Der erste lateinamerikanische Versuch, refraktäre Epilepsie mit CBD zu behandeln, übertrifft alle Erwartungen

  • Die erste wissenschaftliche Studie über die Wirksamkeit von CBD-Öl bei Kindern mit refraktärer Epilepsie in Lateinamerika hat erste Ergebnisse geliefert.
  • Nach den Erklärungen der Forscher aus dem argentinischen Krankenhaus, wo sie durchgeführt wird, haben diese die „Erwartungen bei weitem übertroffen“.
  • 80 % der Patienten sprachen positiv auf die Behandlung mit CBD an, bei einer signifikanten Reduktion der Anzahl an epileptischen Anfällen.

Die zunehmende Nutzung von CBD zur Behandlung von refraktärer Epilepsie bei Kindern hat nicht nur das Interesse von Wissenschaftlern und Kliniken, sondern auch das der Normalbevölkerung geweckt. Viele Familien beginnen, Cannabis zu nutzen, um die Symptome der Kleinsten zu lindern.

Anfang des Jahres wurden die ersten offiziellen Ergebnisse der klinischen Studie mit Cannabisöl, die seit 15 Monaten im Hospital Garrahan in Argentinien durchgeführt wird, bekanntgegeben. Es ist die erste Untersuchung seit der Verabschiedung eines Gesetzes, das den Staat zur Erforschung der medizinischen Verwendung der Pflanze verpflichtet, im März 2017. 2018 war das erste klinische Forschungsprotokoll im Kinderkrankenhaus Garrahan (Buenos Aires) bewilligt worden, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabidiol-Öl (CBD-Öl) für die Behandlung von Kindern mit refraktärer Epilepsie zu überprüfen.

Die Studie sollte beantworten, ob CBD-Öl in kontrollierten Dosen sicher und effektiv ist. „Heute wissen wir, dass es das ist", erklärte Carlos Kambourian, der Leiter des Krankenhauses, da die allgemeine Ansprechrate auf die Behandlung sehr zufriedenstellend war.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

  • Die Teilnehmer waren zwischen 7 Monaten und 17 Jahren alt und stammten aus dem ganzen Land. Vor dem Beginn der Studie erlitten die Patienten durchschnittlich 959 epileptische Anfälle pro Monat bzw. ca. 30 pro Tag bzw. in manchen Fällen sogar bis zu 400 pro Tag.
  • Von den 49 Teilnehmer sprachen 39 (80 %) positiv auf die Behandlung an. Die durchschnittliche Anzahl von Anfällen konnte von 959 auf 381 im Monat bzw. auf ca. 13 pro Tag gesenkt werden, was einer Reduktion von 60 % entspricht.
  • Das bedeutet, dass 2 von 3 Anfällen verhindert werden konnten. 5 Patienten haben sogar gar keine epileptischen Anfälle mehr. Zudem stellten die Familien Verbesserungen bei den kognitiven oder motorischen Funktionen der Kinder fest, die sich auch in der allgemeinen Lebensqualität widerspiegelten.
  • Die beobachteten Nebenwirkungen waren generell leicht bis gemäßigt. Die meisten von ihnen konnten durch eine Korrektur der Cannabidiol-Dosis oder deren Kombination mit einem anderen Epilepsie-Medikament in den Griff bekommen werden.

Warum diese Studie so wichtig ist

„Die Ergebnisse ähneln denen, die andere Forscher überall auf der Welt erzielt haben, und bestätigen noch einmal, dass CBD in kontrollierten Dosen ein wirksames Mittel zur Behandlung von refraktärer Epilepsie bei Kindern ist", erklärte Graciela Demirdjian, die die Auswerteeinheit des Projekts koordiniert. Seit 2015 sind auch in anderen Ländern wie Kanada oder Israel kontrollierte klinische Studien durchgeführt worden, um die Wirkung von CBD beim Dravet- sowie Lennox-Gastaut-Syndrom, zwei Arten von refraktärer Epilepsie bei Kindern, zu überprüfen. Bei beiden Krankheiten war die Erfolgsrate sehr hoch.

Die argentinische Studie war ein sehr intensives Projekt, nicht nur in medizinischer Hinsicht, sondern auch in administrativer. Mehr als 100 Personen aus verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses beteiligten sich, um das Medikament zu beschaffen und zuzuteilen. Der Mangel an Medizinalhanf-Produkten in Argentinien stellte dabei ein großes Problem dar.

Obwohl Argentinien die Nutzung von Medizinalhanf offiziell legalisiert hat, sind dort praktisch keine Cannabis-Produkte für Patienten erhältlich, da die Tests innerhalb der Landesgrenzen erfolgt sein müssen. Die Studie stellt einen Wendepunkt für die Entwicklung der lokalen und regionalen Cannabisindustrie dar.

Am Ende war es der kanadische Konzern Aphria Inc., der über seine Filiale in Argentinien, ABP SA, das zu einem erschwinglichen Preis und nach pharmazeutischen Standards produzierte medizinische Cannabisöl lieferte, das in der Studie verwendet wurde. Es war ein riesiger Schritt nach vorne, als das Garrahan-Krankenhaus im Oktober 2018 endlich 1500 50 ml-Einheiten des medizinischen Cannabisöls Aphria CBD 25: 1 (früher als „Rideau" bekannt) zu erhalten begann, das für die Behandlung der schwersten Fälle kindlicher refraktärer Epilepsie verwendet wurde. Aphria Inc. stellte auch ein Überwachungskit zur Epilepsie-Diagnose bereit, und das Garrahan ist jetzt das einzige öffentliche Krankenhaus im Besitz einer solchen Technologie.

Für die Studie sollen insgesamt 100 Patienten untersucht werden. Die Forscher entschieden sich angesichts der außergewöhnlichen Resultate lediglich bereits nach der ersten Etappe zur Veröffentlichung. Die Studie läuft jedoch weiter, und es werden weiterhin Patienten beobachtet, um die Daten zu bestätigen und mehr Informationen zu erhalten. Insgesamt soll sie 27 Monate dauern und ist damit das ehrgeizigste Programm zur Untersuchung von Kindern mit refraktärer Epilepsie, das auf der Welt je durchgeführt wurde.

31/07/2020

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