Was sind die wichtigsten Cannabinoide?

  • Von den über 500 Verbindungen, die die Marihuanapflanze produziert, sind ca. 113 Cannabinoide.
  • Es ist schwer, genau zu bestimmen, wie viele Cannabinoide es tatsächlich gibt, da die meisten nur in sehr geringen Mengen produziert werden und deshalb sehr schwer zu finden sind.
  • Ein knappes Dutzend Cannabinoide sind jedoch doch in signifikanteren Mengen enthalten.
  • In diesem Artikel erklären wir euch, was die wichtigsten Cannabinoide der Marihuanapflanze sind und welche Eigenschaften sie besitzen.

Was sind Phytocannabinoide?

Wie wir euch in diesem Post berichtet haben, gibt es mehrere Arten von Cannabinoiden: die, die unser Körper bildet, die, die von der Cannabispflanze produziert werden sowie synthetische, im Labor erzeugte. Heute geht es uns nur um die Phytocannabinoide, d. h. die Cannabinoide der Marihuanapflanze.

Phytocannabinoide sind chemische Stoffe, die in den Trichomen der Buds gebildet werden. Sie haben meistens eine teilzyklische Struktur mit 21 Kohlenstoffatomen und setzen sich normalerweise aus drei Ringen – Benzol, Cyclohexan und Tetrahydropyran – zusammen. Die Hauptcannabinoide der Cannabispflanze sind THC und CBD. Es handelt sich bei ihnen um Sekundärmetabolite, d. h. um Stoffe, die für die Wachstums- und Entwicklungsprozesse nicht wichtig sind, aber als eine Art von Abwehrsystem fungieren, das die Pflanze vor Parasiten, Schädlingen und Raubtieren schützt.

Die Marihuanapflanze produziert hunderte von Inhaltsstoffen, die jeweils verschiedene Funktionen erfüllen. Die Terpene zum Beispiel sind die Moleküle, die der Cannabispflanze ihr charakteristisches Aroma verleihen. Das Chlorophyll in den Blättern ist für deren grüne Farbe verantwortlich, und die Cannabinoide sorgen (zumindest teilweise) für die psychoaktive Wirkung, die man gemeinhin mit Marihuana assoziiert.

Es haben jedoch nicht alle Cannabinoide psychoaktive Eigenschaften, und dies ist auch nicht ihre einzige Funktion. Von THC und CBD, den beiden wichtigsten und meisterforschten Cannabinoiden der Marihuanapflanze, habt ihr sicherlich schon gehört. Die meisten Cannabinoide verursachen nicht jenen berühmten Rauschzustand, der gemeinhin mit dem Cannabiskonsum assoziiert wird, aktivieren aber sehr wohl bestimmte Prozesse in unserem Körper und haben ganz unterschiedliche Effekte. Die Liste an Cannabinoiden mit berauschender Wirkung ist sogar ziemlich kurz und beinhaltet vor allem THC. Auch THCV hat einen gewissen, wenn auch weniger lang anhaltenden psychoaktiven Effekt.

Wie steht es also um die restlichen Cannabinoide? Die haben, wie wir euch gleich näher erklären werden, andere Anwendungen, und zwar nicht nur im therapeutischen, sondern auch im Freizeitbereich. Die Konzentration der jeweiligen Cannabinoide, die eine Marihuanasorte enthält, beeinflusst aber auch den berauschenden Effekt des THC.

Ein klares Beispiel dafür ist der mäßigende Effekt von CBD. Der ist auch der Grund, warum Sorten mit hohem CBD-Gehalt ein „tragbareres" High verursachen. Es ist also wirklich wichtig, dass ihr wisst, was ihr konsumiert, denn nur mit ausreichend Informationen über die Zusammensetzung der Sorten, die ihr in eure Garten pflanzen wollt oder die ihr kauft, könnt ihr vorhersagen, wie diese auf euren Körper wirken werden – ganz egal, ob ihr euer Gras aus medizinischen Gründen oder als Genussmittel konsumiert.

Cannabinoide in saurer Form

Beim Thema Cannabinoide muss dazugesagt werden, dass die Cannabispflanze diese Verbindungen nicht in der neutralen Form produziert, in der wir sie normalerweise konsumieren, sondern in saurer Form. Was bedeutet das? Ganz einfach: Die Cannabinoide im Harz der lebendigen oder frisch abgeschnittenen Pflanze haben nicht dieselbe Wirkung, wie wenn sie bereits der sogenannten Decarboxylierung unterzogen worden sind, die durch Wärme oder Oxidation in Gang gesetzt wird.

Das berühmte THC ist also nicht in der Pflanze selbst enthalten, sondern liegt dort nur als THCA vor, und in dieser Form verursacht es nicht das High, das man sonst mit dem Cannabiskonsum verbindet. Solange keine Hitze mit im Spiel ist (egal, ob durchs Rauchen des Grases oder mit anderen Methoden), gehen die Cannabinoide nicht von der sauren in die neutrale Form über. Die wichtigsten sauren Cannabinoide, die in der Cannabispflanze vorliegen, sind:

  • CBGA
  • THCA
  • CBDA
  • CBCA
  • CBGVA
  • THCVA
  • CBDVA
  • CBCVA

Erst nach der Decarboxylierung gehen die Cannabinoide in saurer Form in die uns allseits bekannten Wirkstoffe über. Falls ihr Cannabis nicht gerade als Saft aus frisch von der Pflanze geernteten Buds konsumiert, sind das, was in euren Körper kommt, normalerweise die Cannabinoide in neutraler Form.

Cannabinoide in neutraler Form

Im Folgenden stellen wir euch die wichtigsten Cannabinoide der Marihuanapflanze in neutraler Form vor.

THC oder Tetrahydrocannabinol

THC ist das berühmteste Cannabinoid und für die psychoaktive Wirkung der Pflanze verantwortlich. Raphael Mechoulam hat das Cannabinoid im Jahr 1964 isoliert – eine Entdeckung, die den Weg für die Erforschung anderer Cannabinoide und des Endocannabinoid-Systems freigemacht hat. Es ist zusammen mit CBD eins der Cannabinoide, die im Marihuana in der höchsten Konzentration vorliegen. Durch die Interaktion von THC und den Rezeptoren, die sich in unserem Gehirn und Nervensystem befinden, wird eine chemische Reaktion in Gang gesetzt, die zum bekannten Marihuana-High führt.

Wie wirkt THC auf unseren Körper?

Je nach Dosierung hat THC folgende kurzfristige Effekte:

  • Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses
  • Euphorie
  • Entspannung
  • Schmerzlinderung
  • Hunger
  • Müdigkeit
  • Nervosität
  • Mundtrockenheit
  • gerötete Augen

Auch wenn THC vor allem durch den Genussmittelkonsum berühmt wurde, hat es auch sehr nützliche Eigenschaften im medizinischen Bereich: Es konnte bewiesen werden, dass das Cannabinoid sich zur Behandlung verschiedener Krankheiten eignet, darunter u. a. chronische neuropathische Schmerzen, Schlaflosigkeit, grüner Star, Schlafapnoe und Fibromyalgie.

CBD oder Cannabidiol

CBD ist das zweithäufigste Cannabinoid in der Marihuanapflanze und hat die Cannabisindustrie in den letzten Jahren regelrecht revolutioniert. Es hat keine psychoaktive Wirkung und wird besonders für medizinische Zwecke verwendet, obwohl es auch für den Genussmittelkonsum sehr nützlich sein kann. Durch seine Interaktion mit den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems kann es helfen, verschiedene Körperfunktionen im Gleichgewicht zu halten, insbesondere im Immunsystem. Außerdem trägt das Cannabinoid dazu bei, bestimmte unangenehme Nebeneffekte des THC wie Nervosität oder Mundtrockenheit zu reduzieren.

CBN oder Cannabinol

Dieses Cannabinoid hat ebenfalls keine psychoaktive Wirkung, aber einen starken beruhigenden Effekt. 5 mg CBN entsprechen ganzen 10 mg Diazepam! Da es im Gegensatz zu THC nicht berauschend wirkt, hilft CBN ganz ohne den Kater danach beim Einschlafen. Es hat also einen narkotischen Effekt, der geistig klar bleibt. Während manche Medikamente gegen Schlaflosigkeit süchtig machen können, ist CBN eine natürliche Alternative mit einem sehr niedrigen Suchtrisiko. Das Cannabinoid kommt in größeren Mengen in Cannabispflanzen vor, wenn man letztere spät erntet, weil das THC dann zu CBN umgewandelt wird. Wenn ihr also wollt, dass euer Marihuana beruhigender wirkt, müsst ihr eure Pflanzen einfach eine oder zwei Wochen später als zum optimalen Erntezeitpunkt abschneiden.

CBC oder Cannabichromen

Auch CBC zählt zu den sechs Marihuana-Hauptcannabinoiden. Im Gegensatz zu THC hat es keine psychoaktive Wirkung, dafür schreiben ihm aber mehrere Studien ein großes medizinisches Potenzial zu. Obwohl es bereits vor über 50 Jahren entdeckt wurde, wurde dem Cannabinoid bisher nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Erst in den letzten Jahren wurde mehr über seine potenziellen Anwendungen nachgeforscht. CBC bindet nicht an die CB1-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, sondern an die TRPV1- und TRPA1-Rezeptoren, die zum sogenannten Transienten Rezeptor-Potential-Kationenkanal gehören, der im Nervensystem sitzt und das Schmerzempfinden beeinflusst. Deshalb legen mehrere Studien nahe, dass CBC unter anderem als Schmerzmittel eingesetzt werden könnte.

CBG oder Cannabigerol

Auch wenn der Anteil an diesem Cannabinoid meistens sehr gering ist (ungefähr 1 %), ist es interessant zu wissen, dass die Verbindung der Ausgangsstoff von THCA, CBDA und CBCA ist. Dank ihres großen medizinischen Potenzials bemühen sich seit einigen Jahren auch erste Breeder um die Entwicklung von Sorten mit hohem CBG-Gehalt, die jetzt allmählich auf den Markt kommen.

THCV oder Tetrahydrocannabivarin

Dieses Cannabinoid hat eine ganz ähnliche Molekülstruktur wie Tetrahydrocannabinol. Es kommt insbesondere in afghanischen Sorten vor und wirkt auch psychoaktiv, allerdings hält sein Effekt nicht so lange an wie der von THC: Schätzungen zufolge reduziert sich die Dauer der psychoaktiven Wirkung im Vergleich zu letzterem um 20 bis 25 %.

CBDV oder Cannabidivarin

Die Molekülstruktur von CBDV ähnelt der von CBD. Es wirkt nicht psychoaktiv und ist vor allem in den Indica-Landrassen, die wenig THC und viel CBD enthalten, in größeren Mengen enthalten. Konkret handelt es sich dabei insbesondere um die Cannabispflanzen, die in den Gebirgsgebieten in Nordindien wuchsen und für die Herstellung des berühmten nepalesischen Haschisch verwendet wurden.

17/10/2019

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