Ramas de lúpulo

Pflanze des Monats: Hopfen, der Cousin von Cannabis

  • Echter Hopfen (Humulus lupulus) ist eine der Hauptzutaten für die Bierherstellung.
  • Aus seinen Blüten wird der Stoff gewonnen, der dem Getränk jene charakteristische bittere Note verleiht, die seinen Geschmack abrundet.
  • Nur wenige wissen jedoch, dass Hopfen viele biologische Gemeinsamkeiten mit Marihuana hat: Beide Pflanzen haben denselben Ursprung.
Ramas de lúpulo

Dass sich Humulus lupulus (Hopfen) und Cannabis sativa (Marihuana) geschmacklich und geruchstechnisch stark ähneln, ist bekannt. Könnte dies auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten? Dass eine Verbindung zwischen den Pflanzen besteht, ahnte man bereits in den 40ern, doch erst in den 90ern wurde die Vermutung zur Gewissheit. Trotzdem konnte man auch damals noch nicht wissenschaftlich beweisen, dass beide Pflanzenarten zur selben taxonomischen Familie gehören.

Dies gelang erst, als eine Gruppe von Biologen aus dem UK und den USA im Jahr 2002 die Gene einer ausgesuchten Zahl von Pflanzen analysierten. Ihr Ergebnis: Beide Pflanzen stammen aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae), die sich durch eine bestimmte Art von Blüten auszeichnet und 170 verschiedene Arten umfasst.

Die Pflanzen aus der Cannabaceae-Familie haben meistens gelappte Blätter, wobei die Lappen einen gemeinsamen „Ursprung" haben, so wie Finger an einer Hand. Zudem haben sie immer Nebenblätter (Stipulae), blattähnliche Auswüchse an beiden Seiten des Blattgrundes. Außerdem gibt es noch eine andere Gemeinsamkeit zwischen den Blättern von Hanf und Hopfen, da beide einen relativ unregelmäßigen, gesägten Rand aufweisen. Vor etwa 27 Millionen Jahren entwickelten sich die beiden Pflanzen von ihrem gemeinsamen Vorfahren weg zu zwei unterschiedlichen botanischen Arten.

Lúpulo_taxonomía

Cousins, nicht Geschwister

Ihre Parallelen gehen über die Blätter hinaus. Humulus lupulus ist ebenfalls eine zweihäusige Art, d. h. eine Art mit getrennten männlichen oder weiblichen Einzelpflanzen, und auch hier werden für die Bierherstellung nur die weiblichen Pflanzen verwendet. Aber natürlich unterscheiden sich beide Pflanzen äußerlich auch:

  • Die Hopfen-Pflanzen etwa sind krautige Kletterpflanzen, sie sich spiralförmig nach oben winden, während die Cannabispflanzen eher strauchartig wirken. Der lateinische Beiname lupulus (Verniedlichung von lupus, „Wolf") spielt sogar auf die Tatsache an, dass sie sich derart fest um einen Baum wickeln können, dass sie ihn zu erdrosseln scheinen.
  • Die Hopfen-Lianen werden sehr viel länger, bis zu 12 m lang, während die Cannabispflanzen maximal 5–6 m groß werden.
  • Cannabis-Buds sind sehr viel kompakter und dichter als Hopfenblüten, die aus lauter kleinen, grünen, fast durchsichtigen Blütenblättern zu bestehen scheinen und stark verzweigte, von rötlich -gelben Drüsenvorrichtungen umgebene Zapfen bilden. Diese Drüsen sorgen für den bitteren Geschmack.
  • Hopfen stammt ursprünglich aus Osteuropa und Westasien und wird in gemäßigten Klimazonen angebaut, da er zum Wachsen genug Feuchtigkeit, reichhaltige, tiefe Böden sowie eine windgeschützte Lage braucht und auch sehr kälteresistent ist. Deshalb gehören Länder wie Deutschland oder die Tschechische Republik zu den größten Hopfenproduzenten weltweit.

Cultivo de lúpulo

Welche Rolle spielt Hopfen bei der Bierherstellung?

Nach der Ernte wird der Hopfen normalerweise zuerst getrocknet, bevor er für die Bierherstellung verwendet wird. Dann wird er zur Bierwürze (stark zuckrige, aus gemälztem Getreide, z. B. Gerste, hergestellte Flüssigkeit) hinzugegeben, aufgekocht, abgekühlt und mit Hefe versetzt, um den Gärvorgang einzuleiten.

Hopfen enthält Humulon (α-Säure), dessen antibiotische Eigenschaften das Bier länger haltbar machen. Wenn der Hopfen mit der Bierwürze aufgekocht wird, so werden die Humulone in Isohumulone umgewandelt, die dem Bier seinen bitteren Geschmack verleihen. Andere Hopfen-Inhaltsstoffe, die als β-Säuren bezeichnet werden, beeinflussen das Aroma ebenfalls, haben aber nichts mit dem bitteren Geschmack zu tun.

Da die Verbindungen durch hohe Temperaturen zerfallen können, wird Hopfen, der einen hohen Anteil an β-Säuren aufweist, erst am Ende des Kochvorgangs zugefügt. Dass Bier eine so geschmackliche und aromatische Vielfalt besitzt, ist unter anderem der unterschiedlichen Konzentration an Humulonen und β-Säuren der verschiedenen Hopfensorten zu verdanken.

Lúpulo para cerveza

Andere Eigenschaften von Hopfen

  • Hopfen ist nicht nur die wohl berühmteste Zutat von Bier, sondern wird auch für seine medizinischen Eigenschaften geschätzt. Es wurde im Laufe der Geschichte als Beruhigungsmittel, als Verdauungshilfe und sogar zur Behandlung von Durchfall, einigen psychologischen Erkrankungen sowie jeder Art von Entzündungen und Schlaflosigkeit eingesetzt.
  • Neben ihrer beruhigenden, schlaffördernden Wirkung haben Hopfen und Cannabis auch andere therapeutische Vorteile gemeinsam: Aktuelle wissenschaftliche Studien schreiben beiden starke antibakterielle und anti-karzinogene Effekte zu.
  • Außerdem enthalten beide Terpene und Terpenoide, die u. a. für Frucht-, Harz-, Kiefer und Erdnoten sorgen, wobei diese im Fall von Marihuana viel attraktiver sind. Der Terpenanteil der getrockneten weiblichen Blüten liegt bei beiden Pflanzen zwischen 3 und 5 %.
  • Auch die wichtigsten Bitterstoffe im Hopfen, die Humulone oder α-Säuren, sind Terpenoide (Terpen-Derivate, die beim Trocken und Curing der Blüten entstehen) – ebenso wie die Tetrahydracannabinoide, die psychoaktiven Wirkstoffe im Marihuana.
  • Häufig werden beide Pflanzenarten von denselben Schädlingen befallen, z. B. Blattläusen oder Gemeinen Spinnmilben. Pilze wie Echter und Falscher Mehltau, die Cannabis befallen, sind ebenso schädlich für Hopfen.
  • Die Familienbande sind auch daran erkennbar, dass die Samen und Pollen von Cannabis fast genauso aussehen wie die von Hopfen. Die Ähnlichkeit ist so groß, dass man versteinerte Reste der Pflanzen kaum voneinander unterscheiden kann. Was sehr wohl nachgewiesen werden konnte ist, dass der Mensch vor ca. 10 000 Jahren begonnen hat, die beiden Arten zu verwenden.
05/03/2019

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