Was ist synthetisches Marihuana?

Um der Welt die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen zu zeigen, die diese Art Droge konsumieren, nimmt uns Vice nach England mit. Im Land jenseits des Eurotunnels gelangte leider vor einigen Jahren „falsches Marihuana" zu Beliebtheit und richtete regelrechte Verwüstung unter den britischen Jugendlichen an, besonders, da die Substanz bis vor einem Jahr noch legal und in jedem Kiosk erhältlich war. Diese Reportage zeigt die physischen wie auch psychischen Konsequenzen ihres Konsums. Lies weiter und wir erzählen dir Genaueres…

Manchester, die Spice-Hochburg

Manchester ist historisch eine der am stärksten von Drogen gebeutelten Städte Englands. Fehlende soziale Absicherung sowie Beihilfen führten zusammen mit anderen Faktoren im letzten Jahrzehnt zu einem Anstieg der Obdachlosenzahl. Die Heime platzen aus allen Nähten, die Sozialämter kommen nicht nach mit der Betreuung der wachsenden Zahl derer, die Hilfe und eine Bleibe für die Nacht suchen. Und genau diese Menschen sind am anfälligsten für den Konsum „synthetischen Marihuanas", welches bis vor einem Jahr im ganzen Land unter Namen wie „Spice" (am bekanntesten), „Vortex" oder „Pandora" legal vertrieben wurde.

Eine legale Droge, die viel billiger ist und noch dazu zehnmal intensiver wirkt – bei dieser Kombination ist es nicht verwunderlich, dass das sogenannte Spice schnell berühmt wurde unter den britischen Jugendlichen, die es zu Freizeitzwecken nehmen, etwa um sich für Partys und Konzerte in Stimmung zu bringen oder bloß kalte Winternachmittage totzuschlagen.

Was ist synthetisches Marihuana?

Die Droge sieht ganz ähnlich aus wie Marihuana; es sind getrocknete Kräuter, besprüht mit einem chemischen Produkt, das synthetische Cannabinoide enthält und im Labor erzeugt wird. Synthetische Cannabinoide gehören zu den sogenannten „neuen psychoaktiven Substanzen", legalen Produkten, die angeblich die Wirkung illegaler Drogen imitieren. In diesem Fall klaffen Wirklichkeit und Theorie aber weit auseinander, denn wie in der Dokumentation gezeigt wird, besitzen die synthetischen Cannabinoide eine wesentlich stärkere und schädlichere Wirkung als die Cannabinoide der Hanfpflanze.

Wie wirken synthetische Cannabinoide im Gehirn?

Viele der Labore, die diesen Typ Substanzen herstellen, befinden sich in Russland oder China. Momentan gibt es an die 700 synthetische Cannabinoide, wie etwa Cannabicyclohexanol oder AB-CHMINACA. Die Langzeitfolgen dieser künstlich erzeugten chemischen Substanzen sind bislang ungenügend untersucht. Scheinbar binden sie an die Rezeptoren des endocannabinoiden Systems, wie auch das THC es tun würde, greifen diese jedoch ganz anders an. Zahlreiche negative Nebenwirkungen werden mit der im UK über Jahre hinweg legalen Droge in Verbindung gebracht, darunter häufig schwere Fälle von Psychose.

Eine gefährliche Verkaufsstrategie

Die gesundheitlichen Folgen der synthetischen Cannabinoide sind unberechenbar, denn die Hersteller verändern die Zusammensetzung von einer Sendung zur anderen, um ihre Ware legal zu halten, sprich, sobald ein bestimmtes synthetisches Cannabinoid gesetzlich verboten wird, schafft der Hersteller ein neues, das natürlich noch nicht verboten ist. Mit dieser Methode konnten rechtliche Schranken umgangen und Millionen Jugendliche mit einem Produkt versorgt werden, das nach den Aussagen im Video hinsichtlich seiner Wirkungskraft und seinem Suchtgrad mit Heroin gleichgestellt werden kann.

Welche Wirkungen hat synthetisches Marihuana?

Der Konsum von sogenanntem Spice bewirkt:

• Entspannung
• Veränderung der Wahrnehmung
• Psychotische Störungen (Wahnvorstellungen, zusammenhangloses Denken, extreme Angstzustände, Verwirrung, Paranoia und Halluzinationen)
• Herzrasen
• Erbrechen
• Kann den Blutdruck erhöhen und die Blutzufuhr zum Herz verringern

Welche Entzugserscheinungen zeigen sich bei synthetischem Marihuana?

Die Droge mag noch so sehr als Imitation von Marihuana konzipiert worden sein, die Wirkungen und körperlichen Folgen von Spice haben nichts mit denen von Cannabis zu tun. In der Doku kann man sehen, wie die abhängigen Jugendlichen nur wenige Stunden nach dem Konsum der Droge bereits schwere Entzugserscheinungen zeigen, die erschreckend an die von Crackabhängigen erinnern. Und tatsächlich kommt die Wirkung von Spice eher der von harten Drogen wie Methamphetamin oder gar Heroin nahe als der von Cannabis: Die gefährliche Substanz führt zu rapidem physischen und geistigen Verfall, hat in den letzten Jahren viele Konsumenten in die Notaufnahme gebracht und sogar zahlreiche Überdosis-Tode zu verantworten. Von einem Tod an einer Überdosis Cannabis ist wohl gemerkt bislang nichts bekannt. Das sind die Entzugserscheinungen von synthetischem Marihuana:

• Unkontrollierbares Erbrechen, Übelkeit und Durchfall
• Appetitverlust
• Extreme Schweißausbrüche
• Schlaflosigkeit
• Starkes Verlangen nach dem Konsum der Droge
• Depression
• Psychotische Störungen
• Selbstmordgedanken
• Unkontrollierbare Bewegungen

Warum war Spice in England jahrelang legal?

Und nun die Eine-Million-Euro-Frage: Wie ist es möglich, dass eine derart gesundheitsschädliche Substanz jahrelang legal war und Cannabis dagegen bei Gefängnisstrafe verboten ist? Das ist unserer Meinung nach ein eindeutiges Zeichen, dass irgendetwas schiefläuft. Wirtschaftliche Interessen? Stigma? Bilde dir deine eigene Meinung, nachdem du die Doku gesehen hast. Hier hast du sie!