- Nach dem aktuellen Cannabisgesetz von Nevada, das am 1. Juli 2017 angenommen wurde, ist es erlaubt, Marihuana zu Freizeitzwecken zu erwerben, nicht aber, es an öffentlichen Orten zu konsumieren.
- Das heißt im Klartext: auf der Straße und im Freien, aber auch in Hotels, Bars, Restaurants, Clubs und Casinos.
- Während die Cannabis-Verkäufe stetig zunehmen, werden auch die Millionen Touristen, die jährlich Las Vegas besuchen, immer erfinderischer im Umgehen der Strafen. Wird dieser krasse Widerspruch überwunden?
Am 1. Juli dieses Jahres wurde in der Stadt mit der Devise „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas" der Marihuana-Verkauf zu Freizeitzwecken legalisiert. So weit, so gut – bis auf ein entscheidendes Detail: Man darf an keinem öffentlichen Ort Cannabis konsumieren, nur in Privatgebäuden. Während es also völlig zulässig ist, unser aller Lieblingspflanze an den Verkaufsstellen vor Ort zu erwerben, untersagt das Gesetz von Nevada, sie zu rauchen, und zwar nicht nur draußen auf der Straße, sondern auch in Hotels und Casinos. Was aber macht es für einen Sinn, ein Produkt zu verkaufen, das man nirgendwo benutzen kann?
Las Vegas – eine Stadt mit kaum einer halben Million Einwohner, die rund 40 Millionen Touristen pro Jahr empfängt – ist für die meisten seiner Besucher der Inbegriff von Spaß, Unterhaltung, Freizeit und Verrücktheit. Jetzt kommt auch der Verkauf von Marihuana hinzu, jedoch mit einem riesigen Haken: Einen Ort, um es in aller Ruhe zu konsumieren, findet man unmöglich, handle es sich nicht gerade um einen Privatwohnsitz, wo man normalerweise die Erlaubnis des Eigentümers braucht. Wie der Bezirk Clark County, zu dem Las Vegas gehört, in einer Pressemitteilung erinnerte, wird das Rauchen außerhalb der Verkaufsstellen, in Casinos oder selbst in parkenden Autos mit 600 Dollar-Strafen (rund 505 Euro) geahndet.
In den mehr als 150 000 Hotels und Motels von Las Vegas (dort liegen 15 der 20 größten weltweit) darf ausnahmslos kein Cannabis konsumiert werden. Zudem lässt das Angebot der lokalen Verkaufsstellen ziemlich zu wünschen übrig, was den Verkauf in großem Stil erschwert. Selbst der Gouverneur des Staates Nevada höchstpersönlich, Brian Sandoval, hat bereits mit einer Notfallmitteilung auf den Produktmangel in den Schaufenstern der zugelassenen Geschäfte reagiert.
In Nevada gibt es momentan 60 zugelassene Verkaufsstellen, die seit dem 1. Juli im ganzen Staat Marihuana zu Freizeitzwecken verkaufen dürfen. Nach Daten der Gesundheitsbehörde befinden sich 25 davon in der Gegend um Las Vegas und weitere 10 in der Stadt selbst. Wenn auch nur 5 % der Millionen Touristen eine dieser Verkaufsstellen in Vegas aufsuchen wollten, würden die Schlangen bereits um mehrere Häuserblocks reichen. Tatsächlich haben die städtischen Behörden gerade sogar erlaubt, dass diese Läden 24 h geöffnet sind, und das einstimmig, wenn auch ohne die Stimme der Bürgermeisterin, deren Sohn in die lokale Cannabisindustrie involviert ist.
Darum erlauben Casinos und Hotels den Konsum nicht
Die berühmten Spielhöllen von Las Vegas verbieten Marihuana auf ihrem Gelände, weil dieses im Föderalstaat nach wie vor illegal ist und einige sonst ihre Lizenzen verlieren könnten. Einige Leute vermuten jedoch, dass die Casinos vielmehr den Konsum nicht erlauben wollen, weil das fürs Spielen kontraproduktiv wäre. Mit anderen Worten: Die Empfindungen, die Cannabis hervorruft, sollen den Spielern den Mut zum Wetten nehmen. Alkohol dagegen verleitet sehr wohl dazu, viel Geld liegen zu lassen.
Die US-Bevölkerung steht der Marihuana-Nutzung, handle es sich um therapeutische oder Freizeitzwecke, allgemein sehr positiv gegenüber. Nichtsdestotrotz stuft die Föderalregierung die Pflanze nach wie vor als gefährliche Substanz ein. Und angesichts der immensen Summen, die in die Welt der Wetten, des Alkohols und des Tabaks fließen, hat man auch denkbar wenig Interesse daran, diese Industrie durch die Einführung des unbequemen Konkurrenten Cannabis aufs Spiel zu setzen.
Dennoch finden die Touristen immer wieder Wege, sich über die Gesetze hinwegzusetzen, ohne sich in die Nesseln zu setzen, und weichen etwa auf diskrete Cannabis-Lebensmittel, Cannabis-Getränke oder geruchlose Vaporizer aus. Um Marihuana zu genießen, ohne erwischt zu werden, haben bereits viele ihren Erfindergeist unter Beweis gestellt.
Ein Problem, das man nicht nur in Las Vegas kennt
Legal ist der Marihuana-Verkauf zu Freizeitzwecken in Colorado, Washington, D. C., Oregon, Alaska, Kalifornien, Massachusetts und Nevada, was bedeutet, dass Personen über 21 jedwedes Cannabis-Produkt kaufen können. Der Haken ist, dass trotz dieser Legalisierung keine öffentlichen Orte für den Konsum bereitgestellt werden.
Die Wähler aus Denver, Colorado, etwa stimmten für ein Projekt zur Öffnung von Lokalen, in denen man im Stil der holländischen Coffeeshops oder spanischen Cannabis-Clubs Marihuana rauchen kann, jedoch wurde bislang noch kein einziges eröffnet. In Nevada wiederum legte der Senator Tick Segerblom einen ähnlichen Gesetzesentwurf vor, scheiterte aber. Und in Colorado gibt es schon jahrelang Marihuana-Geschäfte, aber keinerlei Fortschritte beim Thema öffentliche Plätze für den Konsum.
Andererseits räumen in der Tat auch viele Verfechter der Zulassung solcher Orte ein, dass noch viele wichtige Fragen geklärt werden müssen. Was etwa ist zu tun, wenn die Kunden bzw. Nutzer zu viel konsumieren, wie hält man sie vom Autofahren ab? Für Scott Rutledge, ein Mitglied der wichtigsten Marihuana-Lobbygruppen in Nevada, ist die Idee der Lokaleröffnung so unbedingt mit der Neugestaltung und Ausweitung eines Modells zu verknüpfen, das bereits seit Jahren genutzt wird: dem Angebot von Parkplätzen und Bussen sowie einfachem Zugang zu Fahrdiensten von Firmen wie Uber und Lyft.
Das passiert mit den Marihuana-Steuern in Nevada
Das Geld geht an den Distributive School Account. Nevadas Gouverneur Bob Sandoval rechnet damit, dass im ersten Verkaufsjahr 60 Millionen Dollar (50,51 Millionen Euro) abfallen und in Schulen investiert werden können. Im Gegenzug trägt der Bundesstaat die Kosten für die Regulierung der Hanfindustrie und plant u. a. 600 000 Dollar (505 000 Euro) für die Einrichtung einer Software zur Nachverfolgung der Verkäufe durch die Steuerbehörde ein.
Was die Bereitstellung öffentlicher Orte angeht, zeigt sich Segerblom trotz der Ablehnung seines Gesetzesentwurfs optimistisch. Der Senator hat ein Gebiet in Las Vegas, genauer gesagt in Little Amsterdam, im Auge, wo Erwachsene Marihuana kaufen und dieses in einem naheliegenden Café, aber auch Hotels, Bussen und Limousinen konsumieren können.
Im Augenblick gehört diese Vision der Zukunft an. Tatsächlich ist es im allerorts als verruchte „Stadt der Sünde" bekannten Las Vegas verboten, auf offener Straße einen Cannabis-Brownie zu essen, in einem laufenden Auto zu rauchen oder mit der Pflanze im Gepäck durch den Grand Canyon zu wandern, um nur einige Beispiele anzuführen. Legal ist der Konsum ausschließlich in den eigenen vier Wänden, und wenn man nur zu Besuch ist in Las Vegas, braucht man eben die Einwilligung des Eigentümers der Wohnung, in der man untergekommen ist. Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt, aber eins ist klar: Da muss sich noch einiges tun.
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