- Die Legalisierung von medizinischem Marihuana ist kein anonymer Prozess, sondern hat ein Gesicht, besser gesagt mehrere:
- … in den USA das von Charlotte Figi, in Mexiko das von Graciela Elizalde, in Großbritannien das von Billy Caldwell, in Kolumbien das von Jacobo …
- Diese Kinder, die an chronischen Erkrankungen leiden und deren Eltern in Cannabis eine Möglichkeit gefunden haben, ihnen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, waren die Ersten in ihrem Heimatland, denen erlaubt wurde, auf legalem Weg medizinisches Cannabis zu konsumieren.
- Wer sie sind und wann und wie sie es geschafft haben, eine Erlaubnis für die straffreie Nutzung ihrer Medizin zu bekommt, erfahrt ihr hier!
Sie sind noch minderjährig, leiden an verschiedenen Epilepsie-Arten, und ihre Medizin ist Cannabis – diese Kinder treiben die Legalisierung von medizinischem Cannabis in ihren jeweiligen Heimatländern voran! Noch ganz frisch ist der Fall des Jungen Billy Caldwell, dem das britische Innenministerium das in Kanada gekaufte CBD-Öl zurückgab, welches bei der Kontrolle am Flughafen Heathrow beschlagnahmt worden war. Er füllte Ende Juli 2018 die Titelblätter zahlreicher internationaler Zeitungen, da er einen entscheidenden Wendepunkt in der Cannabis-Gesetzgebung Großbritanniens bedeutet: Wie der Innenminister Sajid Javid kürzlich bekanntgegeben hat, werden die britischen Ärzte ab Herbst 2018 auf legalem Weg Cannabis für therapeutische Zwecke verschreiben können.
Billys Fall ist der aktuellste, aber nicht er erste seiner Art: Schon vor ihm haben Kinder die starren Vorschriften zu therapeutischem Marihuana aufgeweicht. Die meisten dieser jungen Kranken leiden an irgendeiner Form von Epilepsie. Ihre Eltern sind häufig erst nach langen und vergeblichen Versuchen, den Anfällen ihrer Sprösslinge mit anderen Pharmaka Herr zu werden, auf Cannabis gestoßen. Hier stellen wir euch diese bahnbrechenden kleinen Patienten vor!
Charlotte Figi, oder die jüngste mit CBD behandelte Patientin der USA (2013)
Dieses amerikanische Mädchen ist vermutlich die bekannteste CBD-Patientin der Welt. Es gibt nicht nur eine Sorte mit hohem CBD-Gehalt, die nach ihr benannt wurde, sondern auch eine Reportage mit dem berühmten Dr. Sanjay Gupta über ihren Fall, die die Vorteile von Cannabidiol nach der Ausstrahlung bei CNN 2013 schlagartig in aller Munde brachte. Bei seiner Geburt im Bundesstaat Colorado schien das Mädchen kerngesund, doch nach einigen Monaten begann es, Krampfattacken zu erleiden. Erst nach langer Zeit konnten die Ärzte diagnostizieren, welche Krankheit dafür verantwortlich war – das Dravet-Syndrom, eine unbekanntere Form von Epilepsie. Das Mädchen hatte damals bis zu 300 Anfälle pro Woche, die auch lebenswichtige Organe schädigten. Die Ärzte verordneten Charlotte verschiedenste Medikamente und sogar eine stark fetthaltige Ernährung, um die Krämpfe zu reduzieren – doch nichts half. Im Gegenteil, einige der Medikamente führten bei der Kleinen sogar zu Atemnot und Herzfrequenzstörungen.
Dieses kleine, am Dravet-Syndrom leidende Mädchen ist die jüngste Patientin, die im Bundesstaat Colorado je mit Cannabis-Produkten behandelt wurde.
Doch ihre Eltern wollten es bei den Erklärungen der Ärzte nicht belassen und begannen, nach Alternativen zu suchen. Als Charlotte fünf Jahre alt war, stieß ihr Vater im Internet auf ein Video, in dem darüber berichtet wurde, wie ein epilepsiekrankes Kind seine Anfälle mit CBD in den Griff bekam. Also suchten die Figis mehrere Ärzte in Colorado auf, wo der Cannabiskonsum zu dieser Zeit bereits legal war. Diese warnten sie, dass sie noch nie eine so junge Patientin mit dem Stoff behandelt hatten, doch nachdem die anderen Methoden keinerlei Wirkung gezeigt hatten, hatte die Familie nichts mehr zu verlieren. So machte sich das Ehepaar auf die Suche nach CBD-reichen Buds, die vor sechs Jahren noch keineswegs so verbreitet waren wie heute – und wurde schließlich in einem dispensary in Denver fündig, wo man ihnen erklärte, dass kein Hahn nach diesen Blüten krähe. Sie kauften den gesamten Bestand des Cannabis-Ladens auf und ließen das Cannabidiol zu einem Öl-Konzentrat extrahieren.
Die Überraschung war groß, als die Figis feststellten, dass ihre Tochter weder in den Minuten noch Stunden, nachdem ihr einige Tropfen CBD-Öl verabreicht worden waren, Anfälle hatte. Also bekam Charlotte die Flüssigkeit auch weiterhin – und verbrachte mehrere Tage ohne Attacken. Beeindruckt von der Effizienz des hauseigenen Arzneimittels konzentrierten die Eheleute ihrer Bemühungen darauf, Pflanzen mit hohem CBD-Gehalt und wenig THC, dem Stoff, der für die psychoaktive Wirkung von Marihuana verantwortlich ist, zu finden. So begegneten sie den Stanley-Brüdern, Growern, die ihnen eine Sorte mit genau den Charakteristika bieten konnten, die das Mädchen brauchte: Charlotte's Web, eine Genetik, die bald auch auf ihren Namen getauft wurde.
Dieser Fall lieferte empirische Beweise für die Wirksamkeit von CBD beim Dravet-Syndrom und zog viele Eltern, deren Kindern an ähnlichen Problemen wie Charlotte litten, nach Colorado, wo es dank dem Mädchen mittlerweile mehrere Ärzte gibt, die diese innovative Behandlung bei Menschen getestet haben. Fast ein Jahrzehnt, nachdem Charlotte ihre erste Dosis CBD-Öl bekommen hat, kann man in den USA Epidiolex kaufen, ein Arzneimittel auf CBD-Basis zur Linderung der Symptome von Epilepsie bei Kindern und das erste Medikament auf Marihuana-Basis, das von der amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) bundesweit zugelassen wurde. Wo die Figis eigentlich nur die Lebensqualität ihrer Tochter verbessern wollen hatten, hatten sie den Grundstein für die Legalisierung von Cannabis auf Bundesebene gelegt!
Graciela Elizalde, oder Mexikos erste Erlaubnis zur legalen Nutzung von medizinischem Cannabis (2015)
Die Geschichte dieses kleinen Mädchens aus Monterrey, Mexiko, hat viele gemeinsame Nenner mit der von Charlotte: Grace, wie die Kleine von ihren Eltern genannt wird, wurde mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom geboren, einer seltenen Nervenkrankheit, die sich unter anderem durch schwere epileptische Anfälle kennzeichnet, und ihre Eltern suchten nach einem Weg, letztere zu mildern. Die Ärzte verschrieben traditionelle Behandlungen, die keinerlei Wirkung zeigten, also informierte sich Raúl Elizalde über Alternativen – und erfuhr von Charlottes Fall. Die Elizaldes entschieden sich, es auch bei Grace mit CBD-Öl zu versuchen, konnten letzteres aber in Mexiko nirgendwo auftreiben.
2015 erhielt Grace von der mexikanischen Regierung die landesweit erste Erlaubnis für den Konsum eines Arzneimittels auf Marihuana-Basis, und 2017 legalisierte Mexiko die Nutzung von medizinischem Cannabis.
Deshalb beantragten sie bei der Regierung, das Medikament aus anderen Ländern importieren zu dürfen, und bekamen 2015 eine positive Antwort. Patricio Caso, ein Gutachter von Cofepris (Comisión Federal para la Protección contra Riesgos Sanitarios, dt.: „Bundesbehörde für den Schutz vor Gesundheitsrisiken"), erklärte dazu in einem Interview, dass man Grace deshalb eine Behandlung mit CBD liefern werde, weil sie einer der „Fälle [sei], in denen ein Patient bereits alle in Mexiko verfügbaren Optionen versucht habe, und es außerhalb von Mexiko vielleicht Behandlungen gebe". „Im spezifischen Fall dieses Medikaments, das einen als Cannabidiol bezeichneten Wirkstoff enthält, ließ der Rechtsrahmen den Import und die Anwendung für diesen konkreten Fall unter der Voraussetzung, dass ein Arzt es verschreibt, zu", fügte er hinzu.
Graces Symptome verbesserten sich dank der Behandlung mit Cannabidiol erheblich – so sehr, dass die Eltern eine Stiftung gründeten, die Fundación Por Grace (dt.: „Stiftung für Grace"), mit der sie die verantwortungsbewusste Nutzung von medizinischem Cannabis fördern und Familien Rückhalt bieten wollen, die mit ähnlichen medizinischen Problemen zu kämpfen haben. Seitdem sind viele andere Menschen ihrem Beispiel gefolgt und haben die Vorteile von CBD genutzt – bis schließlich die Ausnahme von der Regel, dass Marihuana in Mexiko illegal ist, zur Regel wurde: Seit 2017 ist medizinisches Cannabis auf Verschreibung in Mexiko legal.
Billy Caldwell, oder der Wegbereiter der Legalisierung in Großbritannien (2018)
Der Fall dieses epilepsiekranken Jungen ist der aktuellste und ein echter Wendepunkt in der Cannabis-Gesetzgebung des UK: Innerhalb weniger Tage gelang es Billys Mutter, den Innenminister Sajid Javid höchstpersönlich dazu zu bewegen, im britischen Parlament bekanntzugeben, dass man dem kleinen Patienten eine Notfalllizenz erteilen und das zuvor beschlagnahmte Cannabisöl zurückgeben werde. Wie es dazu kam?
Billy nimmt seit Juni 2016 Cannabisöl ein, weil sich dieses als effizientester Weg erwiesen hat, seine epileptischen Anfälle zu kontrollieren. Diesen Sommer kam der Kleine mit seiner Mutter aus Kanada zurück, wo sie Medikamente eingekauft hatten, doch diese wurden am Flughafen Heathrow mit der Begründung beschlagnahmt, dass es sich um illegale Substanzen handle. Als Billy in den Tagen darauf immer häufigere und heftigere Anfälle hatte, startete seine Mutter eine Kampagne auf den sozialen Netzwerken, um die Medizin zurückzubekommen und dem Leiden ihres Sohns ein Ende zu setzen.
Die Facebook-Nachrichten von Charlotte Caldwell zeigten Wirkung – so sehr, dass der Innenminister nach Rücksprache mit der medizinischen Chefberaterin der Regierung, Sally Davis, sowie dem Advisory Council on the Misuse of Drugs schließlich im Parlament verkündete, dass der Junge seine Medikamente zurückbekomme und die britischen Ärzte ab Herbst 2018 in entsprechenden Fällen medizinisches Cannabis verschreiben können.
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