- Fürs Indoor Growen braucht man umfassende Kenntnisse über den Anbau der Pflanzen an sich, muss aber auch die technische Funktionsweise seiner Anlage zu verstehen, der eigenen Sicherheit zuliebe und um sich etliche Folgeprobleme zu ersparen.
- Der empfindlichste Punkt eurer Kultur ist dabei wohl das elektrische System, auf dessen Funktionieren und Verlässlichkeit ihr unbedingt zählen können musst.
- Genau darum geht es uns in diesem Post – schließlich handelt es sich dabei um ein ganz zentrales Thema für eure Sicherheit und die der Menschen um euch.
Vorab ein eindringlicher Appell des Dinafem-Teams: Lest diesen Artikel aufmerksam, bevor ihr irgendeine Kultur aufzieht, um euch genau überlegen zu können, wie ihr eure Grow-Umgebung anlegt und die besten Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Stromanlage in eurem Gebäude
Die erste Information, die ihr berücksichtigen solltet, ist, welche elektrische Gesamtleistung euch zur Verfügung steht. Sie wurde vertraglich mit eurem Stromanbieter festgelegt. So wisst ihr direkt, welche Stromleistung ihr maximal verbrauchen könnt.
Danach solltet ihr den Gesamtzustand eures Stromnetzes sowie dessen Übereinstimmung mit den aktuell in eurem Land geltenden Vorschriften kontrollieren (Alter des Netzes und Zustand seiner Bestandteile, besonders der Stromquelle eures Anbieters außerhalb des Gebäudes, Verkabelung, Netzsteckdosen und Hauptstromzähler).
Wenn möglich, solltet ihr euch dabei am besten von einem befreundeten und qualifizierten Elektriker beraten lassen, der schon eine gewisse Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt, das macht alles gleich viel leichter. Manche Anbaufehler können euch nämlich teuer zu stehen kommen!
Elektrizität ist eine ziemlich technische Angelegenheit bzw. ein ganzes berufliches Spezialgebiet für sich, auf dem provisorisches Basteln und Eigenreparaturen nichts zu suchen haben – sonst droht erhöhtes Brandrisiko. Wir haben euch vorgewarnt!
Wichtig ist außerdem, dass ihr zunächst ganz genau ausrechnet, wieviel Energie ihr braucht, um eure Kultur erfolgreich zum Abschluss zu bringen, dabei aber auch euren alltäglichen Eigenbedarf berücksichtigt, besonders wenn ihr dort wohnt (Haushaltsgeräte wie Heizung, Licht, Waschmaschine, Herdplatten, Fernseher usw.).
Manche dieser Geräte sind echte Energiefresser und ihr tatsächlicher Stromverbrauch oft eine Überraschung. Induktionskochfelder allein etwa können bis zu 3000 W verbrauchen… Wenn ihr also den Konsum aller dieser alltäglichen Apparate zusammenrechnet und dann noch die verschiedenen elektrischen Geräte hinzuzählt, die ihr fürs Growen braucht, schießt der Gesamtverbrauch schnell in die Höhe – umso mehr im Winter, wenn ihr ein elektrisches Heizungssystem habt.
Außerdem solltet ihr sicherheitshalber immer einen gewissen minimalen Spielraum nach oben haben, d. h. nicht die gesamte elektrische Leistung/vertraglich festgelegte Maximalleistung eurer Wohnung verbrauchen. Wir raten euch, eine Spanne von 20-25 % elektrischer Restkapazität zu wahren.
Wenn eure Wohnung also beispielsweise eine maximale Kapazität von 7 kW hat, solltet ihr einen Gesamtverbrauch von 5,6 kW möglichst nicht überschreiten und so noch eine Restleistung von 1,4 kW (20 %) wahren.
Diese Vorsichtsmaßnahme garantiert euch nicht nur die eigene Sicherheit und das Fortbestehen eurer Anlage, sondern erspart euch auch viele andere Probleme (z. B. durch einen Brand, der erhebliche finanzielle Konsequenzen und anderlei Unannehmlichkeiten nach sich zieht). Ihr solltet diese Dinge also nicht auf die leichte Schulter nehmen und immer an jenes alte Sprichwort denken: Vorbeugen ist besser als Heilen!
Bei der Planung eurer Grow-Umgebung solltet ihr euch deshalb folgende entscheidende Fragen stellen:
- Um was genau geht es mir bei meinem Grow-Projekt?
- Ist das an diesem Ort machbar?
- Wie hoch ist mein Strombedarf tatsächlich?
- Eignet sich die elektrische Gesamtkapazität meiner Wohnung für die Kultur, die mir vorschwebt? (Unter Berücksichtigung aller oben genannten Punkte)
Aufbau der Anlage und Kauf des elektrischen Materials
Unser erster Tipp ist: Kauft gutes, hochwertiges elektrisches Material, das den gesetzlichen Vorschriften in eurem Land entspricht. Finanzielle Bedenken solltet ihr außen vorlassen und vor allem dran denken, dass ihr eine Qualitätsanlage aufbauen wollt, die euch maximale Sicherheit bietet.
Cannabisgärten von 1 bis 3 m2
Wenn ihre Kultur mit einer Gesamtfläche von 1 bis 3 m2 plant, müsst ihr normalerweise keine allzu großen Änderungen vornehmen, es sei denn, eure elektrische Anlage ist alt und/oder in schlechtem Zustand und/oder nicht regelkonform. Seht im Stromkasten nach und stellt sicher, dass die Leitung für das oder die Grow-Zimmer und der zugehörige Unterbrecherkontakt funktionieren.
Ein thermomagnetischer Stromkreisunterbrecher schützt eure Stromanlage und eure Wohnung vor etwaigen Kurzschlüssen oder elektrischer Überlastung. Werden gewisse Werte überschritten, kappt er automatisch die Stromzufuhr zur jeweiligen Leitung.
Angaben über diese maximale Kapazität in Amper (A) findet ihr auf der Oberseite des jeweiligen Kontakts und könnt so direkt auf die maximale Leistung rückschließen, die die entsprechende Leitung aushält.
Anschließend solltet ihr einen prüfenden Blick auf den Zustand eurer Stromkabel und deren Querschnitt/Durchmesser werfen. Letztere gibt euch Aufschluss über die maximale elektrische Kapazität des Kabels.
Der Standardquerschnitt der meisten Leitungen in eurem Haus beträgt vermutlich 1,5 mm (Beleuchtung), ihr werdet aber auch Kabel mit einem Durchschnitt von 2,5 mm finden, vor allem am Kühlschrank, der Waschmaschine usw. Noch dickere Kabel (4 mm) lassen sich in der Küche finden und gehören zu „gefräßigeren" Geräten wie einem Elektroherd, Backofen oder auch einer Elektroheizung.
Stellt sicher, dass jede einzelne eurer Netzsteckdosen gut funktioniert und schließt eure Geräte unbedingt an verschiedene Steckdosen im Zimmer an, um nicht eine Leitung zu überlasten.
Geschieht dies doch, so springt im besten Fall euer Unterbrecherkontakt heraus und legt die Leitung lahm, im schlimmsten Fall heißt es: Brandalarm! Der zeigt sich zuerst auf den Kabeln und greift dann auf den Rest eurer Wohnung über. Ihr seht also, ihr solltet sowas wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen…
Haut es euren Stromkreisunterbrecher heraus, weil die Leitung überlastet ist, so genügt es nicht, ihn durch einen anderen mit höherer Kapazität zu ersetzen. Ihr müsst konsequent sein und alle technischen Teile der Leitung gleichermaßen an die tatsächlich verwendete elektrische Ladung anpassen. Es ist grundlegend, den Ursprung der verschiedenen Mängel in eurem Netz zu untersuchen und diese endgültig zu beheben.
Überprüft zunächst, ob eure Geräte (z. B. Entlüfter), ihre Kabel und die Verbindung zur Netzsteckdose funktionieren, dann, ob der Stromkreisunterbrecher zu strapaziert/zu alt und seine Kapazität ausreichend für alle Geräte der Leitung ist. Vielleicht gibt es aber auch ein Problem mit der Netzsteckdose oder den Netzkabeln.
Wenn ihr einen etwas älteren Stromkasten habt, solltet ihr nachsehen, ob alle Sicherungen richtig funktionieren.
Ist euer Stromkasten dagegen neuer, so habt ihr Glück, denn jüngere Modelle weisen einen unabhängigen Schutzschalter auf, der vor jeder elektrischen Überlastung (sprich jedem potenziellen Brand) herausspringt. Es reicht, den Schalter wieder umzulegen, damit der Stromkreis wiederhergestellt wird.
In eurem Stromkasten werdet ihr auch einen allgemeinen Stromversorgungsschalter sowie Differenzstrom-Schutzschalter finden, die zu den Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen gehören (RCD, von Residual Current Device), einem weiteren elektromechanischen System zur Sicherung von Anlagen mit Wechselstrom. Der Differentialschutzschalter unterbricht den Stromkreis, wenn es zu Ableitstrom- und Erdungsfehlern kommt, die seine Kapazität überschreiten (z. B. bei einer Elektrokution).
Stellt euch jetzt vor, ihr steht vor eurem Stromkasten und die Leitungen sind nicht zugeordnet (z. B. durch kleine Etiketten usw.). Eine einfache Methode, um sie einzeln identifizieren zu können, ist, alle thermomagnetischen Stromkreisunterbrecher umzulegen und sie dann nacheinander wieder zurückzuschalten, bis ihr die Leitung gefunden habt, die ihr verwenden werdet.
Fallbeispiel:
Angenommen, ihr habt eine Leitung von 10 Amper mit einem Kabeldurchschnitt von 1,5 mm, sprich eine maximale Kapazität von 2250 W. Vorsichtshalber nutzt ihr nur 80 % dieser Leistung und wahrt so, wie oben erläutert, eine Sicherheitsspanne.
2250 W – 20 % = 1800 W = maximale Leistung, die ihr sicher und unbesorgt nutzen könnt
Das reicht, um eine schöne Kultur von 2 m2 Fläche zu versorgen, inklusive zwei 600 W-HPS-Lampen, einem Be- und einem Entlüfter und einem 1 Mini-Ventilator zur besseren Luftdurchmischung im Zimmer sowie einem kleinen Luftbefeuchter oder Entfeuchter, sofern nötig.
1200 W (2 x 600 W HPS) + 200 W (Be-/Entlüfter) + 12 W (Mini-Ventilator Clip) + 100 W (Befeuchter) = 1512 W
Rechnet man dies in Amper um, erhält man 1512/230= 6,57 A – bei einer 10 A-Leitung noch ausreichend Sicherheitsabstand!
Die Maximalkapazität von einem 16 A-Schutzschalter beträgt übrigens 3500 W (bei einer Leitung mit einem Kabelquerschnitt von 1,5 mm), und die von einem 20 A-Schalter 4500 W (bei einer Leitung mit einem Kabelquerschnitt von 2,5 mm).
Wie findet ihr heraus, wieviel der von eurer Kultur verbrauchte Strom kostet?
Die Summe an Strom, die eure Indoor-Kultur verbraucht, lässt sich relativ einfach ermitteln. Sie geht aus der Anzahl der Betriebsstunden pro Tag, aus dem Preis eures Stromanbieters pro Kilowattstunde und natürlich aus der Leistung der Geräte hervor.
Berechnen wir also beispielsweise die Stromkosten für die Wachstumsphase (Fotoperiode von 18 Lichtstunden und 6 Dunkelstunden) bei einem voraussichtlichen Gesamtverbrauch von 1512 W. Wir gehen dabei von 0,292 €/kWH aus, dem durchschnittlichen Strompreis in Deutschland im Jahr 2017. Dieser Wert dient aber natürlich nur als Richtwert; er verändert sich regelmäßig.
Wir rechnen also ganz einfach: 1512 W x 18 h = 27216 Wh/Tag bzw. 27,216 k Wh/Tag. Das multiplizieren wir mit 31 Tagen, um den Maximalkonsum in den längsten Monaten zu ermitteln, und bekommen: 27 kWh (gerundet) x 31 = 837 kWh. Jetzt muss man das Ganze nur noch mit dem Preis pro kWh verrechnen: 837 x 0,292 = rund 244,40 €/Monat.
Für die Blütephase (Fotoperiode von 12 Lichtstunden und 12 Dunkelstunden) ergibt das bei gleichbleibendem Verbrauch von 1512 W:
1512 W x 12 h = 18144 Wh/Tag bzw. 18,144 kWh/Tag. Wir nehmen wieder mit 31 mal, um den Monatskonsum zu ermitteln:
18 kWh (gerundet) x 31 = 558 kWh. Multipliziert mit dem kWH-Preis ergibt das: 558 x 0,292= rund 162,94 €/Monat.
Auf die gleiche Weise könnt ihr natürlich auch die Stromkosten der einzelnen Geräte berechnen, die ihr verwendet. Es gibt heute viele Geräte, mit denen ihr Strom sparen könnt, wie z. B. Beleuchtungssysteme mit LED-Lampen.
Grundmaßnahmen für einen sicheren Umgang mit Strom
Wir raten euch, euch strikt an die folgenden Ratschläge zu halten:
- Geeignete Kleidung (eng, nichtleitend. Sicherheitskleidung, -handschuhe und -schuhe) tragen
- Auf Schmuck verzichten (Kurzschlussgefahr)
- Solange wie möglich ohne Spannung und stets mit passenden Werkzeugen arbeiten
- Vorschriftsgemäßes Material verwenden
- Offene Kabelteile entfernen (Stromschlag- sowie Kurzschlussgefahr usw.)
- Kabel nicht verdrehen oder verwickeln, damit der Strom richtig fließen kann und eine Überhitzung der Kabel vermieden wird (Brandgefahr)
- Für gute Erdung durch Schutzleiter usw. sorgen, damit eine unbeabsichtigte Stromentladung in den Boden geleitet und die Stromzufuhr an der betroffenen Stelle gekappt werden kann (reduziert die Gefahr einer Elektrokution)
- Waghalsiges, unbedachtes Handeln vermeiden – es könnte drastische Folgen haben (Brand, finanzielle Schäden oder sogar Lebensgefahr). Zieht einen qualifizierten Techniker zu Rate, wenn möglich.
Wir hoffen, euch mit diesem Post für die Gefahren zu sensibilisieren, die beim Umgang mit Strom bestehen. Glaubt uns, das ist keine Kleinigkeit, sondern wirklich ernsthaft zu bedenken! Auf dass ganz viele von euch in Zukunft solche Zwischenfälle zu umgehen verstehen, wünschen wir euch, wie immer, gutes Growen!
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