die Leiden, die diese chronische und neurodegenerative Erkrankung mit sich bringt.
Cannabis kann den Krankheitsverlauf verzögern
Obwohl die durch Multiple Sklerose verursachte Zerstörung der Myelinscheiden im zentralen Nervensystem in einigen Fällen umkehrbar ist, handelt es sich um eine chronische Krankheit. Das bedeutet, dass aktuell keine Möglichkeiten zu einer vollständigen Heilung bekannt sind, obwohl verschiedene Behandlungen existieren, die darauf abzielen, den Krankheitsverlauf zu verzögern und die Symptome zu minimieren.
Laut einer von der Spanischen Zeitschrift über Multiple Sklerose (Revista Española de Esclerosis Múltiple) durchgeführten Studie über die medizinischen Eigenschaften von Cannabis ist das Endocannabinoid-System ein möglicher Schlüssel zur Behandlung der Krankheit. Das besagte System basiert auf der positiven Interaktion zwischen den CB1- und CB2- Rezeptoren und Cannabinoiden wie dem THC. Die Interaktion dieser Gehirnproteine mit dem THC schwächt die durch die Entzündung entstandene neuronale Degeneration ab und erhält dadurch gesunde neuronale Verbindungen intakt.
Die neuroprotektive Wirkung der Cannabinoide wurde an Tieren mit Ischämie und Hirntrauma erprobt, die der Studie zufolge eine deutliche Besserung zeigten, nachdem sie eine Dosis THC verabreicht bekamen. Laut dem Bericht agieren die Cannabinoide wie ein Immunomodulator, der die Attacken des eigenen Körpers hemmt und dadurch das Risiko eines neuronalen Zelltods verringert, dass besonders bei MS-Patienten im fortgeschrittenem Krankheitsstadium besteht.
Weniger Schmerzen dank der entzündungshemmenden Kraft des Cannabis
MS-Kranke sind aufgrund ihrer Schmerzen vielen alltäglichen Hindernissen ausgesetzt. In vielen Fällen wird bereits das Heraufsteigen einer Treppe zu einem schweren Unternehmen, dem auch kein noch so starkes Schmerzmittel Abhilfe verschaffen kann. Wenn sie an diesen Punkt angelangt sind, versuchen es viele Patienten als letzte Alternative mit Cannabis. Auch wenn es nie zu spät ist und diese Patienten dank der Schmerzlinderung eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität feststellen, sollte eine Behandlung mit Cannabis im Idealfall schon in der Anfangsphase der Krankheit einsetzen.
Bei neurodegenerativen Krankheiten ist die Wirkung von Cannabis in den ersten Monaten besonders intensiv, weil seine regenerative Kraft einen größeren Einfluss auf den Krankheitsverlauf nimmt und somit ein verzögernder Effekt wahrscheinlicher ist.
Das behauptet zumindest die Zeitschrift Nature Going Smart: Es sei von erheblicher Bedeutung, bereits ab dem Auftreten der Krankheit mit Cannabis zu behandeln. „Cannabis kann nicht einfach aus dem Nichts neue Nervenzellen erschaffen, es kann nur gesunde, bereits vorhandene Zellen schützen, deswegen ist eine möglichst frühzeitige Behandlung so wichtig. Es ist bedauernswert, dass das Gesundheitssystem den Patienten keine medizinischen Alternativen anbietet und nicht über die Behandlung mit Cannabinoiden informiert, damit sie sich dafür oder dagegen entscheiden können", sagt Viola Brugnatelli, eine Neurowissenschaftlerin, die die Wirkungen von medizinischem Cannabis erforscht.
Brugnatelli ist die Gründerin von Nature Going Smart, in der über die Wirksamkeit von Pflanzen wie Cannabis gegen neurodegenerative Erkrankungen und verschiedene Arten von Krebs berichtet wird. In einigen autonomen Kommunen Spaniens wie Katalonien oder dem Baskenland wird zunehmend mehr darauf gesetzt, die Patienten über diese alternativen Behandlungsformen zu informieren.
Es ist erwiesen, dass die im Cannabis enthaltenen Verbindungen dazu imstande sind, analgetische Wirkungen durch ihre entzündungshemmenden Eigenschaften zu verstärken. Dies berichtet eine US-Studie, in der geschlussfolgert wird, dass der Konsum der Pflanze die durch die Krankheit entstandenen Schmerzen reduziert und sich zudem positiv auf den Schlafzyklus der Patienten auswirkt. Viele MS-Patienten leiden unter schweren Schlafstörungen. Aufgrund der Muskelspasmen können sie nicht einschlafen und oftmals ist es ihnen physisch nicht einmal möglich, sich von einer Seite auf die andere zu drehen. Der Cannabiskonsum vor dem Schlafengehen hilft ihnen dabei, die Muskulatur zu entspannen und somit etwas Nachtruhe zu finden.
Kampf dem Glutamat
Weitere Studien beschäftigen sich damit, welche Rolle Glutamat bei MS-Erkrankung spielt und wie Cannabinoide dabei helfen können, diesen Stoff im Gehirn zu reduzieren. Glutamat ist eine giftige Substanz, die die Myelin produzierenden Zellen reizt, welche wiederum bei Überreizung absterben, was einen Mangel an Myelin und damit einhergehende neuronale Schäden zur Folge hat.
Eine von der Universität Complutense in Madrid durchgeführte Studie hat aufgezeigt, wie ein synthetisches Molekül, das die Wirkung von Cannabis auf die CB1- und CB2- Rezeptoren nachahmt dabei hilft, einen Glutamatüberschuss im Gehirn zu beseitigen, indem es die für dessen Beseitigung verantwortlichen Gene vermehrt. Des Weiteren wurde festgestellt, dass dieses die Wirkung von Cannabis simulierende Molekül dazu fähig ist, Gene zu reduzieren, die an entzündlichen Prozessen und der Zerstörung der Myelinscheiden beteiligt sind.
Die Wirksamkeit von Sativex
All diese Studien waren ein Antrieb für die Entwicklung von Sativex, ein Medikament auf der Basis von Cannabinoiden, dessen analgetische Wirkung sich bewährt hat, seitdem es 2010 in Spanien eingeführt wurde. Sativex lindert Symptome wie spastische Muskellähmungen, eingeschränkte Beweglichkeit und Schlafstörungen.
Fast sieben Jahre nachdem es in Spanien eingeführt wurde, gibt es viele Patienten, die eine bessere Lebensqualität erreichen, indem sie die Behandlung mit Sativex und den Cannabiskonsum kombinieren. Einige erzählen, wie das Nachlassen der Schmerzen sie dazu bewegt hat, sich vom Bett aufzuraffen und wieder ein relativ normales Leben zu führen. In Barcelona gibt es hunderte Cannabisclubs, die neben Freizeitrauchern auch von vielen Personen aufgesucht werden, die ihre gesundheitlichen Beschwerden mit Cannabis lindern möchten.
Obwohl inhaliertes oder gerauchtes Marihuana sich sehr positiv auf Muskelbeschwerden auswirkt, hat es im Gegensatz zu Sativex den nicht immer erwünschten „High"-Effekt. Aus diesem Grund rauchen viele Patienten nur vor dem Schlafengehen und benutzen Sativex, um alltägliche Aufgaben wie Autofahren und Einkaufen gehen bewältigen zu können.
Es gibt zwar weitere Methoden, die Lebensqualität von MS-Patienten zu verbessern, doch ein großer Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist der Ansicht, dass die Behandlung mit Cannabis am effektivsten ist. Ob inhaliert, geraucht oder in Form des Mundsprays Sativex, aktuell ist die Cannabispflanze genauso oder noch mehr als die stärksten auf dem Markt erhältlichen Immunsuppressiva dazu befähigt, die Krankheit zu bekämpfen.
Kommentare unserer Leser
Kommentare in anderen Sprachen lesen:
Hat dieser Post dir gefallen?
Deine Erfahrungen mit unseren Samen sind sehr wichtig für uns und können anderen Usern weiterhelfen. (Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.)