CBN: das unbekannte Cannabinoid

Tauchen wir unter und erkunden die Zusammensetzung von Cannabis, können wir bis zu achtzig verschiedene chemische Verbindungen finden. Größere Bekanntheit haben sicherlich Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) erlangt. Diese beiden cannabinoiden Verbindungen (die so genannt werden, weil sie die gleichnamigen Rezeptoren unseres menschlichen Körpers aktivieren) sind verantwortlich für die Effekte, die Marihuana im Organismus hervorruft, und werden daher auch am häufigsten erforscht.

Gleichwohl gewann in den vergangenen Jahren ein drittes Cannabinoid immer mehr an Bedeutung. Die Rede ist von Cannabinol (CBN), eine Substanz, die in der Unterart Cannabis Sativa und Indica / Afghanica auftritt und zahlreiche therapeutische Wirkungen in sich birgt. In unserem Organismus wirkt es als schwacher Agonist (eine Substanz, die die Aktivität einer anderen steigert) auf die Rezeptoren unseres Gehirns, was mit einer leichten Verstärkung der Eigenschaften von Cannabis verbunden ist.

Vorteile von CBN

Obwohl es einen Namen trägt, der dem von CBD sehr ähnlich ist, hat es ein einzigartiges Eigenschaftsprofil, das Forscher dazu veranlasst hat, weitere Studien über die Substanz zu fordern. Im Augenblick zeichnet sich CBN durch die Fähigkeit, bei Schlafstörungen weiterzuhelfen, aus: dieser Bestandteil ist ein wesentlicher Verbündeter bei der Bekämpfung von Schlaflosigkeit, ohne auf die berüchtigten Schlafpillen zurückgreifen zu müssen. Eine kleine Dosis CBN kann daher für diejenigen, die auf Cannabis zurückgreifen, um den schlaflosen Nächten endlich ein Ende zu setzen, eine gute Alternative darstellen.

Aus diesem Grund überraschen auch die schmerzlindernden Eigenschaften von CBN nicht. Nach Angaben der Forscher wirken fünf Milligramm dieses Bestandteils so effektiv wie eine Dosis von 10 mg Diazepam, ein Arzneistoff mit angstlösender und beruhigender Wirkung, der von Millionen Menschen weltweit eingenommen wird.

Doch das sind noch nicht alle Vorteile von CBN. Man fand heraus, dass diese Substanz Schmerzen lindert und das Wachstum der Knochenzellen fördert. Außerdem wirkt es antibakteriell, entzündungshemmend und krampflösend, weshalb es für die Linderung diverser Krankheiten nützlich ist, wie Lupus. Es empfiehlt sich auch zur Anregung des Appetits, vor allem bei Personen, die mit einer Chemotherapie behandelt werden. Zudem wurde nachgewiesen, dass es sich zur Bekämpfung chronischer Schmerzen und Krankheiten wie Parkinson oder multiple Sklerose eignet.

Mit dieser Verbindung müssen Sie sich um psychoaktive Effekte keine Sorgen mehr machen. Experten versichern, dass – anders als beim THC – die Auswirkungen von CBN auf das Gehirn praktisch nicht vorhanden sind. Das ist eine gute Nachricht für Patienten, die medikamentös behandelt werden müssen, es aber bevorzugen, einen klaren Kopf zu bewahren. Für sie gibt es bereits Optionen wie Nabilona, ein Medikament, das dieses synthetische Cannabinoid enthält und in vielen Ländern der Welt vertrieben wird.

Forscher haben dieses Arzneimittel ganz genau unter die Lupe genommen und herausgefunden, dass seine beruhigende und entspannende Wirkung die Symptome mehrerer Krankheiten lindern kann. Derzeit ist Nabilona als Antiemetikum erhältlich, um Übelkeit und Erbrechen infolge von Krebstherapien zu lindern. Doch es geht noch weiter: es hat sich auch als gute Alternative zur Bekämpfung neuropathischer Schmerzen, wie Brennen, Schüttelfrost, Taubheit und Jucken, erwiesen.

Darüber hinaus zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie, dass es besonders wirksam zur Linderung von chronischen Muskelschmerzen, die durch Fibromyalgie verursacht werden, ist. Die Untersuchung ergab, dass sich der Gesundheitszustand der Patienten vier Wochen nach Behandlung deutlich verbessert hatte und die negativen Auswirkungen sehr geringfügig blieben.

Wie man es erhält

Mit CBN verhält es sich ähnlich wie mit Wein, denn die Ergebnisse lassen eine Zeit auf sich warten. Diese Verbindung bildet sich als Abbauprodukt von THC, sodass nach Abschneiden und Lagern des Cannabis, das Tetrahydrocannabinol langsam seine Eigenschaften verliert und zu CBN wird. Konkret bedeutet dies, dass der psychoaktive Bestandteil durch ultraviolette Lichteinwirkung (oder Luft) Wasserstoffmoleküle verliert und erst zu CBNA, dann zu CBN wird.

Dieser Prozess kann durch Hitze oder Sauerstoff beschleunigt werden. In der Regel enthält älteres und schlecht gelagertes Marihuana also einen höheren Anteil dieses Cannabinoids als frische Blüten, die in einem hermetischen Behälter aufbewahrt werden. Da es üblich ist, auf große Mengen an unangemessen behandeltem Cannabis zu treffen, lehnen viele eine solche Ernte ab und lassen sie in irgendeiner Ecke verschwinden, ohne die zahlreichen Vorteile zu berücksichtigen, die die Pflanze in sich trägt.

Für diejenigen, die sich nicht mit vertrockneten Knospen von gestern zufrieden geben möchten, experimentieren Forscher mit neuen Formeln für Produkte reich an CBN. Öle, Lebensmittel, Kapseln oder Pflaster mit einem hohen Anteil dieses Cannabinoids mögen merkwürdig erscheinen, aber angesichts der wachsenden Bedeutung dieses Bestandteils und der fortschreitenden Legalisierung von Cannabis wäre es kein Skandal, sich vorzustellen, dass diese Produkte in Zukunft nur weitere unter vielen sind. Bis dahin können Sie es mit frischen Blüten aus dem Labor oder Konzentraten mit einem hohen CBN-Anteil probieren. Ansonsten bleibt Ihnen auch immer noch das alte Marihuana. Die Wahl ist jedenfalls jedem selbst überlassen.

Da Sie nun über die Eigenschaften von CBN informiert sind, haben Sie keine Ausrede mehr, um die zahlreichen Vorteile dieses Bestandteils, der als Versprechen der Zukunft aus der therapeutischen Cannabis-Welt hervorgeht, auszunutzen. Wer weiß, vielleicht ist Cannabinol in einigen Jahren auf der Höhe seiner großen Brüder. Die Fähigkeiten dazu hat es allemal.