- Die nicht-psychoaktive Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) ist einer der therapeutischen Stoffe, der in der rohen d. h. der noch lebenden/grünen Cannabispflanze am meisten vorliegt.
- Was genau ist THCA? Welche Eigenschaften besitzt es? Wie kann man es bestmöglich nutzen?
THCA (oder Tetrahydrocannabinolsäure) ist eine biosynthetische Vorstufe von Tetrahydrocannabinol (THC), die bislang als „inaktiver" Cannabis-Bestandteil gehandelt wurde. Dies ist jedoch weit gefehlt: Obwohl sich bislang die meisten Studien über Cannabis auf THC konzentrieren, gibt es immer mehr Hinwiese darauf, dass THCA selbst beeindruckende medizinische Vorteile besitzt.
Im Gegensatz zu THC ist THCA ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das in frischen Cannabisblüten und -blättern vorkommt, die noch nicht getrocknet, gecured oder erhitzt wurden. Wenn die Pflanze trocknet, wird THCA nach und nach in THC umgewandelt. Hitze und Licht beschleunigen diesen Umwandlungsprozess, der als Decarboxylierung bezeichnet wird, und genau das passiert, wenn man Blüten raucht oder dampft und so THC in aktivierter psychoaktiver Form erhält.
Die Cannabispflanze produziert all ihre Cannabinoide in saurer Form, da ihre Enzyme so arbeiten. Statt direkt THC und CBD zu bilden, synthetisiert sie Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) und Cannabidiolsäure (CBDA) aus deren Vorstufe, der Cannabigerolsäure (CBGA), die als „Mutter-" oder „Stammzelle" aller anderen Cannabinoide gilt. Diesen Zusammenhang könnt ihr euch ganz einfach merken, wenn ihr euch anseht, welcher Buchstabe die Abkürzungen der Cannabinoide und Cannabinoidsäuren unterscheidet, denn „A" steht für das englische acid, „Säure". Die sauren Vorstufen sind hitzeunbeständig, d. h. sie verändern sich, wenn sie Wärme ausgesetzt sind.
Der Unterschied zwischen den Summenformeln von THCA und THC ist eine Carboxylgruppe (-COOH) am Kettenende. Beim Rauchen, Kochen oder Dampfen wird diese Carboxylgruppe durch Hitzeeinwirkung abgespalten, wodurch CO2 freigesetzt und die Verbindung rund 12 % ihres Gewichts verliert. Ohne besagte Carboxylgruppe wiederum kann THC frei an die Zellrezeptoren des menschlichen Körpers binden, wird also „aktiviert".
Dies ist auf die dreidimensionale Form des THCA-Moleküls zurückzuführen. Es ist ein großes Molekül, das nicht auf unsere Cannabinoidrezeptoren passt, insbesondere nicht an die CB1-Rezeptoren. Um eine psychoaktive Wirkung entfalten zu können, muss ein Cannabinoid jedoch an letzteren andocken können. Genau das ist auch der Grund, warum ihr nicht high werdet, wenn ihr rohes Cannabis esst.
Wenn ihr euch schon einmal Laboranalysen zu einer konkreten Sorte angeschaut habt, habt ihr vielleicht festgestellt, dass THC oder THCA die am häufigsten vertretenen Cannabinoide sind und durchschnittlich zwischen 10 und 20 % ausmachen. Beide Angaben bedeuten dabei im Grunde dasselbe, denn wenn man eine Blüte rauchen, vapen oder auf irgendeine andere Weise erhitzen will, wird das THCA ja zu THC umgewandelt.
Welche Effekte und Vorteile hat THCA?
Dass THCA keine psychoaktive Wirkung hat, ist einer der Gründe, warum man normalerweise keine Cannabisblättert isst, wobei auch der scharfe Geschmack des rohen Grases damit zu tun haben könnte. Dabei ist rohes Cannabis eigentlich ein echtes Superfood. Dass man bald Cannabisblätter in den Supermarktregalen findet ist zwar nicht wahrscheinlich, theoretisch hätten sie aber ihren Platz neben Koriander und Petersilie wohl verdient.
Bisherigen Studien zufolge scheint THC vielversprechendes Potenzial zur Behandlung verschiedener Krankheiten (u. a. Epilepsie) mitzubringen, da es entzündungshemmende, neuroprotektive und antiemetische (übelkeitslindernde) Eigenschaften besitzt. THCA könnte sich also für alle, die Abhilfe gegen entzündliche Krankheiten wie Arthritis und Lupus oder neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson suchen, als sehr nützlich erweisen.
Eins der wichtigsten Charakteristika von THCA ist dabei jedoch, dass es scheinbar die Fähigkeit besitzt, auch in sehr niedriger Dosierung (zwischen 10 und 100 Mal niedriger als bei THC) zu wirken, was sein therapeutisches Potenzial noch größer macht, insbesondere, da die Verbindung angesichts der Tatsache, dass an „Grünmasse" bei einer Marihuanapflanze viel mehr anfällt als an Blüten, in sehr viel höheren Mengen vorliegt als THC oder CBD.
Dass das Marihuanarauchen übelkeitshemmend wirkt, liegt möglicherweise an der kleinen Menge THCA, die bei der Verbrennung übrig bleibt. Man schätzt nämlich, dass beim Rauchen 95 % des THCA in THC umgewandelt wird, und wenn dem so ist, könnte ein Raucher eine kleine Restmenge THCA einatmen, die ebenfalls therapeutisch wirken könnte.
Die vorklinische Forschungslage zu THCA ist bislang jedoch sehr konfus. Dass Ärzte und Patienten dem Cannabinoid auch in sehr niedrigen Konzentrationen positive Effekte bescheinigen, zeigt, dass es über die Tetrahydrocannabinolsäure noch viel zu lernen gibt.
THCA und die Cannabispflanze
Abgesehen von seinen medizinischen Eigenschaften soll THCA auch viele Funktionen für die Cannabispflanze besitzen. Studien weisen daraufhin, dass es die Blätter vor der schädlichen UV-B-Strahlung schützt. Bei anderen Untersuchungen wurde entdeckt, dass THC Nekrose auf den Blättern verursacht. Dies ist sehr verblüffend, da sich das THCA in den Harzdrüsen der Trichome befindet, die genau auf der Oberfläche der Blätter und Blüten sitzen. Wenn die Pflanzen den Stoff in ihre Blätter absondern, tötet dies die Zellen ab und führt zu Nekrose.
Dies soll die reife Pflanze gesund halten und (fast) abgestorbene oder beschädigte Zellen entfernen. In gewisser Weise fungiert THCA also wie ein externes Immunsystem, über das die Pflanze sich selbst „beschneidet" und Nährstoffe für andere Pflanzenteile recycelt. Außerdem kann das saure Cannabinoid auch helfen, die Pflanze gegen mikrobielle Krankheitserreger zu schützen. Wenn wir Menschen THCA konsumieren, konsumieren wir also einen Teil der „Naturapotheke", mit der sich die Cannabispflanze selbst schützt und heilt.
Wo ist THCA enthalten?
Bei einem derart großen Spektrum an gesundheitlichen Vorteilen ist es verständlich, dass viele Patienten rohes Cannabis in ihr Behandlungsprogramm einbauen. Es gibt zwar einige Vollspektrum-Cannabisöle, die aus rohen Pflanzen gewonnen werden, doch die meisten Patienten holen sich ihre Tagesdosis THCA, indem sie grünes Cannabis in ihren Speiseplan einbauen, z. B. als:
- Säfte
- Shakes
- Dressing oder Garnitur für Salate
- Rohkostsalate
- dampfgegartes Gemüse
- rohe Beilage
- rohe Saucen
Man kann das Cannabinoid jedoch auch als Konzentrat finden, denn wenn man den THCA-Gehalt einer Cannabispflanze isoliert, kann man das kristalline THCA extrahieren und in Reinform konsumieren. So hat es zwar nicht viel Duft oder Geschmack, da bei den meisten Extraktionsverfahren Terpene und Flavonoide entfernt werden, um isolierte Cannabinoide zu erhalten, doch viele Produzenten führen den Konzentraten wieder Terpenmischungen zu. Dies verbessert nicht nur den Geschmack, sondern auch das therapeutische Potenzial der Konzentrate, da die verschiedenen Cannabis-Inhaltsstoffe zusammen einen sogenannten Entourage-Effekt besitzen.
Ob man sie nun raucht, isst, dampft oder mit Saft mischt, es ist unerlässlich, die Eigenschaften der Cannabispflanze und ihr Zusammenwirken mit unserem Körper zu verstehen, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Jedes der Cannabismoleküle hat seine Vorteile. Hoffen wir also, dass die Wirkung von rohem Cannabis bald näher erforscht ist und man weiß, dass es eine sichere Zutat für eine gesunde Ernährung ist!
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