- Länder auf allen Kontinenten sind gerade dabei, CBD zu regulieren, was nicht zuletzt auch an dessen kommerziellen Möglichkeiten liegt. Das gilt auch für Südamerika.
- Die Beraterfirma Euromonitor hat gerade einen Cannabis Index erstellt, der das Potenzial einer Region auf dem Medizinalhanf-Weltmarkt misst. Nordamerika (USA und Kanada) befindet sich an erster Stelle. Auf den zweiten Platz und damit noch vor Europa schaffte es jedoch interessanterweise Südamerika.
- Innerhalb des Kontinents belegen Uruguay, Kolumbien, Chile und Argentinien die Spitzenplätze. Lateinamerika gehört ganz offensichtlich zur Avantgarde der Legalisierung von Marihuana für medizinische Zwecke.
Uruguay
Uruguay war das erste Land der Welt, das Cannabis als Medizin und als Genussmittel legalisiert hat, und gilt in Sachen CBD gemeinhin als fortschrittlichstes Land in Lateinamerika. Es plant sogar, sich als regionales Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Medizinalhanf für den Export zu positionieren, hat allerdings einiges seiner Wettbewerbsvorteile durch das komplizierte, von der Regierung kontrollierte Regulierungssystem und das aufwändige Verfahren der Lizenzvergabe wieder eingebüßt.
Bislang kann man in den Apotheken nur zwei relativ teure (ca. 30 Euro) Produkte kaufen, die ausschließlich Cannabidiol enthalten (2 % und 5 %). Angesichts dieses schwierigen Zugangs zu legalem Medizinalhanf hat sich ein inoffizieller Markt für CBD-Produkte entwickelt. Fast zwei Drittel der Nutzer kaufen Öl, Lotionen usw. von nicht lizenzierten Herstellern, bekommen die Produkte von Freunden oder Familie geschenkt oder machen sie gar selbst.
Diese Probleme haben das Interesse von ausländischen Investoren an Uruguay jedoch nicht weiter beeinträchtigt. Die kanadische Firma Aurora Cannabis beispielsweise hat im November letzten Jahres ICC Labs aufgekauft, eine uruguayische Firma, die 70 % des nationalen Marktanteils besaß, und sich damit direkt zum Marktführer gemacht. Außerdem haben bereits 32 weitere Unternehmen eine Erlaubnis zur Medizinalhanf-Forschung und -Produktion vom IRCCA (Instituto de Regulación y Control del Cannabis, dt.: „Institut für Cannabisregulierung und -kontrolle").
Kolumbien
In Kolumbien ist Medizinalhanf seit 2015 legal. Dank seines vorteilhaften Klimas und der günstigen Arbeitskräfte hat das Land sich mittlerweile zu einer internationalen Produktionshochburg entwickelt. Zudem ist es der zweitgrößte Blüten-Exporteur weltweit. Mindestens sieben kanadische Firmen bauen Cannabis in Kolumbien an, und haben zusammen um die 100 Millionen Euro in Verträge mit kolumbischen Firmen investiert, um als erste lateinamerikanische Betriebe nach Europa und insbesondere Deutschland exportieren zu können.
Bislang ist nicht geplant, die Öle oder Extrakte direkt an die Verbraucher zu vertreiben. Die kolumbischen Firmen wollen ein B2B-Geschäftsmodell nutzen, das über ein breites Verteilernetz, Enderzeugnis-Hersteller, Forschungszentren und Pharmakonzerne läuft.
Außerdem versuchen gemeinnützige Organisationen, den nationalen Cannabismarkt zu fördern. So auch RedCannabicos, das ein Qualitätssiegel für kolumbianische Cannabis-Lieferanten entwickelt hat und zahlreiche Mitarbeiter aus indigenen Stämmen hat, einer der sozial am schlechtesten gestellten und von bewaffneten Konflikten am stärksten beeinträchtigten Bevölkerungsgruppen. Das Ziel ist, ihre Identität zu schützen und sie in den legalen Cannabisanbau zu integrieren
Jamaika
Jamaika hat 2015 ein Gesetz erlassen, das den Besitz kleiner Mengen Cannabis zu einer geringfügigen Ordnungswidrigkeit herabstuft und den Anbau von bis zu fünf Pflanzen erlaubt. Außerdem wurden Grundlagen für die Regulierung des Vertriebs von Cannabis für therapeutische Zwecke geschaffen. Das neue Gesetz lässt jedoch nicht nur die medizinische Cannabis-Nutzung zu, sondern auch den Konsum zu religiösen und Forschungszwecken.
Mit der Maßnahme will die Regierung Einnahmen aus dem therapeutischen Tourismus fördern. Letztes Jahr hat das Land seine erste Frachtladung Cannabis-Öl an Kanada verkauft und wächst damit zu einem der internationalen Zentren der Medizinalhanf-Produktion.
Per Gesetz müssen jamaikanische CBD-Produkte beim Gesundheitsministerium registriert sein und dürfen nur von bestimmten Apotheken vertrieben werden, was auch die Legitimität von CBD als Medikament erhöht. Welche Zukunft der CBD-Markt genau hat, ist noch unklar, dank Gesetzen wie dem von 2015 werden aber immer mehr Leute von den Vorteilen des Cannabinoids profitieren können.
Argentinien
Argentinien hat Cannabis zu medizinischen und Forschungszwecken im März 2017 legalisiert. Unklarheiten in den neuen Gesetzen, die manche regionale Regierungen beanstanden, haben jedoch zur Entstehung eines großen Schwarzmarkts für CBD-Produkte geführt.
Zudem scheint auch der Staat selbst in Sachen Cannabis mitmischen zu wollen. Im vergangenen November beispielsweise hat die Regierung von Jujuy, einer Provinz im Nordosten Argentiniens, eine Zusammenarbeit mit Cannabis Avatãra State Society, die dem amerikanischen Konzern Green Leaf Farms untersteht, angekündigt. Gemeinsam wollen sie die größte legale Cannabis-Plantage der Welt (14 000 Hektar) aufbauen.
Solche Partnerschaften zwischen den regionalen Regierungen und ausländischen Firmen bereiten viel Polemik. Befürworter eines ausschließlich staatlichen Produktions- und Vertriebssystems befürchten, dass finanziell schwächere Schichten keinen Zugang zu Cannabis-Produkten bekommen könnten, wenn Privatkapital mit ins Spiel kommt. Argentinien ist momentan also noch so etwas wie ein schlafender Riese: Die Nachfrage nach CBD-Produkten ist riesig, rechtlich gibt es aber noch einen gewissen Klärungsbedarf, bis es wirklich losgehen kann!
Brasilien
In Brasilien ist die Lage nach wie vor sehr kompliziert, da CBD gleich behandelt wird wie THC und es unter dem ultrakonservativen Präsidenten Jair Bolsonaro, der sich den Forderungen der Zivilbevölkerung klar entgegenstellt, auch wenig Aussichten auf Besserung gibt. Einzig importiertes Cannabidiol ist legal in Brasilien, wobei nur ungefähr 4600 Konsumenten legal CBD importieren und nutzen dürfen. Selbst angebaut wird praktisch nicht, obwohl sich dies nach und nach zu verändern scheint.
Trotz dieser Hindernisse haben momentan mindestens 20 Tochtergesellschaften der wichtigsten Cannabis-Firmen weltweit Geschäfte in Brasilien am Laufen, was doch von einem gewissen Optimismus seitens der internationalen „grünen" Branche zeugt. Außerdem gibt es auch einen Gesetzesentwurf für die Regulierung von Medizinalhanf, obwohl es fraglich bleibt, ob man sich wirklich eine Liberalisierung erhoffen kann. Solange medizinisches Marihuana noch illegal ist, bekommen Patienten und Nutzer rechtlichen Beistand, Anbau-Unterricht und teils sogar die medizinischen Extrakte selbst von verschiedenen Vereinen.
Chile
Im Dezember 2015 hat die Regierung von Michelle Bachelet einer neuen Regelung zugestimmt, die die Herstellung und den Verkauf von Medikamenten auf Cannabis-Basis erlaubte – allerdings unter starken Einschränkungen und bei Preisen, die für die meisten Chilenen nicht tragbar waren. Pro-Cannabis-Organisationen sind daher der Meinung, dass die Gesetze zu restriktiv sind und in Bezug auf den Konsum, die Produktion von und den Handel mit psychoaktiven Substanzen wesentlich mehr Probleme als Lösungen schaffen.
In Chile gibt es heute mindestens 35 000 Patienten, die ein Rezept für Medizinalhanf haben; Hauptbezugsquelle ist dabei der Eigenanbau. Für medizinische Zwecke ist dies nach der Ley 20.000, dem aktuell gültigen Gesetz, auch zulässig; leider ist der Gesetzestext jedoch so verwirrend, dass er von Polizei und Staatsanwälten häufig falsch ausgelegt wird und viele Pflanzen letztlich doch beschlagnahmt werden.
Abgesehen davon ist legales Cannabis natürlich auch ein Millionengeschäft, bei dem keiner außen vor blieben will. Dies gilt auch für Chile, das sich gerade zu fruchtbarem Terrain für die weltweit marktführenden Firmen aus Kanada entwickelt: Als erstes kam Canopy Growth, der größte Cannabis-Konzern der Welt, der letztes Jahr seine Tochterfirma Spectrum Cannabis Chile gründete, gefolgt von Tilray, der wenige Monate später die chilenische Firma Alef Biotechnology aufkaufte. Der dritte kanadische Cannabis-Gigant wiederum, Khiron, hat sich mit Dayacann, den Inhabern der ersten Lizenz für den Anbau von Medizinalhanf in Chile, und der Fundación Daya zusammengetan, einer Stiftung, die alternative Behandlungen auf Cannabis-Basis fördert.
Auch wenn in Chile nicht dieselbe Euphorie zu verzeichnen ist wie in Nordamerika, zeigt die Ankunft dieser großen Firmen, dass der lokale Markt viele Möglichkeiten bietet. Chile könnte weitaus mehr als sich „nur" selbst versorgen: Es hat Anbauerfahrung, vor allem im Zentralland ein perfektes Klima und dazu noch wesentlich geringere Produktionskosten als die USA oder Kanada – also eigentlich alles nötige Potenzial, um sich in Bezug auf die Pflanzenproduktion wie auch die der Endprodukte zum internationalen Marktführer zu entwickeln.
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