Wie interagiert CBD mit unserem Körper, und woher kommen seine therapeutischen Effekte?

  • Es gibt viele offene Fragen darüber, wie Cannabidiol (bzw. CBD) im menschlichen Körper genau agiert.
  • Man glaubt, dass das Cannabinoid bestimmte therapeutische und psychologische Effekte hat, weiß aber nicht unbedingt, warum.
  • Mehr über die Zellrezeptoren zu lernen, mit denen es interagiert, hilft nachzuvollziehen, wie diese Effekte entstehen.

Ebenso wie auch andere chemische Verbindungen wirkt CBD auf unseren Körper, weil es an die Rezeptoren bindet, die auf der Zelloberfläche sitzen, Proteine, die auf der Zellmembran verankert sind und über diese als Signaltransduktoren fungieren, was bestimmte physiologische Reaktionen auslöst. Die Rezeptoren funktionieren gewissermaßen wie Schlösser zu den Zellen, und wenn sie durch die jeweiligen „Schlüssel", d. h. passenden Verbindungen, aktiviert werden, vermitteln sie der Zelle, was zu tun ist.

Die Zellrezeptoren modulieren die Freisetzung von Neurotransmittern und Hormonen, die die verschiedenen biologischen Prozesse in unseren Körpersystemen regulieren. Es gibt viele Arten von ihnen, und sie werden üblicherweise mit Kürzeln aus Buchstabenkombinationen benannt.

Beim menschlichen Endocannabinoidsystem sind die wichtigsten Rezeptoren die Cannabinoidrezeptoren Typ 1 (meistens als CB1 abgekürzt), die im Zentralnervensystem (im Gehirn und in den Nerven der Wirbelsäule) sitzen, sowie Typ 2 (CB2), die vor allem im peripheren Nervensystem konzentriert sind, welches aus den Nerven im Rest des Körpers (dank derer das Hirn mit diese Regionen kommunizieren kann) sowie im Verdauungs- und Immunsystem besteht.

Im Gegensatz zu THC, das umfassender mit diesen Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems interagiert, hat CBD eine eher geringe Affinität für die Bindung an sie. Es scheint jedoch einige andere Rezeptoren zu modulieren, wie beispielsweise die Serotonin-Rezeptoren, über die bekannt ist, dass sie auf Schmerzen, Stimmung und Schlaf einwirken. Es wirkt zudem auch über mehrere nicht an Rezeptoren gebundene Kanäle

Cannabidiol kann also als pleiotropischer Wirkstoff bezeichnet werden, da er über verschiedene molekulare Wege zahlreiche Effekte erzielt. Identifiziert sind in der wissenschaftlichen Literatur bislang mehr als 65, doch uns soll es heute um die 5 meisterforschten Wege gehen, über die CBD auf unsere Körper wirkt.

5-HT1A: Serotonin-Rezeptoren

Es ist bekannt, dass CBD in hoher Konzentration direkt an die 5-HT1A-Rezeptoren bindet, die durch Serotonin aktiviert werden, einen Neurotransmitter, der eng mit der Kontrolle von Emotionen und Stimmung verknüpft ist, obwohl er auch andere Funktionen erfüllt. Diese Rezeptoren befinden sich sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem und führen zur „Versand" einer Serie von intrazellulären chemischen Nachrichten, die je nach chemischem Kontext eine Erregungs- oder Hemmreaktion auslösen. Sie sind in eine Vielzahl von biologischen und neurologischen Prozessen involviert, darunter Angstattacken, Sucht, Appetit, Schlaf, Übelkeit und Erbrechen.

TRPV1: Vanilloid-Rezeptoren

CBD bindet auch an die TRPV1-Rezeptoren, die das Schmerzempfinden, Entzündungen und die Körpertemperatur beeinflussen. Besagte Rezeptoren sind an G-Proteine angekoppelt und werden unter Wissenschaftlern auch als Vanilloid-Rezeptoren bezeichnet. Diesen Namen verdanken sie der Tatsache, dass die Vanilleschote Eugenol enthält, ein ätherisches Öl mit antiseptischen und schmerzlindernden Eigenschaften, und deshalb historisch als Mittel gegen Kopfschmerzen eingesetzt wurde. Doch nicht nur Vanille und CBD passen an besagte TRPV1-Rezeptoren und beeinflussen so das Schmerzempfinden. Auch Capsaicin, der scharfe Inhaltsstoff von Peperoni, aktiviert den TRVP1-Rezeptor, und das endogene Cannabinoid Anandamid ist ebenfalls ein Agonist von TRPV1, d. h. eine chemische Substanz, die an den Rezeptor bindet und dessen Aktivität erhöht.

GPR55: orphan receptor

Während Cannabidiol die Serotonin- und Vanilloid-Rezeptoren direkt aktiviert, gibt es Hinweise darauf, dass es für einen anderen Rezeptor, den sogenannten GPR55, als Antagonist fungiert, der letzteren blockiert oder desaktiviert. Da man sich noch nicht sicher ist, ob besagter Rezeptor zu einer größeren Familie gehört, wird er im Englischen auch als orphan receptor bezeichnet. Neben anderen physiologischen Prozessen ist er mit der Regulierung des Blutdrucks und der Knochendichte verknüpft (eine hyperaktive Signalwirkung des GPR5-Rezeptors scheint zu Osteoporose zu führen). Seine Aktivierung scheint nach einer Studie aus dem Jahr 2010, die von Forschern der Akademie der Wissenschaften China in Shanghai durchgeführt wurde, zudem auch zur Vermehrung von Krebszellen zu führen. Als Antagonist des Rezeptors blockiert CBD also dessen Aktivierung und kann sowohl die Knochenresorption als auch die Vermehrung von bösartigen Zellen verringern helfen.

PPAR: Kernrezeptoren

Weiterhin kann CBD auch die PPAR-Rezeptoren aktivieren , die auf der Oberfläche des Zellkerns sitzen. Die Aktivierung der zur Familie der Kernrezeptoren gehörigen PPAR führt zum Abbau des Proteins Beta-Amyloid, eines sehr wichtigen Proteins, das in zu hohen Mengen scheinbar mit dem Ausbruch von Alzheimer verknüpft scheint. Als Agonist der PPAR-Rezeptoren könnte Cannabidiol also sehr nützlich für Menschen sein, die unter dieser Krankheit leiden. Die PPAR-Rezeptoren regulieren außerdem auch die Gene, die für die Aufnahme von Lipiden, die Insulinempfindlichkeit sowie andere Stoffwechselfunktionen zuständig sind. Auch Diabetiker können also auf eine Behandlung mit CBD setzen.

CBD als allosterischer Modulator

Zu guter Letzt wirkt CBD auch als sogenannter allosterischer Modulator, was bedeutet, dass es die Art und Weise, in der ein Rezeptor ein Signal übermittelt, verbessern oder verschlechtern kann, indem es die Form des Rezeptors ändert. Kanadische Wissenschaftler haben CBD als „negativen allosterischen Modulator" des Cannabinoid-Rezeptors CB1 identifiziert. Cannabidiol bindet also nicht direkt an den CB1-Rezeptor wie beispielsweise THC, sonder interagiert allosterisch mit diesem und verändert dessen Form so, dass dessen Fähigkeit, sich mit CBD zu verbinden, beeinträchtigt wird, wodurch Angstattacken und andere Nebenwirkungen des psychoaktiven Cannabinoids reduziert werden. Deshalb fühlt man sich beim Konsum von CBD-reichem Cannabis nicht so stoned wie bei dem von THC-reichem.

03/03/2020

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