- In einer umfassenden Serie von Artikeln haben wir euch erklärt, wie ihr viele der Krankheiten und Schädlinge, von denen eine Cannabispflanze betroffen sein kann, erkennt und bekämpft.
- In den meisten Fällen gibt es Mittel, mit denen man diese Probleme effizient und dauerhaft in den Griff bekommt. Eine Kategorie von Pflanzenkrankheiten ist jedoch sowohl für Grower als auch für Wissenschaftler bis heute ein ziemliches Rätsel: Pflanzenviren.
- In diesem Artikel erklären wir euch, woher diese Viren kommen können und wie sie sich entwickeln, obwohl diesbezüglich selbst unter Wissenschaftler noch viele Fragen offen sind. Hypothesen gibt es zur Genüge, wirklich genau weiß jedoch keiner, warum die Viren auftauchen.
Was ist ein Pflanzenvirus?
Pflanzenviren sind, wie der Name sagt, Viren, die eine Pflanze infizieren und sie schädigen können. In manchen Aspekten verhalten sie sich wie ein Lebewesen, in anderen eher wie ein chemischer Stoff. Pflanzenviren sind bis heute zu weiten Teilen ein Mysterium, da die internationale Wissenschaftsszene immer eher zu Forschungsprojekten über Tiere neigte als zu Forschungsprojekten über Pflanzen, vermutlich aufgrund deren größerer Nähe zum Menschen.
Pflanzenviren sind intrazelluläre Parasiten, die einen Wirt brauchen, um sich fortpflanzen zu können. Häufig nutzen sie sogenannte Virenträger für ihre Entwicklung, d. h. Organismen, die den Virus von einer infizierten Pflanze auf eine gesunde überragen und so neue Wirtskörper erschließen können.
Meistens fungieren Insekten, Milben oder andere Tiere, Pflanzen oder Menschen – egal, ob Besucher oder Grower – als Virenträger. Besonders häufig sind sogar die typischen Parasiten wie Blattläuse, Weiße Fliegen, Thripse, Gemeine Spinnmilben etc. für einen Befall verantwortlich.
Sobald der Virus in die Wirtszelle eingedrungen ist, schält er sich aus seiner Proteinhülle und beginnt sich zu vermehren. Dabei entstehen neue Proteinpartikel, die dem Transport des Virus von einer Wirtszelle in die nächste dienen.
Viele Pflanzenviren befallen nur einzelne, präzise Pflanzenarten. Jeder Virus braucht also eine ganz spezifische Wirtszelle, um sich vermehren zu können. Das mindert immerhin die Epidemie- und Übertragungsgefahr zwischen verschiedenen Arten. Vorsicht ist jedoch trotzdem angesagt, da manche Viren relativ viele Pflanzen infizieren können.
Welche Viren können Cannabispflanzen infizieren?
Bislang gibt es um die 900 identifizierten Pflanzenviren, doch bei Cannabispflanzen ist nur ein Bruchteil davon untersucht, genauer gesagt, zwei: der Hanfstreifenvirus (Hemp Streak Virus, HSV) und der Hanfmosaikvirus (HMV, Hemp Mosaic Virus).
Beide Viren scheinen Virenträger wie Blattläuse oder Weiße Fliegen (Mottenschildläuse) für ihre Verbreitung zu nutzen.
Außerdem scheint auch der Tabakmosaikvirus (TMV, Tobacco Mosaic Virus) Cannabispflanzen zu befallen. In erster Linie sind zwar Tabakpflanzen betroffen, doch es gibt auch viel Kontroverse um seine Wirkung auf Cannabis. Was diese These untermauert, ist, dass der Hanfmosaikvirus tatsächlich ein cowpea-Stamm des TMV ist.
Da der Tabakmosaikvirus zu den bekanntesten Pflanzenviren überhaupt gehört, werden wir uns im Folgenden vor allem auf ihn konzentrieren, um euch möglichst detaillierte Informationen liefern zu können.
TMV ist ein stabiler Pflanzenvirus, solange die Temperaturen nicht unter 4 ºC sinken. Deshalb kann er sich auch so leicht in vielen botanischen Gärten und Gewächshäusern reproduzieren, die nicht nur eine Vielzahl von verschiedenen Pflanzen haben, sondern eben auch stabile, für das Virus perfekte Bedingungen (mäßige Luftfeuchtigkeit und hohe Temperatur).
Die Virushülle des TMV besteht aus mindestens 2000 Hüllproteinen und enthält ein fadenförmig verwundenes RNA-Molekül. Wenn der Virus in die Wirtszelle eingedrungen ist, fallen die Proteine ab und setzen die RNA frei, sodass das Genom des Virus reproduziert werden kann.
Typische Symptome für eine Infektion sind ein intervenärer Farbverlust bei den jungen Blättern, – Vorsicht, nicht mit den Indizien für einen Nährstoffmangel verwechseln! – begleitet von auffälligen hellen und dunklen Flecken.
Außerdem werden die Blätter im Krankheitsverlauf unebener und rauer. Falls es in der Umgebung trocken und warm ist, sind sehr schnell auch die unteren Pflanzenteile betroffen. Ab diesem Zeitpunkt werdet ihr auf den meisten Blättern bald Nekroseanzeichen entdecken und sehen, dass die Pflanze sich nicht mehr weiterentwickelt.
Allem Anschein nach können auch der Tabakstreifenvirus (TSV, Tobacco Streak Virus), der Tabak-Ringfleckenvirus (TRSV, Tobacco Ringspot Virus), der Luzern-Mosaikvirus und der Gurken-Mosaikvirus (CMV) auf Cannabispflanzen übergreifen. Virenträger sind in allen 4 Fällen Saatgut und Blattläuse.
Zudem hat man auch Fälle beobachtet, in denen Arabis-Mosaikviren (ArMV) Cannabiskulturen befallen und dafür Fadenwürmer und Samen als Träger benutzt haben. Deren Besonderheit ist die Tatsache, dass befallene Pflanzen einen asymptomatischen Krankheitsverlauf zeigen können, d. h. trotz Infektion optisch symptomfrei bleiben.
Wie kann man Pflanzenviren, die Cannabis befallen, vorbeugen?
Wie ihr im Laufe dieses Artikels verstanden haben werdet, ist es leider ziemlich schwer, Pflanzenviren loszuwerden. Die richtige Prophylaxe (Hygiene/Sauberkeit bei Raum, Grower(n) und Besucher(n)) ist alles!
Das beste Mittel, um potenzielle Infektionen im Zaum zu halten, ist also, in der Kultur immer auf gute Umgebungsbedingungen sowie strenge Hygiene und Sauberkeit zu achten. Um „sichere" klimatische Bedingungen zu wahren, ist auch eine gute Belüftung entscheidend.
Wenn ihr diese Tipps befolgt, reduziert ihr nicht nur das Risiko für einen Befall durch die Pflanzenviren, sondern auch durch deren Virenträger (Schädlinge).
Regelmäßig durchzuputzen und sich die Zeit zu nehmen, sich komplett umzuziehen, bevor man seine Kultur betritt, mag zwar manchmal ziemlich lästig sein, aber glaubt uns, es ist wirklich wichtig!
Und schließlich scheint man den Virus auch mit Natriumhypochlorid (1 %) halbwegs in den Griff bekommen zu können. Verdächtige Samen können „desinfiziert" werden, indem man sie 24 h Stunden lang in 80 ºC heißes Wasser oder in eine Natriumtriphosphat-Lösung eintaucht.
Gutes Growen!
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