So gießt ihr eure Cannabispflanzen richtig von Hand

  • Man stellt sich viele Fragen, wenn man erste Schritte beim Hanfanbau wagt. Für welche Art und welche Größe von Blumentopf sollte man sich entscheiden? Was für ein Substrat nutzen? Welchen Dünger oder Stimulator anwenden? Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.
  • Ein wichtiges Thema ist für Anfänger dabei meist noch komplizierter: die Bewässerung.
  • In unserer technischen Abteilung sind immer viele Fragen zu diesem Thema eingegangen. Deshalb haben wir uns entschieden, diesen Artikel zu verfassen, der euch die wichtigsten Punkte zur einfachen, effizienten manuellen Bewässerung eurer Marihuana-Kultur vermitteln soll.

Cannabispflanzen richtig zu gießen ist eine Kunst für sich. Manchen mag das vielleicht übertrieben vorkommen, aber es stimmt – insbesondere, da die Bewässerung einen direkten Einfluss auf die Qualität und das Ausmaß der Ernte hat!

Wir werden oft von Grow-Neulingen gefragt, mit wie viel Wasser bzw. Nährlösung sie ihre Pflanzen gießen sollten. Natürlich helfen wir ihnen gerne und bieten ihnen Orientierung, doch es gibt dennoch viele Einflussfaktoren und Variablen bei diesem für das Überleben und die Entwicklung eurer Kultur so wichtigen Arbeitsschritt, sodass unsere Beratung aus der Ferne manchmal an ihre Grenzen kommt.

Es kommt beispielsweise ganz auf das Klima an eurem Kultur-Standort, die Größe des verwendeten Blumentopfs, dessen Fassungsvermögen und das Substrat an, das ihr nutzt, aber auch auf Charakteristika wie die angebaute Sorte, die Phänotypexpression innerhalb der genetischen Linie selbst… ihr seht also, das ist gar nicht so einfach!

Beim Anbau von Hanfsamen gibt es ein Phänomen, das als phänotypische Variation bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass bei Pflanzen von derselben Sorte die Expression verschiedener struktureller oder anderweitiger Merkmale deutlich variieren kann. Damit fällt natürlich auch der Nährstoffbedarf leicht anders aus und man muss sich anzupassen wissen.

Klima

Das Klima ist sowohl beim Indoor als auch beim Outdoor Growen ein entscheidender Faktor für die richtige Bewässerung. Ihr solltet das Klima des Standorts, an dem eure Kultur sich befindet, bzw. die klimatischen Bedingungen (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) in eurem Grow-Raum den ganzen Anbauzyklus über genau beobachten.

Draußen könnten Niederschläge und kalte Temperaturen den Start eurer Kultur beeinträchtigen, das Wachstum der Pflanzen verlangsamen und Pilze und Insekten anlocken. Drinnen sind die Auswirkungen geringer, vom Resultat her jedoch ähnlich.

Egal, in welcher Umgebung ihr arbeitet, es ist sehr wichtig, dass ihr die Variationen der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit in der Nacht und am Tag genau im Auge behaltet.

Diese Werte sind die ersten konkreten Indikatoren, was die tatsächlichen Bedürfnisse eurer Pflanzen betrifft. Deshalb solltet ihr sie gründlich beobachten und auch unbedingt richtig zu interpretieren wissen.

Wenn ihr in einer warmen Umgebung anbaut, dann probiert doch, etwas Stroh auf der Substratoberfläche zu verteilen, und eine ordentliche Menge Perlit. Ihr könnt Perlit oder Kokosfasern auch direkt mit dem Erd-Mix mischen; das erhöht das Wasserspeichervermögen und reduziert die Verdunstung. Auf diese Weise reicht ein Gießvorgang länger, und die Pflanze ist vor Wassermangel und damit verbundenem Stress geschützt.

Wenn hingegen – meist im Herbst – die Erntezeit naht und es viel regnet, müsst ihr natürlich seltener gießen, um euch keine Probleme mit Pilzen (Botrytis, Echter und Falscher Mehltau usw.) einzuhandeln. Wie gesagt, muss man sich immer anzupassen wissen!

Topfgröße und Substratmenge

Auch die Größe des Blumentopfs und die Menge an Substrat, die direkt damit zusammenhängt, sind wichtige Faktoren. Je größer der Topf, desto größer ist logischerweise auch der Bedarf an Wasser- oder Nährlösung. Eine junge oder kleine Pflanze in einem relativ großen Topf (24 bis 40 l) braucht meistens jedoch in den ersten Wochen noch eher wenig Wasser – es hier zu übertreiben ist ein typischer Anfängerfehler!

In diesem Fall solltet ihr deshalb seltener gießen, je nach dem Klima in eurer Region vermutlich einmal pro Woche. Im Laufe der Zeit werden eure Pflanzen wachsen und damit auch einen höheren Wasser- und Nährstoffbedarf haben.

Die Bewässerung in der ersten Phase ist für viele Grow-Anfänger schwer einzuschätzen, deshalb solltet ihr diese einfachen Tipps im Hinterkopf behalten. Unerfahrene Grower haben oft Probleme damit, diese Dinge objektiv zu beurteilen.

Was in diesem Fall technisch gesehen bei übermäßigem Gießen passiert, ist, dass der Sauerstoffgehalt im Substrat zu niedrig ist, sodass die Wurzeln der Pflanzen ersticken und die Stoffwechselprozesse nicht richtig ablaufen. Dadurch verlangsamt sich auch die Entwicklung der Pflanzen.

Hier ist wirklich Vorsicht angesagt, denn wenn das Substrat in dieser Phase lange übersättigt ist, könnten die Wurzeln verfaulen und Probleme mit Pilzen wie Fusarium verursachen. Häufig findet man sich dann mit kleinen, hässlichen Pflanzen (beschädigte, faltige, entfärbte Blätter mit Flecken) konfrontiert.

Wenn die Pflanzen zwischen 70 cm und 1 m groß sind, sind Fehler nicht mehr ganz so schlimm, da ihre Absorptionsfähigkeit deutlich gestiegen und so auch die Bewässerung leichter zu regulieren ist.

Je nachdem, für welches Substrat ihr euch entscheidet, variiert auch die Gießfrequenz. Kokosfasern beispielsweise sind leichter, luftiger und nicht so dicht, wodurch sie schneller trocknen als Erde. Letztere wiederum ist dichter, schwerer und kompakter, trocknet langsamer und hat logischerweise auch ein höheres Wasserspeichervermögen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass ihr immer darauf achten solltet, euren Pflanzen eine zum Klima, zu ihrer Größe und der Menge/Kapazität des Substrats passende Menge an Wasser zu bieten.

Größe der Pflanze

Wie bereits angemerkt: Je kleiner die Pflanze, desto geringer ist auch ihr Wasserbedarf, bzw. je größer, desto mehr Nährlösung/Wasser benötigt sie.

Ihr solltet hier mit Verstand vorgehen, aber natürlich auch immer das Klima, in dem eure Kultur sich entwickelt, sowie die Eigenheiten oder besonderen Bedürfnisse eurer Pflanzen berücksichtigen.

Achtet unbedingt darauf, dass ihr das Substrat in den ersten drei Wochen der Wachstumsphase nicht überwässert, da sonst wie gesagt die Größe und die Produktionskapazität eurer Pflanzen gleich von Beginn an beeinträchtigt werden. Zudem schwächt dies auch ihr Abwehrsystem und könnte zu Wurzelfäule und einem Befall durch Krankheitserreger führen.

Nach den ersten 3 oder 4 Wochen werdet ihr alles leichter einschätzen können. „Mehr hilft mehr" gilt beim Growen jedoch keineswegs immer, im Gegenteil, versucht immer, gerade genug zu gießen. Das ist immer noch das Beste, damit eure Pflanzen in allen Entwicklungsstadien gut und gesund gedeihen. Insbesondere automatische Cannabissorten mögen zu viel Bewässerung gar nicht. Feminisierte reagieren hier etwas besser; man sollte jedoch trotzdem versuchen, aufzupassen.

Wurzelfähigkeit

Hochwertige Hanfsamen haben meist eine ziemlich geradlinige Entwicklung, d. h. sie gedeihen in den verschiedenen Anbauphasen eben- und regelmäßig.

Allerdings gibt es, wenn man Samen anbaut, auch einige Sorten, bei denen die genetischen Merkmale je nach dem spezifischen Phänotyp unterschiedlich ausfallen oder deren Wurzeln unterschiedlich schnell wachsen. Das bedeutet nicht, dass diese Exemplare weniger gut behandelt wurden als andere, sondern ist einfach so, da Phänotypen alle ihre Eigenheiten haben.

Auch die Größe und die Struktur der Pflanze werden dadurch beeinflusst, sodass diese sehr anders als die anderen Exemplare ausfallen kann. Viele Grow-Anfänger denken, dass die Pflanze ein Problem hat oder etwas nicht stimmt, aber dem ist nicht so. Man muss einfach nur die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen an die jeweilige Größe anpassen. Man kann sie nicht völlig umkrempeln, sondern ihr nur die Hilfestellung bieten, die sie benötigt.

Einfache Grundprinzipien für richtiges Gießen

Hier habt ihr einige einfache, praktische Tipps, damit ihr bei der Bewässerung eurer Cannabispflanzen alles richtig macht:

  • Gießt eure Marihuanapflanzen immer morgens, wenn ihr draußen anbaut, oder bevor ihr eure Lampen anschaltet, wenn ihr drinnen anbaut. Wenn ihr tagsüber gießt, lauft ihr Gefahr, eure Wurzeln „durchzukochen" und dass eure Blätter Brandstellen bekommen. Rückt ihr hingegen nachts/in der Dunkelphase an, so könnte dies die Luftfeuchtigkeit zu stark steigern und einen Befall durch Insekten und Krankheitserreger erleichtern.
  • Füllt zwei gleich große Blumentöpfe mit der gleichen Art und Menge Substrat. Gießt einen von ihnen mit der für die darin enthaltene Pflanze passenden Menge an Wasser oder Nährlösung und versucht, ihn hochzuheben, und sein Gewicht abzuschätzen. Macht das Gleiche auch mit dem zweiten Blumentopf und merkt euch, wie schwer beide waren. Das sind eure zwei zukünftigen Anhaltspunkte – dafür, wie viel der Topf unter trockenen Bedingungen wiegen muss und wie viel nach erfolgter Bewässerung. So wisst ihr immer, ob die Pflanze gerade Wasser braucht. Wiederholt diesen Schritt in jeder Entwicklungsphase der Pflanze. Mit dieser Methode werdet ihr schnell lernen, die Bedürfnisse eurer Pflanze abzuschätzen; mit etwas Erfahrung macht ihr das fast automatisch!
  • Ihr könnt auch ein einfaches Messgerät verwenden, um die Feuchtigkeit des Substrats zu messen, die meisten erfahrenen Grower verwenden aber die oben genannte Methode.
  • Um der Pflanze einen Hitzeschock zu ersparen, der ihr nur Stress bereitet, solltet ihr immer Wasser in Zimmertemperatur (wie die des Grow-Raums) benutzen.
  • Wartet nicht ab, bis viele Blätter eurer Pflanze nach unten hängen –das ist Zeichen für einen ernsthaften, weit fortgeschrittenen Wassermangel und tut ihr gar nicht gut! Verwendet einfach die oben genannte Hand-Wiege-Methode, die wird euch beim richtigen Gießen gute Dienste leisten!
  • Mischt die Düngemittel, Stimulanzien usw., bevor ihr den pH- und den EC-Wert der Nährlösung messt. Bei Düngern fürs Growen auf Erde muss der pH-Wert nicht gemessen werden, da Erde ein Puffersubstrat ist. Allerdings sollte in diesem Fall der Ausgangswert des Wassers gemessen werden.
  • Wenn ihr pH- oder EC-Messgeräte nutzt, solltet ihr sie alle 3 oder 5 Tage kalibrieren. Wenn ihr das nicht tut, könnten die Werte nicht stimmen, was negative Konsequenzen haben könnte. Außerdem müsst ihr das Messgerät nach jeder Benutzung reinigen, um Rückstände von der Sonde zu beseitigen.
  • Bewahrt eine Nährlösung nie länger als 24 h auf. Es ist sogar besser, wenn ihr die Nährlösungen immer direkt herstellt und verwendet. Lagert eure Düngemittel an einem Ort mit stabilen klimatischen Bedingungen (mäßige Luftfeuchtigkeit und Temperatur); zu viele Schwankungen sind nicht gut. Düngemittel sollten grundsätzlich nicht über lange Zeit hinweg aufbewahrt werden. Besorgt euch lieber genau die Menge, die ihr für jeden Anbauzyklus benötigt. Wenn ihr eine Flasche aufmacht und ihr einen starken Gestank bemerkt, der an Ammoniak erinnert, dann werft sie weg; der Dünger kann nicht mehr verwendet werden.
  • Abgesehen von diesen einfachen, aber wichtigen Tipps solltet ihr natürlich auch die 4 Punkte beachten, die wir euch in diesem Artikel erklärt haben.

Dann also Wasser marsch und gutes Growen!

14/07/2020

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