Der Rechtsstatus von CBD in Nordamerika

  • Nordamerika ist der größte Markt für CBD-Produkte weltweit. Bei den Richtlinien für deren Vertrieb ist jedoch noch so einiges unklar.
  • In den USA ist es gemäß den Vorgaben der FDA nach wie vor illegal, CBD in Lebensmittel oder Getränke zu mischen bzw. es als Nahrungsergänzungsmittel anzubieten. Bis ein neuer Rechtsrahmen geschaffen ist, der dies zulässt, könnte es noch Jahre dauern.
  • In Kanada hingegen ist CBD auf Bundesebene zwar legal, je nach Wohnort variiert die Möglichkeit, Produkte mit Cannabidiol zu kaufen, jedoch gewaltig.

USA

In den USA ist Medizinalhanf aktuell in 33, Cannabis als Genussmittel in 10 Regionen zugelassen. Dennoch ist der Rechtsstatus von CBD hier so widersprüchlich wie an wenigen Orten sonst auf der Welt, denn während das Cannabinoid in vielen Staaten bereits reguliert ist, ist es auf Bundesebene verboten und von der DEA (Drug Enforcement Administration) in der Kategorie I der kontrollierten Substanzen aufgelistet, der strengsten überhaupt.

Doch eine Änderung scheint in Sicht. Ende 2018 kam es unter der Regierung Trump zu einem wichtigen Wendepunkt in der Agrarpolitik der USA, und im Rahmen des besagten Agriculture Improvement Act (auch: Farm Bill) gelangte man auch zu einer Einigung über die Regulierung von Industriehanf, der in Zukunft zu den geförderten Nutzpflanzen gehören sollte.

Mit den neuen Bestimmungen erfuhr der Controlled Substances Act zum ersten Mal seit 1970 eine Änderung, denn nachdem sie die Produktion von und Forschung über Hanf mit einer THC-Konzentration von maximal 0,3 % erlaubten, waren Cannabispflanzen und -Folgeprodukte, die nicht über diese THC-Grenze kommen, nach dem Bundesgesetz keine kontrollpflichtigen Substanzen mehr. Dies ebnete seinerseits den Weg für die Regulierung von Cannabidiol-Extrakten auf Hanfbasis.

Das Agrargesetz von 2018 verwies jedoch gleichzeitig ausdrücklich darauf, dass die Regulierung von cannabishaltigen Produkten durch den Federal Food, Drug, and Cosmetic Act aus dem Jahr 1939 der Autorität der FDA (Food and Drug Administration) unterliegt. Das Cannabidiol unterliegt damit denselben Auflagen wie die von der FDA regulierten Produkte, unabhängig davon, ob Cannabis oder Cannabis-Folgeprodukte nach dem Agrargesetz von 2018 als Hanf zu werten wären.

Lebensmittel oder Getränke mit CBD zu versetzen oder CBD als Nahrungsergänzungsmittel zu vertreiben ist aus Sicht der FDA also nach wie vor illegal, egal, ob erstere aus Cannabis oder aus Hanf hergestellt wurden.

Viele offene Fragen

Der Kongress hat die FDA gerade gebeten, nach einer Lösung für dieses Problem zu suchen. Eine erste öffentliche Anhörung, bei der die Verwendung von CBD in Konsumgütern (inklusive Lebensmitteln und Getränken) auf dem Programm stand, hat am 31. Mai 2019 auch bereits stattgefunden. So soll praktischen Ungereimtheiten wie der Tatsache, dass CBD-Produkte in einigen Staaten sogar in größeren Supermarktketten verkauft werden, während in anderen noch Leute für den Verkauf von CBD verhaftet werden, ein Ende bereitet werden.

Aus der Sicht der FDA ist es immer noch illegal, Lebensmittel oder Getränke mit CBD zu versetzen oder CBD als Nahrungsergänzungsmittel zu vertreiben.

In der 10-stündigen Anhörung haben über 400 Gesuchsteller, darunter Cannabis-Bauern, Eigentümer neu gegründeter Firmen, Forscher und Konsumenten-Vertreter, darüber diskutiert, wie die FDA den CBD-Boom handhaben sollte. Manche forderten eine strikte Überwachung, andere – insbesondere Unternehmen, bei denen Millionensummen auf dem Spiel stehen – verlangten eine flexiblere Regulierung. Der gemeinsame Nenner von allen Parteien? Dass die FDA so schnell wie möglich handeln sollte, wenn auch noch nicht klar ist, wie.

Eins hat der stellvertretende Leiter der FDA, Norman Sharpless, bei dieser ersten öffentlichen Anhörung nämlich sehr deutlich gemacht: Es gibt noch viele offene Frage zum Thema Cannabidiol, z. B. welche Extraktmenge sicher täglich konsumiert werden kann, wie das Cannabinoid mit anderen Stoffen zusammenwirkt, was passiert, wenn man während der Schwangerschaft konsumiert, wie CBD auf Kinder wirkt und was passiert, wenn man es über viele Jahre hinweg einnimmt.

Die FDA scheint also kein Interesse daran zu haben, die Beschränkungen für Lebensmittel und Getränke sofort aufzuheben. CBD und THC sind zwar auch in Medikamenten wie Epidiolex, Marinol oder Dronabinol enthalten, die bereits von der FDA zugelassen wurden, im Gegensatz zu den neuen Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln sind letztere jedoch bereits genau durch klinische Studien untersucht worden. Für die FDA gibt es noch zu viele unbeantwortete Fragen in Bezug auf die Sicherheit der Nutzung der CBD-Produkte, auf die Cannabinoid-Konzentration sowie die eventuellen Folgen einer langfristigen Nutzung.

Bis zur Legalisierung von Lebensmitteln mit CBD kann es also noch mehrere Jahre dauern. Solange kein klarer Rechtsrahmen geschaffen ist, wird es jedoch immer wieder zu Spannungen in der Industrie sowie Verwirrung zwischen den Herstellern, den Hanfbauern und den Konsumenten kommen. Dabei soll der Verkauf von CBD-Produkten in den USA selbst vorsichtigen Schätzungen zufolge bis 2025 16 Milliarden Dollar einbringen.

Kanada

Seit Oktober 2018 ist Kanada das zweite Land weltweit (nach Uruguay), das Cannabis als Genussmittel legalisiert hat. Kanada ist jedoch in Provinzen unterteilt, die, ähnlich wie die Bundesstaaten der USA, alle eigene, von den Bundesgesetzen getrennte Bestimmungen und Normen haben. Auch wenn das neue Cannabisgesetz für ganz Kanada gilt, variiert die Möglichkeit, Cannabis zu kaufen, teilweise stark je nach dem Ort, an dem man lebt. Besonders orientierungslos sind die Konsumenten dabei, wenn es um den Zugang zu CBD-Produkten gilt.

Nach den offiziellen neuen Bestimmungen darf man in Kanada bis zu 30 Gramm legal erworbenes Cannabis besitzen und bis zu 4 Pflanzen pro Wohnung für den Eigengebrauch anbauen. „Legal erworben" bedeutet dabei, dass das Cannabis von einem von den Provinzen oder Territorien zugelassenen Einzelhändler stammen muss. CBD-Produkte werden in dieser Regelung aber nicht spezifisch erwähnt.

Nach dem neuen Gesetz sollen „andere Produkte, wie beispielsweise Edibles [und Konzentrate], innerhalb von einem Jahr nach dem Inkrafttreten des Cannabis Act verkauft werden dürfen, sobald die Bundesvorschriften über ihre Produktion und ihren Verkauf entwickelt und umgesetzt worden sind". Die kanadische Regierung scheint sich also zuerst auf psychoaktives Cannabis mit THC konzentriert zu haben und CBD sowie andere Cannabisprodukte später angehen zu wollen.

Zudem wurde keine Unterscheidung zwischen Produkten getroffen, die THC und CBD enthalten. Auch CBD selbst fällt damit im Bundesgesetz unter die Definition „Cannabis" und ist damit gleich geregelt wie alle anderen Cannabisprodukte mit THC. Die Bauern können Hanf für die CBD-Extraktion anbauen, müssen ihre Pflanzen dann aber an einen Produzenten mit Bundeslizenz für die CBD-Extraktion verkaufen; und CBD unterliegt denselben Regeln wie alle anderen Cannabisextrakte.

Da CBD-Produkte nicht die gleiche psychoaktive Wirkung besitzen wie THC-Produkte, glauben viele, dass sie immer legal sind. Tatsächlich wird CBD in Kanada aber gleich behandelt wie THC, und gleich wie alle anderen Cannabinoide auch: CBD ist illegal, sofern es nicht von einem lizenzierten Hersteller stammt.

Nach Statistics Canada sind in Kanada mehr als 100 lizenzierte Produzenten registriert, obwohl diese Zahl womöglich nicht der tatsächlich aktiven entspricht. CBD erwerben darf nur, wer ein Rezept für Medizinalhanf vorweisen kann, und dies nur bei den von den ACMPR (Access to Cannabis for Medical Purposes Regulations) zugelassenen Anbietern. Von den besagten 100 lizenzierten Herstellern sind nur 23 bei den ACMPR registriert; nur sie dürfen direkt an die Konsumenten verkaufen. Legal CBD zu erwähnen kann deshalb, selbst wenn man eigentlich ein Rezept hat, mitunter sehr schwierig sein.

Der Wandel steht an

Bis die Änderungen durchgeführt werden, – nach mehreren öffentlichen Anhörungen voraussichtlich gegen Ende 2019 – ist es nicht mehr allzu lange. Schon bald werden eine Vielzahl neuer Produkte auf den Markt kommen und legal verkauft werden dürfen.

CBD wird in Kanada gleich behandelt wie THC: Sofern es nicht von einem lizenzierten Hersteller stammt, ist es illegal.

Auch wenn die ganze Verwirrung Ende dieses Jahres vorbei zu sein scheint, wird es aber nach wie vor mühsam sein, CBD-Produkte in Kanada zu erwerben: Die legalen CBD-Produkte werden auch weiterhin nur über die zugelassenen Einzelhändler angeboten werden dürfen und auf der Packung mit Sicherheitshinweisen ausgestattet sein, ähnlich wie Tabak oder Alkohol. Auch bei der Bewerbung der Produkte wird es strenge Einschränkungen geben. Die Gesetzhoheit hierüber liegt bei Health Canada, dem kanadischen Bundesgesundheitsministerium, das ebenfalls keine Unterscheidung zwischen Hanf- und Marihuana-CBD macht.

Wer auf legalem Weg CBD erwirbt, dem bietet die Legalisierung also einen breiteren Zugang. Wer jedoch seine CBD-Produkte immer auf dem Schwarzmarkt gekauft hat, für den ändert sich kaum etwas.

Insgesamt dürfte also klar sein, dass es wie bei jeder anderen erst aufstrebenden Branche auch in der „grünen Industrie" noch viele Anfangsprobleme zu bewältigen gibt, und dies sowohl in Kanada als auch in den USA. Für alle zugänglich gemacht hat die lang ersehnte Legalisierung CBD in Nordamerika keineswegs.

13/06/2019

Kommentare unserer Leser

Noch keine Kommentare vorhanden. Wollt ihr die ersten hinterlassen?

Kommentar hinterlassen

Kontakt

x
Kontaktier uns