- Mit der weltweiten Ausweitung der Cannabisregulierung nehmen auch wissenschaftliche Studien zu seinen medizinischen Eigenschaften zu.
- Die Legalisierung ermöglicht die Untersuchung bestimmter Inhaltsstoffe, wie z. B. Cannabinoide, was zuvor aufgrund des rechtlichen Rahmens nicht möglich war.
- Heute sprechen wir über CBDV und sein Potenzial zur Behandlung von Autismus – ein Cannabinoid, das laut verschiedener Studien vielversprechend zur Linderung unterschiedlicher Symptome dieser Erkrankung beitragen könnte.

Was ist CBDV und warum steht es im Fokus der medizinischen Forschung?
Cannabidivarin (CBDV) ist ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das in der Cannabispflanze vorkommt. Chemisch betrachtet ist CBDV ein Homolog von CBD. In der Chemie sind Homologe eine Reihe von Verbindungen mit ähnlicher Struktur, die sich jedoch in der Länge ihrer funktionellen Ketten unterscheiden. Im Fall von CBDV handelt es sich im Wesentlichen um CBD mit einer um zwei Methylgruppen kürzeren Seitenkette.
CBD ist das bekanntere Cannabinoid und wurde aufgrund seiner vielfältigen therapeutischen Eigenschaften intensiv erforscht. Es erregte besonderes Interesse als vielversprechendes Mittel zur Behandlung bestimmter neurologischer Erkrankungen, insbesondere des Dravet-Syndroms, einer schweren Form der therapieresistenten Epilepsie.
In den letzten Jahren hat sich das Interesse der Wissenschaft auch auf CBDV gerichtet. Dieses Phytocannabinoid zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass CBDV eine therapeutische Option für Patienten mit ASS sein könnte, die nicht auf konventionelle Behandlungen ansprechen. Werfen wir einen Blick auf das, was die Wissenschaft dazu sagt.
Therapeutische Eigenschaften von CBDV: Was sagt die Forschung?
Ähnlich wie CBD zeigt auch CBDV in aktuellen Studien Potenzial als natürlicher Helfer bei bestimmten Erkrankungen.
CBDV als natürliches Antikonvulsivum
Mehrere Studien bestätigen die krampflösenden Eigenschaften von CBDV, weshalb es sowohl für die Behandlung von Epilepsie als auch des Rett-Syndroms untersucht wird.
In einer in der Fachzeitschrift Neurología veröffentlichten Studie (1) wurde festgestellt, dass Cannabidivarin in 80,5 % der untersuchten Fälle wirksam war. Zudem zeigte diese Verbindung keine prokonvulsiven Effekte.
Eine weitere klinische Studie (2) untersuchte die Sicherheit und Verträglichkeit dieses Cannabinoids bei Mädchen mit Rett-Syndrom, einer seltenen neurologischen Störung, die unter anderem mit Krampfanfällen einhergeht. Da 50 bis 90 % der betroffenen Mädchen auch an Epilepsie leiden, ist eine effektive Behandlung essenziell. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass CBDV sicher und wirksam ist und die Symptome dieser Erkrankung signifikant reduzieren kann.
CBDV und Autismus: Kann es die Symptome von ASS verbessern?
Autismus-Spektrum-Störungen können sich in Symptomatik und Schweregrad stark unterscheiden. Allgemein beeinflusst Autismus die Kommunikation und soziale Interaktion, kann aber auch zu zwanghaften und repetitiven Verhaltensweisen sowie zu Angstzuständen führen.
Aktuelle Studien (3) legen nahe, dass CBDV das Glutamat- und GABA-System im Gehirn modulieren kann. Dies könnte sich in einer verbesserten sozialen Interaktion und einer Reduzierung repetitiver Verhaltensweisen widerspiegeln.
Eine systematische Übersicht von sechs klinischen Studien (4), die sich mit der Anwendung von Cannabinoiden, einschließlich CBDV, bei ASS-Patienten befasste, kam zu dem Schluss, dass signifikante Verbesserungen der Symptome beobachtet wurden.
Wie wirkt CBDV im Körper?
Die Forschung zeigt, dass CBDV mit dem Endocannabinoid-System interagiert und die Aktivität der CB1- und CB2-Rezeptoren moduliert. Darüber hinaus beeinflusst es die TRPV1- und TRPA1-Rezeptoren, die an der Schmerzübertragung und neuronalen Signalweiterleitung beteiligt sind.
Eine 2019 veröffentlichte Studie (5) ergab, dass CBDV aufgrund dieser Wechselwirkungen die neuronale Erregbarkeit reduzieren kann. Dies könnte sowohl zur Verminderung von Krampfanfällen als auch zur Linderung bestimmter ASS-Symptome beitragen.
Vergleich zwischen CBD und CBDV: Welches Cannabinoid ist therapeutisch wirksamer?
Sowohl CBD als auch CBDV haben ihr Potenzial zur Behandlung von Epilepsie und ASS bewiesen, jedoch gibt es einige Unterschiede:
- Chemische Struktur: Obwohl ähnlich, weist CBDV eine leicht unterschiedliche Molekülstruktur auf, wodurch es anders mit dem Endocannabinoid-System interagiert.
- Wirksamkeit bei Epilepsie: CBD ist aufgrund zahlreicher Studien und der Entwicklung von hoch-CBD-haltigen Cannabis-Sorten populär geworden. Die FDA hat Epidiolex, ein auf CBD basierendes Medikament zur Behandlung bestimmter Epilepsieformen, bereits zugelassen. CBDV hingegen befindet sich noch in der Forschungsphase, zeigt aber vielversprechende krampflösende Eigenschaften.
- Einfluss auf ASS: Einige Studien legen nahe, dass CBDV bei der Reduzierung repetitiver Verhaltensweisen und der Verbesserung sozialer Interaktionen effektiver sein könnte, während CBD eher Angst und Aggressivität im Zusammenhang mit ASS mindert.
- Verfügbarkeit und Regulierung: CBD ist in vielen Ländern leicht zugänglich, während CBDV sich noch in der klinischen Forschung und Regulierung befindet. Zudem ist es ein seltenes Cannabinoid, das nur in geringen Mengen in der Pflanze vorkommt, während es zahlreiche hoch-CBD-haltige Sorten gibt.
Fazit
Wie bei allen medizinisch genutzten Substanzen lässt sich nicht pauschal sagen, dass eines besser ist als das andere. Beide Cannabinoide haben bedeutende Vorteile und die Wahl zwischen ihnen hängt von den individuellen Bedürfnissen der Patienten sowie den Empfehlungen von Fachärzten ab.
Es zeichnet sich jedoch ab, dass CBDV immer mehr Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft erhält und als vielversprechende Option für die Behandlung von Epilepsie und ASS gilt. Trotz erster vielversprechender Studien sind jedoch weitere Forschungen erforderlich, um seine Wirksamkeit und Sicherheit abschließend zu bestätigen und zukünftige Therapieoptionen zu entwickeln.
- Cannabinoides en epilepsia: eficacia clínica y aspectos farmacológicos. Cannabinoids in epilepsy: Clinical efficacy and pharmacological considerationsC. Espinosa-Jovel. Programa de Epilepsia, Servicio de Neurología, Hospital Occidente de Kennedy, Bogotá, Colombia. Posgrado de Neurología, Universidad de La Sabana, Chía, Colombia
- Pretzsch CM, Voinescu B, Lythgoe D, Horder J, Mendez MA, Wichers R, Ajram L, Ivin G, Heasman M, Edden RAE, Williams S, Murphy DGM, Daly E, McAlonan GM. Effects of cannabidivarin (CBDV) on brain excitation and inhibition systems in adults with and without Autism Spectrum Disorder (ASD): a single dose trial during magnetic resonance spectroscopy. Transl Psychiatry. 2019 Nov 20;9(1):313. doi: 10.1038/s41398-019-0654-8. PMID: 31748505; PMCID: PMC6868232.
- Néstor Israel Quinapanta CastroI* , Andrés Eduardo Gallegos CoboI , Paula Nicole Viteri RodríguezI I Universidad Regional Autónoma de Los Andes. Ecuador. *Autor para la correspondencia: ua.nestorqc81@uniandes.edu.ec
- Iannotti FA, Hill CL, Leo A, Alhusaini A, Soubrane C, Mazzarella E, Russo E, Whalley BJ, Di Marzo V, Stephens GJ. Nonpsychotropic plant cannabinoids, cannabidivarin (CBDV) and cannabidiol (CBD), activate and desensitize transient receptor potential vanilloid 1 (TRPV1) channels in vitro: potential for the treatment of neuronal hyperexcitability. ACS Chem Neurosci. 2014 Nov 19;5(11):1131-41. doi: 10.1021/cn5000524. Epub 2014 Jul 29. PMID: 25029033.
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