- Wenn ihr euch in der Marihuana-Welt etwas auskennt, wisst ihr, dass eine Pflanze mit Sativa-Dominanz nichts mit einer Indica zu tun hat.
- Während erstere euphorisierend wirken, sorgen letztere für größere Entspannung. Auch in ihrem Wachstumsmuster und in ihren aromatischen Charakteristika ähneln sie sich kein bisschen.
- Die Gründe dafür liegen in ihren genetischen Unterschieden und in den klimatischen Merkmalen ihrer ursprünglichen Heimatorte.
Eine der ersten Fragen, die man sich bei der Wahl von Cannabissamen stellt, ist, welche Wirkung man von seiner Pflanze möchte. Schon hier kommen die Unterschiede zwischen Indica- und Sativa-Sorten mit ins Spiel. Wollt ihr euch besser entspannen können, so greift ihr am besten zu einer Indica, wünscht ihr euch dagegen eine Pflanze, die euch anspornt und euphorischer macht, so ist eine Genetik mit Sativa-Einschlag die perfekte Wahl für euch.
Obwohl beide zur selben krautigen Art gehören, gibt es viele Unterschiede, nicht nur in Hinsicht auf die Wirkung nach dem Konsum, sondern u. a. auch in Bezug auf ihre Form, die Entwicklungszeit, die Struktur der Buds. Das liegt in erster Linie daran, dass Cannabis botanisch gesehen zu den polymorphen Arten zählt, was bedeutet, dass innerhalb einer Art mehrere Genvariationen auftreten, z. T. auch individuell. Außerdem kommt noch die beachtliche Fähigkeit der Cannabispflanze hinzu, sich an verschiedene Umgebungen anzupassen, sodass ihre Merkmale sich mit der Zeit signifikant veränderten.
Die unterschiedlichen Wachstumsmuster, Merkmale und Effekte innerhalb der Gattung Cannabis sind also nicht nur von der Genetik beeinflusst, sondern auch von der Umgebung, in der sich die jeweilige Art ursprünglich entwickelt hat.
Die Herkunft hat entscheidenden Einfluss
Indica- und Sativa-Sorten sind in verschiedenen Teilen der Welt entstanden. Erstere stammen ursprünglich aus dem Hindukusch-Gebirge, das zwischen Afghanistan und dem Nordosten von Pakistan liegt, und aus Nordindien, Tibet oder Nepal, während Sativa-Sorten in den wärmeren Klimas von Äquatorgebieten in Thailand, Mexiko, Kolumbien oder Südindien beheimatet sind.
Jede Sorte hat sich gemäß den Charakteristika des jeweiligen Orts entwickelt. Die Indica-Pflanzen brauchten angesichts des kühleren Umgebungsklimas mit kurzen Sommern und rauen Wintern so einen robusteren, kompakteren und kleineren Körper (sie werden nicht größer als 2 m). Außerdem sind die Buds derart um die Nodi gruppiert, dass sie als Schutzmechanismus fungieren und die Pflanzen Wind, Regen und Frost standhalten können.
Sativas wiederum, die ursprünglich im „Hoheitsgebiet der Sonne" heimisch waren, erreichen bis zu 5 m Wuchshöhe, vor allem im Outdoor Grow, und bekommen lange, schmale Blätter. Außerdem haben sie sich an ihre Umgebung – d.h. Länder mit hohen Temperaturen und viel Feuchtigkeit – angepasst, indem sie große, wenig kompakte Buds entwickelten, durch die die Luft gut durchkommt. So kann die Feuchtigkeit leichter aus den Blüten nach draußen transportiert und vermieden werden, dass die Buds von gefährlichen Pilzen wie Botrytis (Grauschimmel) befallen werden. Gleichzeitig sind letztere über die ganze Pflanze verteilt, damit der Abstand zwischen den Zweigen größer ist und sie vor Krankheiten bewahrt werden.
Auch die unterschiedlichen Wachstums- und Blütezeiten beider Sorten lassen sich auf den Einfluss der klimatischen Bedingungen zurückführen. Sativas, die an tropische Gebiete mit viel Sonne gewöhnt sind, brauchen weniger Zeit zum Wachsen. Indicas dagegen, die ursprünglich aus Regionen mit niedrigen Temperaturen stammen, sind langsamer beim Wachsen, aber viel schneller beim Blühen, da in derart rauen Klimas die Tage häufig genauso lang sind wie die Nächte bzw. Dunkelstunden.
Manchen Experten zufolge haben die unterschiedlichen Klimas ihrer Herkunftsorte zudem auch zu Unterschieden bei den körperlichen und geistigen Effekten geführt, die die Sorten jeweils beim Konsum entfalten. Bei den Sativas etwa könnte, wie unten noch weiter erklärt wird, die Sonne einer der Gründe für den höheren Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) sein, dem psychoaktiven Stoff im Cannabis schlechthin. Die Sorten, die aus sonnigeren Gebieten stammen, sind nämlich stärker mit viel komplexerer Wirkung.
Sativas zeichnen sich durch einen euphorisierenden Effekt aus, der die Farb- und Klangwahrnehmung intensiviert und die Kreativität sowie das Denken anregt. Deshalb liefern sie hervorragende Ergebnisse bei Menschen mit Depressionen oder Appetitlosigkeit uvm.
Indicas dagegen, die weniger THC und mehr CBD enthalten, führen sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene zu Entspannung und werden zur Behandlung von Zittern, Krämpfen und Schmerzen empfohlen.
Warum bildet Cannabis unterschiedlich viel THC?
Die genetische Struktur von Cannabis ist viel komplexer, als man es auf den ersten Blick vermuten würde. THC ist nur einer der als Phytocannabinoide bezeichneten 100 Wirkstoffe, die Marihuana produziert. Diese Cannabis-spezifischen Stoffe sind auch als natürliche oder pflanzliche Cannabinoide bekannt und werden in den sogenannten Trichomen gebildet, Harzdrüsen, die sich entwickeln, sobald die Pflanze zu wachsen beginnt.
Einigen Studien zufolge liegt der Nutzen von THC darin, Fressfeinde und Krankheitserreger fernzuhalten, während für andere seine Schutzfunktion vor schädlichen Sonnenstrahlen ausschlaggebend ist. In beiden Fällen wirkt THC also als Verteidigungsmechanismus gegen äußere Einflüsse, die der Pflanze schaden könnten. Das ist auch die Position einer auf der renommierten Online-Plattform Frontiers Plant Science veröffentlichten Untersuchung, die argumentiert, es handle sich bei Cannabinoiden wie THC tatsächlich um chemische Produkte, die das Überleben der Art sichern sollen.
Allerdings haben sie nicht nur diese Verteidigungsfunktion, sondern sind auch wichtige „Kommunikationsmittel" mit Auswirkungen auf andere Pflanzen sowie Tiere und locken beispielsweise Nützlinge an, die das Cannabis vor Schädlingen schützen oder zur Bestäubung und zur Samenverteilung beitragen. Obwohl THC also nicht direkt mit dem Wachstum der Pflanzen zusammenhängt, kommt ihm eine wichtige Rolle zu; es sorgt während des gesamten Lebenszyklus für deren Wohlergehen.
Seine potenziellen Funktionen enden jedoch damit noch keineswegs: Eine Untersuchung der Universität von Maryland zeigte, dass THC auch Schutz gegen die schädlichen Effekte von Licht auf Cannabis bietet. Zu viel ultraviolette Strahlung kann dem Fotosynthese- sowie Reproduktionssystem oder den Zellteilungsprozessen vorübergehende oder bleibende Schäden zufügen. THC ist demzufolge wie eine Art Schutzschild, das ähnliche Aufgaben wie die Pigmentierung der menschlichen Haut erfüllt.
Wie bereits angedeutet, könnte sich dies auch auf die Entwicklung der verschiedenen Typen von Marihuana-Pflanzen ausgewirkt haben. Eine 1994 im Journal of the International Hemp Association veröffentlichte Studie erklärt so, die hohe Strahlung in den Tropen könnte zur Entstehung der Sativa-Sorten beigetragen haben. Außerdem gibt es auch vielen Growern zufolge keinen Zweifel daran, dass die potentesten Cannabissorten aus Gebieten stammen, wo die Sonneneinstrahlung viel intensiver ist – so sehr, dass die Stärke und Komplexität ihrer Effekte fast direkt mit der ultravioletten Strahlung zusammenzuhängen scheinen.
Die Wissenschaft ist sich uneinig
Dennoch sind die Unterschiede zwischen Indicas und Sativas nicht für jedermann Tatsache. Der Neurologe Dr. Ethan Russo etwa hält sie für pure Legende und bezeichnet sie gar als „kompletten Blödsinn". Der emeritierte Präsident der prestigeträchtigen International Association for Cannabinoid Medicines (abgekürzt IACM) glaubt, die Klassifizierung sei bloße Erfindung. „Wir hätten alle lieber eine einfache Patentlösung, um komplexe Systeme zu erklären, aber im Fall einer psychoaktiven Droge wie Cannabis ist das nutzlos und sogar potenziell gefährlich", kritisiert er in einem Interview.
Die tatsächlichen Ursachen hinter den konträren Effekten sind für ihn und für andere Wissenschaftler die Terpenoide im Marihuana, die sich strukturell von Isopren ableiten und mindestens 20 000 verschiedene Verbindungen umfassen. Sie unterscheiden sich von den bekannteren Terpenen dadurch, dass sie durch Kombination mit Kohlenwasserstoffen entstehen und zusätzliche chemische Elemente enthalten können, also ein viel breiteres Konzept darstellen.
Es sei viel wahrscheinlicher, so Russo und seine Kollegen, dass das Terpenoid-Gemisch Citral für die schmerzstillende Wirkung verantwortlich sei, nicht die Klassifizierung als Indica-Sorte. Außerdem geht auch der Geruch der Pflanzen auf die organischen Wirkstoffe zurück: Nerolidol etwa sorgt für ein frisches, holziges Aroma. Bekannt ist jedoch auch 1,8-Cineol oder Eucalyptol, ein Monoterpenoid mit antiseptischen, antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften.
Andererseits gibt es auch Experten, die argumentieren, die Terpene und Terpenoide einer bestimmten Sorte hätten sich nach deren Genetik und den Umgebungsbedingungen der Heimatregion entwickelt.
Wie dem aber sei, wenn ihr Cannabissamen zum Growen kauft, solltet ihr das immer an einem vertrauenswürdigen Ort tun, wo man euch ausreichend über die Besonderheiten und die Effekte der Pflanze informiert. Deshalb findet ihr im Dinafem-Katalog zu jeder unserer Sorten ausführliche technische Daten.
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