- Die klinische Studie wird im Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière vom Team für innere Medizin durchgeführt.
- Patienten und Mitarbeiter des Krankenhauses werden Nikotinpflaster tragen, da es Hinweise darauf gibt, dass die Quote an Rauchern, die sich mit dem Coronavirus anstecken, geringer ist als die von Nichtrauchern. Die Zahlen wurden von dem Neurobiologen Jean-Pierre Changeux erhoben, der Mitglied der Akademie der Wissenschaften ist und auch die entsprechenden Studien leiten wird.
In mehreren Krankenhäusern in Paris sind Ärzte darauf aufmerksam geworden, dass der Prozentsatz an Rauchern, die wegen Coronavirus eingeliefert werden, geringer ist als der von Nichtrauchern. Während ursprünglich davon ausgegangen wurde, dass Zigarettenkonsumenten die Erkrankung mit größerer Wahrscheinlichkeit bekommen und nicht überstehen, da das Virus unter anderen lebenswichtigen Organen die Lunge befällt, die bei Rauchern häufig bereits geschadet ist, scheinen die Krankenakten in Paris das Gegenteil zu zeigen. Am 21. April wurde deshalb sogar ein Artikel in den Biologie-Meldungen der Académie des sciences („Akademie der Wissenschaften") veröffentlicht, der sich für eine Erforschung der Theorie, dass der Nikotinrezeptor eine entscheidende Rolle für die Prävention und die langsamere Verbreitung des Virus spielen könnte, aussprach.
An der Untersuchung werden Forscher des Centre national de la recherche scientifique (CNRS, dt.: „Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung"), des Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm, „Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung"), die staatlichen Krankenhäuser von Paris, die Sorbonne und das Institut Pasteur mitwirken.
Die Vermutungen gründen sich auf zwei unterschiedlichen, jedoch komplementären wissenschaftlichen Prämissen, wie man der von der Akademie der Wissenschaften, der Sorbonne und den Krankenhäusern herausgegebenen Pressemitteilung entnehmen kann.
Der Prozentsatz der Raucher, die sich mit dem Coronavirus anstecken, ist geringer als der von Nichtrauchern
Einerseits ist da der niedrige Anteil an Rauchern, die sich mit dem Virus anstecken. Diese Beobachtung hat die oben genannten Organisationen zur Durchführung einer Studie bewegt, die zu folgendem Ergebnis kam: Aktive Raucher sind vor einer Infektion durch Covid-19 geschützt. Warum ist bislang noch unklar, aber die Forscher gehen davon aus, dass das Nikotin dahinter stecken könnte.
Diese Theorie war auch Ende März in China aufgekommen: Eine Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden war, berichtete, dass von den 10 000 Infizierten in dem asiatischen Land nur 12,6 % Raucher waren, während der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung bei 28 % liegt. Diese Zahlen legten nahe, dass Raucher weniger anfällig für die Krankheit sind als Nichtraucher.
Der Rezeptor für Nikotin ist derselbe wie der für das Coronavirus
Zweitens nehmen die Forscher an, dass Nikotin an denselben Rezeptor andockt wie das Coronavirus. Wenn der Rezeptor also bereits durch Nikotin belegt ist wie im Fall von Rauchern, kommt das Coronavirus nicht hinein. Diese Theorie stammt vom Neurobiologen Jean-Pierre Changeux, Honorarprofessor am Collège de France und am Institut Pasteur, der auch die laufenden klinischen Studien leitet, die diese Theorie überprüfen sollen. Die erste, für die 350 Patienten in Pariser Krankenhäusern beobachtet werden, hat den geringeren Anteil an erkrankten Rauchern für Frankreich bereits bestätigt.
Der nächste Schritt ist eine klinische Studie mit 2300 Teilnehmern, darunter Patienten mit schwächerem Krankheitsverlauf, Patienten in fortgeschrittenem Coronavirus-Stadium und das medizinische Personal mehrerer Krankenhäuser. Das Gesundheitsministerium wird Nikotin- und Placebo-Pflaster ausgeben, um zu untersuchen, wie sich die Zuführung von Nikotin auf die Krankheit auswirkt. An der Spitze des Teams von Internisten, die die Studie durchführen werden, steht der Neurobiologie Changeux.
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