Super-El-Niño: Wie beeinträchtigt das Klimaphänomen den Outdoor Grow von Cannabis?

  • 2015 befindet sich auf den besten Weg, zum wärmsten Jahr seit der Klimaaufzeichnung zu werden. Das liegt an der Kombination eines verstärkten „El Niño” und der von den Menschen verursachten Erderwärmung.
  • Dieser doppelte Einfluss lässt sich an den Wetterbedingungen an vielen Orten der Erde erkennen und hat zum Beispiel einen außergewöhnlich heißen Sommer in Kalifornien ausgelöst und war für einen Rekordherbst in Spanien verantwortlich, der für den Outdoor-Grower im Moment der Ernte gerade recht kam. 

1892 wurden die ersten Auswirkungen von 'El Niño' an der peruanischen Küste beobachtet. Dieses Klimaphänomen manifestiert sich in bestimmten, nicht zyklischen Zeitabständen und rührt von einer anhaltenden Erwärmung des östlichen Pazifiks her, die das Klima auf dem gesamten Planeten in unterschiedlicher Weise beeinflusst. Die Konsequenzen sind verheerend: von lang anhaltenden Dürren bis hin zu intensiven Regenfällen und Stürmen, die Sektoren wie den Ackerbau schwer beeinträchtigen. Das war von Spanien bis Kalifornien zu erkennen, wo es zu einem extrem trockenen Herbst kam.

Seit dem Frühling des Jahres 2015 entfaltet 'El Niño' sein Potenzial und gewinnt an Stärke, da die Meeresoberflächentemperaturen im Zentral- und Ostpazifik deutlich über dem Durchschnitt lagen. Zurzeit handelt es sich um eine der stärksten Phänomene seit Beginn der Aufzeichnungen 1950 und übertrifft sogar das Phänomen aus dem Jahr 1997-1998. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnt, dass das Phänomen seine maximale Stärke in den Monaten November bis Januar nächsten Jahres erreichen wird, aber die Auswirkungen sind schon jetzt in verschiedenen Regionen der Welt zu spüren.

In Übereinstimmung mit der NOAA (Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA) bringt 'El Niño' dieses Jahr wahrscheinlich einen Temperaturanstieg in der Nordhälfte Nordamerikas und kältere Temperaturen für die Südhälfte. Eine der am stärksten betroffenen Regionen sind Kalifornien und die Ostküste der Vereinigten Staaten; und voraussichtlich werden die Auswirkungen noch bis Mitte 2016 anhalten. Das, zusammen mit der natürlich vorkommenden Dürre, die Kalifornien seit Jahren durchlebt, hat dazu geführt, dass die Wasserreserven nur 20% ihres normalen Niveaus besitzen.

Die verheerenden Dürren und Waldbrände beeinträchtigen die Ackerbauern dieser Zone, aber auch die Cannabis-Grower, vor allem im Norden Sonomas, wo reichlich Marihuana für medizinische Anwendungen angebaut wird. Auch die Cannabis-Industrie im Humboldt County ist betroffen, da sie mehr von der Niederschlagsmenge als von den Wasserreserven abhängt, die die föderalen und staatlichen Wasserversorgungsstellen bereitstellen.

Andererseits wird mit allen möglichen außergewöhnlichen Klimaphänomenen gerechnet, die von starken Gewittern entlang der Ostküste Nordamerikas bis hin zu intensiven Regenfällen im Südosten der USA reichen. Außerdem spekuliert man in den nächsten Monaten mit sehr starken Regenfällen in nur wenigen Wochen, die ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Ernten haben werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass ähnliche Wetterkapriolen zu Erdrutschen in diesem Gebiet führen, was sowohl die Einwohner betrifft als auch die landwirtschaftlicher Ressourcen beeinträchtigt.

Warum ist 'El Niño' dieses Jahr so stark? Historische Ansammlung von Treibhausgasen

David Carlson, Direktor des World Climate Research Programms in Zusammenarbeit mit der WMO, erklärte vor Kurzem, dass 2015 das erste Jahr ist, indem 'El Niño' seit dem schnellen Schmelzen der Arktis auftritt und das bewirkt Veränderungen im Thermostat der Erde und der Meeresströmungen, die die Temperatur des Planeten regulieren. Diese noch die da gewesene Kombination dieser beiden Faktoren führt uns in klimatisches Neuland.

So ist es. Es scheint, dass der Planet dank der Akkumulation von Treibhausgasen in der Atmosphäre ein bislang unbekanntes Szenario betritt, das sich immer weiter verstärkt. 2014 wurde so ein noch nie da gewesener Rekord registriert. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist zum Beispiel das Hauptgas dieses Typs, Kohlenstoffdioxid (CO2) seit dem vorindustriellen Zeitalter um 143% gestiegen und liegt heutzutage bei fast 400 Teilen pro Million. Die Experten argumentieren, dass deshalb die Temperatur des Planeten gegen Ende des Jahres 2015 1,02 Grad mehr beträgt als die Durchschnittstemperatur vor Einsetzen der industriellen Revolution, die zwischen 1850 und 1900 gemessen wurde. Die überschüssige vom CO2 eingefangene Energie und die anderen Treibhausgase heizen die Oberfläche der Erde immer weiter auf. Das führt zu einer Zunahme des Wasserdampfs in der Atmosphäre und das wiederum führt dazu, dass noch mehr Wärme entsteht.

Die aktuelle Prognose ist besorgniserregend, denn die klimatischen Modelle zeigen an, dass wir uns auf einem Weg befinden, der uns eine Erderwärmung von ungefähr 3,5ºC bis zum Ende des Jahrhunderts bringt (verglichen mit der vorindustriellen Epoche). Außerdem bleiben diese Konzentrationen Hunderte von Jahren in der Atmosphäre, wodurch nicht nur das aktuelle Klima verändert wird, sondern auch zukünftige Generationen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Im Fall von 'El Niño' wird der Höhepunkt in der Nordhalbkugel wahrscheinlich im Winter 2015/2016 erreicht, mit einer Abschwächung der Auswirkungen gegen Ende des Frühlings oder zu Beginn des Sommers 2016. Aber schon jetzt sind die Auswirkungen zu spüren. Zum Beispiel die Dürren, die in Indonesien mit 'El Niño' in Verbindung gebracht werden und die Schuld an zahlreichen verheerenden Waldbränden sind, die zu den schlimmsten zählen, die diese Region seit 1997 heimsuchen. Wegen des wärmeren Wassers in den Ozeanen, die mit 'El Niño' in Verbindung stehen, sind auch die Meereslebewesen durch die übermäßige Wärme gestresst. Dadurch entsteht unter anderem ein intensiver Prozess der Korallenbleiche.

'El Niño' ist auch für einen Anstieg der Hurrikan-Saison im Pazifik verantwortlich und senkt gleichzeitig die Hurrikan-Saison im Atlantik. In diesem Jahr wurden im Nordpazifik bislang 21 Stürme der Kategorie 4 und 5 gezählt und konnten so den Rekord von 17 Stürmen im Jahr 1997 brechen. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Hurrikan Patricia geschenkt, der im Oktober über die Westküste Mexikos hinwegfegte und zu einem der schwersten Stürme wurde, die jemals auf dem Pazifischen Ozean registriert wurden.

Wie 'El Niño' und die Dürre die Cannabis-Grower beeinträchtigen: Kalifornien

Ein starker Sturm markierte am 2. November des Jahres das offizielle Ende der Marihuana-Saison 2015 in Kalifornien. Nach Meinung der Grower war die Qualität des Cannabis, obwohl bereits zum vierten Mal in Folge eine große Dürre herrschte, „einfach umwerfend". Die Grower bestätigen, dass der lange, heiße und sonnige Sommer dieses Jahres die Probleme mit dem Schimmel, unter denen sie 2014 litten, vermieden hat. Wegen der Hitze konnte auch schon ein Monat früher geerntet werden, so früh wie nie zuvor. Wie auch beim Wein beeinflusst die lang anhaltende Trockenheit den Ertrag des Marihuanas, der wegen des Wassermangels niedriger ausfällt (um die 20%). Aber dadurch besitzen die Pflanzen eine viel bessere Qualität und mehr Harz. Die Trockenheit hat auch dafür gesorgt, dass die Cannabispflanzen nicht von Pilzen befallen wurden, die 30% einer Ernte vernichten können.


Die Grower dieser Anbau-Epizentren von Marihuana in den USA, vor allem in den Countys Humboldt und Mendocino informierten, dass die ausgezeichnete Ernte dieses Jahres, zusammen mit einer größeren Nachfrage des Großhandels, die Preise für hochwertiges Marihuana aus dem Ausland ansteigen ließ. Der Preis liegt über dem vom letzten Jahr, aktuell bei ungefähr 1.500 $ bis 1.800 $ pro Pfund. Außerdem scheint die Nachfrage in den USA zu steigen, je mehr Cannabis sein soziales Stigma verliert. Zum ersten Mal in der jüngsten Geschichte sind die Cannabis-Grower über den Vorverkauf ihrer Cannabisernte informiert. Das bedeutet, dass das Produkt schon vor der Ernte verkauft wurde. So etwas hat es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben.

Die Grower befürchten, dass die Großhändler wegen der Nachrichten über die Dürre und die Brände dieses Jahr alarmiert sind. Deshalb kaufen sie Lieferungen, um sich gegen einen möglichen Engpass an Hanf abzusichern. Aber auch wenn die Cannabis-Ernte exzellent war, war 2015 auch ein Jahr, in dem die Grower wegen ihres Wasserkonsums an den Pranger gestellt wurden und das, obwohl Cannabis nur einen winzigen Teil des Wassers ausmacht, das in Kalifornien für den Ackerbau benutzt wird.

Aus diesem Grund wird 2015 sehr wahrscheinlich als die letzte Ernte in Erinnerung bleiben, in dem medizinisches Marihuana im kalifornischen Staat unreguliert angebaut wurde. Viele Grower investieren ihren letzten Cent in Bewässerungssysteme, Wassertanks oder Wasserspeicher, um sich an die aktuelle Gesetzesänderung anzupassen und sich so für die neuen staatlichen Lizenzen zu qualifizieren, die in den nächsten zwei Jahren herausgegeben werden.

Und Spanien? Ein Land, das sich auf einen Wasserkollaps zubewegt

Auf der anderen Seite der Welt haben die Cannabis-Grower fast dasselbe Klima wie in Kalifornien, aber die Situation in Westeuropa ist komplizierter. In Spanien werden 80% des Wassers für die Landwirtschaft benötigt; der Sektor, der von der Dürre am meisten betroffen ist. Und laut einer Studie, die vergangenen Mittwoch in Paris im Rahmen des Klimagipfels in der französischen Hauptstadt präsentiert wurde, wird Spanien bis 2021 bis zu 20% seiner Wasserreserven verlieren, über die es noch in den 90er Jahren verfügte. Außerdem bestätigen die Daten, dass die durchschnittlichen Tagestemperaturen in Spanien zwischen 1973 und 2005 um 0,48 Grad gestiegen sind, was den Wasserverlust wegen der Evaporation und Evapotranspiration noch weiter erhöht.

Um das Beispiel eines Herbstes aufzuzeigen, den man so in Spanien noch nie erlebt hat: der November war „trocken" und „sehr warm", laut der staatlichen Wetterbehörde AEMET war es nach den Jahren 2006, 2009 und 2014 der Viertwärmste in diesem Jahrhundert. Außerdem lag die Niederschlagsmenge des besagten Monats fast 40% niedriger als normal. Im Südosten Spaniens leidet man sogar noch mehr unter diesen Umständen, sodass in den vergangenen Wochen das Datum für die Cannabisernte vorverlegt werden musste.

Die Kombination aus einer Wärmewelle in Oktober tagsüber, der nächtlichen Abkühlung und die geringere Sonnenscheindauer, je weiter der Herbst voranschritt, haben dazu beigetragen, dass die Ernte, wie in Kalifornien, mehrere Wochen verfrüht stattfinden konnte. Besonders der Norden der spanischen Halbinsel konnte einen ungewöhnlich trockenen und warmen Herbst genießen, was zu einer hochwertigen Qualität der Cannabisernte führte, die nicht unter den ewigen Regenfällen der atlantischen Küste litt. Der Klimawandel hat uns einen kantabrischen Herbst geschenkt, wie er Almerías würdig wäre.

Wenn wir Parallelen zu Kalifornien ziehen müssten, dann würden wir Kalifornien mit der Provinz Granada gleichsetzen, die dieses Jahr mehr denn je nach „Mary Jane" roch. Die guten klimatischen Bedingungen haben dem Anbau von Marihuana zu einem Boom verholfen. Gegen Ende des Sommers hat die Guardia Civil schon 5.330 Kilo Marihuana beschlagnahmt, mehr als das Doppelte des gesamten Vorjahres. Die über die gesamte Provinz erstreckten Anbauflächen waren in allen spanischen Nachrichten präsent, vor allem wegen der Menge an beschlagnahmten Kilos und der Größe der Marihuanapflanzen; richtige Bäume, die die Statistiken sprengten.


Das kommt daher, dass das Klima Granadas den schnellen Wuchs dieser Cannabispflanzen fördert. Die Provinz besitzt nämlich ein Klima, das dem der Nordküste Marokkos sehr ähnlich ist, genauer gesagt der Region Rif, wo eins der weltweit größten Anbaugebiete für Hanf existiert. In Spanien ist in den letzten Jahren besonders die Region Alpujarra zum Hauptproduzenten von Marihuana in Granada geworden. Die Steilhänge und der schwierige Zugang machen diese Region perfekt für den Anbau von Cannabis.

Auch die Nutzung von Gewächshäusern, in denen sich Marihuanaanbauflächen verstecken, hat enorm zugenommen. Dabei bedienen sie sich einer Formel, die auch in anderen Provinzen wie Almería angewendet wird. Dort ist es Brauch, dass illegal Gräben für Tropfbewässerungssysteme angezapft werden, was die Produktion noch billiger macht. Alleine im Dorf Albuñol (7.000 Einwohner) wurden dieses Jahr vier große Anbauflächen in Gewächshäusern entdeckt; eins davon war das Größte in der gesamten Provinz mit 664 Cannabispflanzen, die eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichten. Die städtischen Angestellten mussten Äxte und Kettensägen einsetzen, um die Marihuanapflanzen zu zerlegen.

Das warme und trockene Klima begünstigt im Outdoor Grow auch das Wachstum von selbstblühenden Marihuanapflanzen auf allen Breitengraden

Wie zum Beispiel die größte beschlagnahmte Marihuanaplantage in Spanien im Jahr 2015, die sich in Villarrobledo, Albacete befand und sich außerhalb und innerhalb von La Mancha erstreckte. Anfang September wurden 75.000 selbstblühende Marihuanapflanzen mitten in ihrer Blütezeit entdeckt, die insgesamt 5 Tonnen auf die Waage brachten und auf einer 3 Hektar großen Finca versteckt waren. Das dazugehörige Haus wurde für den Trocknungsprozess verwendet. Die schier unendlich wachsenden Pflanzenreihen wurden mit einem komplexen System aus Gummirohren mit Tröpfchenbewässerung versorgt, die sich aus einem unterirdischen Brunnen speiste.


Eine weitere Konsequenz der verbesserten Qualität der Outdoor-Ernte ist, dass bei warmen Temperaturen und geringer Feuchtigkeit mehr hochwertiges Harz und Aroma produziert werden; vor allem bei schnell wachsenden Marihuanasamen, die für feuchtes Klima geeignet sind, wie die feminisierte Critical + 2.0. Das geht sogar so weit, dass der Duft und die Qualität oft besser sind als die der Pflanzen, die Indoor angebaut werden. Mit einem solchen Klima ist der Outdoor-Anbau immer mehr in Kommen und es ist zu erwarten, dass mit der Regulierung des Anbaus, wie in Kalifornien, der hochwertige organische Outdoor-Anbau zunehmend von den spanischen Usern geschätzt und gefragt wird.

Das ist nur ein weiteres Beispiel, das aufzeigt, wie der Klimawandel Spanien ein Wetter beschert, das dem Klima von Marokko immer ähnlicher wird; mit längeren Sommern und wärmeren Wintern, was zweifellos den Outdoor-Grow zu noch nie da gewesenen Dimensionen pusht. Und mit einer Temperaturerhöhung von 2ºC bis 2050 besäße Südeuropa ein ähnliches Klima wie Nordafrika und Nordeuropa hätte ein Klima, wie es heute in Südeuropa zu finden ist.

17/12/2015

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