- In Italien arbeitet die Armee gerade mühselig an ihrer ersten großen Ernte für Medizinalhanf. Ziel ist es, die Bedürfnisse der Patienten des Landes zu stillen, die diese grüne Pflanze benötigen.
- Die italienische Armee nimmt an, dass 2017 die erste Marihuana-Ernte ungefähr 100 Kg betragen wird. Diese angebaute Hanfsorte ist besonders reich an CBD, dieses Cannabinoid zeichnet sich vor allem wegen seiner medizinischen Eigenschaften aus.
- Dem in Florenz gelegenen Labor liegt alles daran, die Pflanzen bestmöglichst zu behandeln und spielt ihnen sogar Mozart vor, um ihr Wachstum anzuregen.
Im Januar 2013 unterschrieb der damalige italienische Gesundheitsminister Renato Balduzzi ein historisches Gesetz, das den Einsatz von medizinischem Cannabis erlaubte. Seitdem ist es legal, Marihuana auf Rezept in der Apotheke zu kaufen, und die Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden können nun Nutzen aus der Pflanze und dem neuen Gesetz ziehen. Allerdings kam mit der Legalisation folgende Frage auf: Wer soll denn eigentlich dieses legale Marihuana anbauen, das für die Patienten gedacht ist?
„Einer meiner Kollegen macht den ganzen Tag lang Witze und erzählt mir, dass er seit über vierzig Jahren versucht, die Soldaten davon abzuhalten in den Baracken Marihuana zu rauchen und jetzt sind wir hier und bauen es sogar selbst an", erzählt ein Oberst.
Das Genehmigungsverfahren verlief alles andere als schnell und in der Tat gelang es nur einer einzigen Organisation, die Genehmigung für den Anbau von Marihuana zu erhalten: die italienische Armee. Auch wenn es außerhalb der italienischen Grenzen als bizarr erscheinen mag, dass gerade das Militär sich dem Anbau der ersten legalen Marihuanapflanzen widmet, so besitzt das italienische Heer schon langjährige Erfahrung bei der Produktion von neuen Medikamenten, die für die Pharmaindustrie nicht rentabel waren. Das pharmakologische und chemische Institut kann dabei auf eine über 160-jährige Geschichte zurückblicken.
Deshalb und weil das Land über mehrere Jahre hinweg Cannabis aus den Niederlanden für einen sehr hohen Preis bezog, krempelte sich die Armee die Ärmel hoch und begann mit der Cannabisproduktion in einer militärischen Pharmazeutik-Einrichtung in Florenz. So reduziert sich der Preis für medizinisches Marihuana, denn das Militär verkauft es den Apotheken für 6,80 Euro pro Gramm. Ein bedeutender Preisunterschied zu den 38 Euro, die für das aus Holland stammende Cannabis bezahlt wurde und dazu noch von den Patienten selbst erstattet werden musste.
Gemäß den Schätzungen der Institution werden 2017 die ersten 100 Kilo medizinischen Marihuanas geerntet, die ganz legal auf italienischen Boden angebaut wurden. Tatsächlich wurden die ersten Lieferungen schon an die Apotheken des ganzen Landes verschickt. Außerdem handelt es sich nicht um irgendein Cannabis: Die Armee strengt sich maximal an, um höchste Qualitätsstandards zu erreichen.
Die Rolle der Armee
Dass die Armee die Führung bei dem legalen Anbau übernimmt, besitzt in Italien eine große Bedeutung, da es sich eigentlich um ein Land handelte, das Cannabis strengstens verfolgte. Jahrelang wütete die harte Hand von Berlusconi und seiner Regierung, die Marihuana mit harten Drogen wie Kokain und Heroin gleichsetzten und die Rechte der Konsumenten stark einschränkten, die sogar kriminalisiert und vorverurteilt wurden.
In diesem Panorama muss man nun zwei weitere Akteure berücksichtigen: Zum einen die katholische Kirche, deren Botschaft – auch aus dem Mund von Papst Franziskus – in einer völligen Ablehnung gegenüber Marihuana bestand, auch was dessen medizinischen Nutzen betrifft; zum anderen die italienische Mafia, die die milliardenschwere Cannabis-Industrie des Landes kontrolliert und sich dank der Verkäufe der Pflanze zu einem geringen Preis, aber auch von geringer Qualität und am Rande des Gesetzes, eine goldene Nase verdiente.
In diesem Szenario bedeutet die Beteiligung der Armee an dem Anbau, dass die Pflanze ein neues Image bekommt, das von Sicherheit und der Unterstützung der Regierung gekennzeichnet ist. Allerdings ist diese Unterstützung nur der medizinischen Anwendung von Marihuana vorbehalten. Auch wenn im Juli 2016 dem Parlament eine Initiative der italienischen Radikalen Partei (Partito Radicale) vorgelegt wurde, die das Ziel hat, Cannabis auch zu Genusszwecken zu legalisieren, lassen die über 1400 Novellierungen und die starke Opposition der katholischen Kirche erahnen, dass eine Einigung zu diesem Thema nicht gerade einfach sein wird.
Aus diesem Grund ist Marihuana zu Genusszwecken in diesem Land noch immer illegal, obwohl es immer mehr Organisationen und sogar Bürgermeister und Ministerpräsidenten gibt, wie die von Neapel oder der Toskana, die sich für eine Legalisation aussprechen. Für einige ist der Hauptgrund die Freiheit und die Rechte der italienischen Konsumenten, die auf den Schwarzmarkt zurückgreifen müssen, um Cannabis zu beziehen. Andere erinnern daran, dass die Legalisation das einzige Mittel ist, um Marihuana aus den Händen der Mafia zu befreien.
Größtmögliche Sorgfalt
Die erste legale Ernte der Armee findet in einem geschlossenen Raum statt, da die Pflanzen dank einer speziellen Beleuchtungs-Methode nur drei Monate bis zur Ernte benötigen, im Gegensatz zu der doppelten Zeit, die sie bräuchten, würden sie im Freien angebaut werden. Damit dies überhaupt möglich ist, wird die Anlage bewässert und die Temperatur liegt zwischen 22 und 28 Grad Celsius. Die künstlichen, hochpotenten Lichtzyklen werden strengstens kontrolliert, um das Wachstum des Cannabis bestmöglichst anzuregen. Zum Beispiel wird ihnen die Musik von Mozart vorgespielt, da man der Überzeugung ist, dass dies das Wachstum der Marihuanapflanzen fördert.
Auch nach der Ernte geht die Armee bei der Verarbeitung des Marihuanas äußerst vorsichtig zu Werke. Nach der Trocknung und Zerkleinern besitzt das Cannabis eine ähnliche Textur wie gehackte Petersilie. Danach wird das Gras noch mit Gammastrahlen behandelt, um mögliche Krankheitserreger zu vernichten. Erst dann wird das Cannabis an die Apotheken verschickt.
"Marihuana in einem sterilen und kontrollieren Ambiente zu produzieren, ist äußerst wichtig", erklärt Antonio Medica, der verantwortliche Oberst des Labors in Florenz. „Das ist die einzige Möglichkeit, um sicherzugehen, dass wir ein beständiges Produkt herstellen, die frei von toxischen Materialien ist, besonders von Schwermetallen wie Merkur, das die Pflanzen sehr schnell absorbieren, wenn sie auf einem Feld angebaut werden", hebt er hervor.
Außer den Installationen und den Hanfbauern besitzt das auserwählte Cannabis zur medizinischen Verwendung noch einige besondere Charakteristika. Da es einzig dafür gedacht ist, Schmerzen zu bekämpfen und nicht zum Genuss eingenommen werden soll, besitzt das angebaute Marihuana einen hohen Prozentsatz an CBD und nur einen sehr geringen Gehalt an THC, dem Cannabinoid, das für die psychoaktive Wirkung von Marihuana verantwortlich ist. Dieser hohe Prozentsatz wurde speziell entwickelt, um verschiedene Krankheiten zu behandeln, denn dieses Cannabinoid besitzt schmerzstillende und entzündungshemmende Eigenschaften, was es zu einem Schlüsselelement für die Anwendung von Marihuana für die Medizin macht.
Aus diesem Grund kann das CBD im Cannabis dabei helfen, Schmerzen von Patienten, die unter multipler Sklerose leiden, zu lindern. Aber auch Nebenwirkungen, die bei der Chemotherapie auftreten können, wie Übelkeit können gelindert werden. Des Weiteren ist es ein guter Verbündeter bei der Behandlung von grünem Star oder Fibromyalgie und auch, um den Appetit bei Anorexie oder HIV anzuregen.
Marihuana mit einem hohen CBD-Gehalt und angebaut zu der Musik von Mozart, damit trotz der Hindernisse und Einschränkungen denjenigen geholfen werden kann, die es in Italien am nötigsten haben.
Im Augenblick gibt es ungefähr 3000 Italiener, die an diesen Pathologien erkrankt sind und regelmäßig zu Cannabis greifen, um ihre Symptome zu lindern. Wenn dieses legale, medizinische Marihuana in den Apotheken erhältlich ist und das zu einem viel günstigeren Preis, schätzt man, dass noch viel mehr Patienten auf diese Pflanze zurückgreifen werden. Tatsächlich haben mehr als die Hälfte der zwanzig Regionen in Italien aufgrund des militärischen Einsatzes und des legalen Aspektes damit begonnen, den Patienten das Medikament gratis oder zu einem günstigen Preis abzugeben. Sogar wenn das Medikament mit einer Steuer belegt wird, liegt der endgültige Verkaufspreis zwischen 10 und 15 Euro pro Gramm.
Darum bemüht, dass die Patienten eine größtmögliche Linderung erfahren, hat die Armee verschiedene Empfehlungen herausgegeben, wie zum Beispiel die Pflanze im kochenden Wasser zuzubereiten oder einen Vaporizer zu benutzen, um sicherzugehen, dass die richtige Dosis eingenommen wird. Aber selbst so ist ihnen klar, dass der Einfluss der Cannabis-Kultur dazu beiträgt, dass Lebensmittel wie Kekse konsumiert werden oder ein Joint gedreht wird. „Es gibt Studien, die belegen, dass das Verbrennen die Wirkung negativ beeinflusst und auch das Risiko von Nebenwirkungen steigt an, weshalb wir diese Art des Konsums nicht empfehlen", betont Medica.
Auch wenn einige Labore und Organisationen mit dem Prozess begonnen haben, um eine Lizenz zum Anbau zu erhalten, ist die italienische Armee bis auf Weiteres die einzige Institution, die mit der legalen Marihuanaproduktion zu medizinischen Zwecken im Land betreut ist. „Einer meiner Kollegen macht den ganzen Tag lang Witze und erzählt mir, dass er seit über vierzig Jahren versucht, die Soldaten davon abzuhalten in den Baracken Marihuana zu rauchen und jetzt sind wir hier und bauen es sogar selbst an", erzählt ein Oberst.
Marihuana mit einem hohen CBD-Gehalt und angebaut zu der Musik von Mozart, damit trotz der Hindernisse und Einschränkungen denjenigen geholfen werden kann, die es in Italien am nötigsten haben. Währenddessen arbeiten die Aktivisten weiter und hoffen auf eine umfassendere Gesetzgebung für den Konsum zu Genusszwecken und auch, dass der Eigenanbau genehmigt wird.
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