Adormidera amapola portada

Schlafmohn, die wohl begehrteste Blume der Welt

  • Was Schlafmohn so wertvoll macht, sind vor allem die in der Samenkapsel enthaltenen Alkaloide.
  • Aus dem Milchsaft dieser Kapseln wird Morphin oder Heroin gewonnen.
  • Entdeckt mit uns, woher die Pflanze stammt, wo sie angebaut wird und welche medizinischen Anwendungen sie hat.
Adormidera amapola portada

Schlafmohn (papaver somniferum), echter Mohn, Kultur- oder Gartenmohn, „schöne Blume" … Namen gibt es viele, aber sie beziehen sich alle auf ein und dasselbe: eine hübsche rote, weiße oder violette Mohnblume, deren Stängel mit breiten Blättern übersät und von einer Knospe mit sternförmig eingeteiltem „Deckel" gekrönt ist und deren Milchsaft das zur Herstellung von Morphin, Codein und Heroin benötigte Opium enthält. Ihre Berühmtheit verdankt die Pflanze vor allem den Alkaloiden, die sie produziert – sie schaffen es, Kranke zu beruhigen, wo sonst kein anderer Stoff mehr weiterhilft, treiben aber auch viele, die auf der Suche nach diesem sonst unauffindbaren Frieden wieder und wieder zu ihnen greifen, in die Abhängigkeit.

Diesen Artikel widmen wir der heilsamsten, tödlichsten, bekanntesten, meistkritisierten … Königin aller Blumen: der Mohnart, aus deren Milchsaft Opium gewonnen wird, die Grundlage von Schmerzmitteln und Heroin.

Kurzporträt: Schlafmohn

Schlafmohn ist eine einjährige krautige Pflanze, die bis zu 1,5 m groß werden kann und im Frühjahr austreibt. Sie hat zahlreiche Blätter am Stängel, die diesen zum Teil ringförmig umschließen, und blüht im Mai. Wo immer die langstieligen Pflanzen, deren Blütenkelche fast über dem Boden zu schweben scheinen, wachsen, ist dies ein Zeichen, dass der Sommer beginnt. Ganz egal, ob es sich dabei um Schlafmohn oder eine andere Art handelt, übersäen sich die grünen Felder mit roten oder violetten Tupfern, so ist das schöne Wetter nicht mehr weit. Schlafmohn ist eine wunderschöne Pflanze. In manchen Ländern kann sogar Genehmigungen dafür erhalten, ihn zu dekorativen Zwecken anzubauen – zu Recht: Seine betäubenden Eigenschaften sind angesichts dieser Formen und Farben schließlich keineswegs alles!

Alkaloide sind die Grundlage von Morphin und Codein.

Mohnsaaten sind in den USA und in Europa legal, da sie keine oder nur sehr wenig Alkaloide enthalten. Erst die reife Pflanze produziert den Milchsaft, der Alkaloide wie etwa Morphin, Codein, Thebain und Narkotin enthält. Diesen betäubenden Wirkstoffen verdankt der Schlafmohn übrigens nicht nur seinen deutschen Namen, sondern auch seinen lateinischen Fachbegriff, denn Papaver somniferum bedeutet übersetzt „schlafbringender Mohn". Griechischen Ursprungs hingegen ist die Bezeichnung der Milch: „Opium" leitet sich von opós bzw. ópion ab („Pflanzensaft" bzw. „Mohnsaft").

Besagtes Opium befindet sich nicht in den Blüten, sondern in der Frucht des Schlafmohns, einer runden Kapsel, auf der ein ebenfalls rundes, mit strahlenförmig zulaufenden Linien bedecktes „Deckelchen" thront. Um den Saft aus der Kapsel zu gewinnen, muss deren feste Rinde eingeschnitten werden, bis die gummiartige weiße Flüssigkeit herausquillt, die die Alkaloide enthält. Der milchige Saft oder „Latex" verfärbt sich dann an der Luft braun bis schwarz, was als Rohopium bezeichnet wird.

Herkunft

Adormidera amapola vertical

Schlafmohnsamen kommen meist aus Südosteuropa und Westasien. Man schätzt, dass die Pflanze ursprünglich im westlichen Teil des Mittelmeerraums beheimatet war und von dort aus aufgrund ihrer Bedeutung für die Morphinherstellung ab dem 19. Jahrhundert in den Rest der Welt exportiert wurde. Allerdings finden sich bereits im alten Ägypten, antiken Griechenland – (von dort stammt, wie gesagt, die Bezeichnung „Opium") – und im Römischen Reich Hinweise auf Schlafmohn.

Heute werden die Pflanzen meist in warmen und milden Klimazonen angebaut. Besonders Afghanistan ist schon lange dafür bekannt, Schlafmohn anzubauen. Wie in einer Vielzahl von Reportagen zu diesem Thema nachzulesen, handelt es sich dabei um illegale Kulturen für die Heroinproduktion.

Ein anderer, weniger bekannter großer Schlafmohn-Produzent, dessen Kulturen legal sind und die Pharmaindustrie versorgen, ist Spanien. Der Tageszeitung El País zufolge baute die Firma Alcaliber dort 2016 auf insgesamt 13 000 Hektar an. Diese Zahl wurde im selben Geschäftsjahr wohl nur von Australien übertroffen. Auf den spanischen Feldern werden, da für pharmazeutische Zwecke bestimmt, Sorten mit viel Thebain angepflanzt, einem als Schmerzmittel sehr effizienten Alkaloid.

Eine Region, die erst jüngst im Zusammenhang mit dem illegalen Anbau von Schlafmohn Schlagzeilen gemacht hat, ist der südmexikanische Staat Guerrero. Scheinbar gibt es dort zahllose Kulturen, die Opium für die Heroinproduktion liefern sollen.

Eigenschaften

Dass so viel Aufhebens um Schlafmohn gemacht wird, liegt vor allem an den Alkaloiden bzw. Opioiden und deren Wirkung auf den menschlichen Körper. In der Medizin kennt man vor allem Morphin und Codein. Wie also wirken diese Stoffe auf unseren Körper? Und warum reagiert unser Körper so auf diese Wirkstoffe? Welche Nebenwirkungen haben diese Alkaloide? Klären wir diese Fragen doch eins nach dem anderen.

Was sind Alkaloide?

Alkaloide sind organische, stickstoffhaltige Verbindungen wie Morphin oder Kokain, die zumeist von Pflanzen produziert werden. Auch Koffein und Nikotin gehören zur selben Familie. Erstmals isoliert wurde ein Alkaloid – Morphin – Anfang des 19. Jahrhunderts vom deutschen Chemiker und Apotheker Friedrich Sertürner. Bei der Mohnblume werden die Stoffe, wie oben erläutert, aus den Kapseln gewonnen.

Wie wirken Opioide?

Berühmt sind sie vor allem aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung. Opium-Derivate sind unschlagbar, wenn es um die Linderung von Schmerzen geht, da sie je nach der Dosierung die Schmerzwahrnehmung blockieren.

Warum wirken Opioide beruhigend?

Nach dem amerikanischen National Institute on Drug Abuse (NIDA) binden die pflanzlichen Opioide an bestimmte körpereigene Proteine, die als Opiod-Rezeptoren fungieren und im Gehirn, in der Wirbelsäule, im Magen-Darm-Trakt und in einigen anderen Organen vorkommen. Dies hat eine systematische Reduktion des Schmerzempfindens zur Folge.

Nebenwirkungen von Opioiden

Je nach der konsumierten Menge können Opioide zu starker Müdigkeit, Verstopfung und einer Senkung der Atemfrequenz führen. Der NIDA zufolge reagieren manche Personen auch mit plötzlicher Euphorie auf die Stoffe, da diese auf die für Belohnung und Befriedigung zuständigen Hirnregionen einwirken. Das scheint nun alles nicht weiter schlimm. Ruft man sich allerdings vor Augen, dass die USA angesichts der hohen Rate an Sterbefällen durch Opioide 2016 den Notstand ausgerufen haben, so bekommt man ein besseres Bild von den tatsächlichen Nebenwirkungen.

Die Weltgesundheitsorganisation hat 2014 einen Bericht veröffentlicht, nach dem weltweit jährlich 69 000 Menschen an einer Überdosis Opioiden sterben. Nachdem die Stoffe direkt auf die Hirnregion einwirken, die die Atmung steuert, können sie im schlimmsten Fall zur Atemlähmung und schließlich zum Tod führen. Einer ihrer schlimmsten Effekte ist aber wohl die Tatsache, dass ihr Konsum abhängig macht.

28/06/2018

Kommentare unserer Leser

Noch keine Kommentare vorhanden. Wollt ihr die ersten hinterlassen?

Kommentar hinterlassen

Kontakt

x
Kontaktier uns