- Deutsche und israelische Forscher haben kürzlich entdeckt, dass der tägliche Konsum von geringen Dosen an THC die nachlassende Gehirnleistung im fortgeschrittenen Alter aufhält. Der Schlüssel lässt sich in der Wirkung des Tetrahidrocannabinols (THC) auf das menschliche Endocannabinoid-System finden.
- So verbessert es unter anderem die Funktionalität der CB1-Rezeptoren und erhöht das Vorhandensein des Proteins G; beides wichtige Bestandteile bei der Transmission von Signalen, die mit der Fähigkeit zu Lernen und dem Gedächtnis in Verbindung gebracht werden.
Und wenn sich der ersehnte Jungbrunnen in greifbarer Nähe befindet? Wissenschaftler der Universität Bonn haben nun zusammen mit Kollegen der Hebrew University in Jerusalem (Israel) festgestellt, dass der im Marihuana zu findende psychoaktive Bestandteil von Tetrahydrocannabinol (THC) in der Lage ist, die nachlassende Gedächtnisleistung im Alter aufzuhalten, besonders bei Lernschwierigkeiten, Gedächtnisschwund oder Aufmerksamkeitsdefizit im fortgeschrittenen Alter. Älter zu sein, aber mit dem Gehirn eines jungen Menschen könnte sich dank Cannabis in Realität verwandeln. Allerdings ist es noch zu früh, um Genaueres zu sagen.
Zurzeit konnten diese Ergebnisse aber nur bei Experimenten mit Mäusen bewiesen werden. Diese Tiere besitzen eine relativ kurze Lebenszeit und zeigen bereits im Alter von zwei Jahren starke kognitive Defizite. Die Forscher verabreichten Mäusen im Alter von zwei, zwölf oder 18 Monaten über einen Zeitraum von vier Wochen eine geringe Menge an THC. Danach konnte bestätigt werden, dass die älteren Mäuse bessere Werte beim Lernen und in ihrer Gedächtnisleistung zeigten, so als ob sie zwei Monate alt wären.
Die Ergebnisse wurden Anfang Mai in der einflussreichen Zeitschrift ‚Nature Medicine' veröffentlicht und handeln von dem Einfluss von THC auf das Gehirn. Die Forscher stellten fest, dass diese psychoaktive Substanz nicht nur Einfluss auf das Endocannabinoid-System der Tiere hat, sondern dass es dieses auch wiederherstellt. Der CB1-Rezeptor und das Protein G, die eine wichtige Aufgabe bei der Übertragung von Signalen im Gehirn besitzen, verbesserten ihre Leistungen. Außerdem wurde festgestellt, dass die Mäuse, die THC ausgesetzt waren, Veränderungen in ihrem Hippocampus aufzeigten. Diese Region des Gehirns spielt bei der Erzeugung und dem Abrufen von Erinnerungen eine Schlüsselrolle. Daraus lässt sich ableiten, dass es im fortgeschrittenen Alter zu einer Verbesserung des Langzeit-und Kurzzeitgedächtnisses kommen könnte.
Auch wenn man noch nicht genau sichergehen kann, ob man bei Menschen einen ähnlichen Effekt beobachten kann, zeigen sich die Forscher optimistisch: „Eine lang anhaltende Behandlung mit niedrig dosiertem THC oder Cannabis-Extrakten könnte eine mögliche Strategie darstellen, um den Gedächtnisverlust bei älteren Menschen zu stoppen oder sogar umzukehren", schließt der Bericht der Forschungsgruppe. Dies könnte eine wahrhafte Revolution darstellen, bei der Cannabis eine mögliche Lösung bei der Bekämpfung von kognitiven Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer darstellen könnte. Die Wissenschaftler betonen, dass die verwendeten Cannabispräparate und das THC zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden und eine „hervorragende Sicherheitsprüfung unterlaufen haben und keine Nebenwirkungen besitzen, wenn es niedrig dosiert an ältere Personen ausgegeben wird."
Cannabis, ein wichtiger Verbündeter beim Kampf gegen Alzheimer
Allerdings waren dies nicht die einzigen Forschungsergebnisse, die den Nutzen von Marihuana bei den Alterungsprozessen im Gehirn nachgewiesen haben. Die spanische Wissenschaftlerin María López de Ceballos vom Instituto Cajal, CSIC erforscht schon seit über ein Jahrzehnt den Einfluss der Cannabinoide auf das Gehirn, um eine mögliche Behandlung für Alzheimer zu entdecken. In ihren ersten Veröffentlichungen im Jahr 2005 bewies sie, dass die Bestandteile entzündungshemmende Wirkungen besaßen. Diese Eigenschaften trügen dazu bei, dass die Schwellung im Gehirn (bekannt unter dem Namen Neuroinflammation) abklingt. Auf diese Weise würden die Neuronen besser geschützt.
Seitdem gab es einen nicht zu stoppenden, beständigen Fortschritt bei der Erforschung unseres Denkapparats. Vor Kurzem wurde festgestellt, dass Cannabis das Niveau eines Proteins, das mit dem Auftreten von Alzheimer in Verbindung gebracht wird, reduzieren könnte. Laut dieser Studie, die in der US-Zeitschrift Journal of Alzheimer Disease veröffentlicht wurde, können geringe Mengen an THC die Funktion der Mitochondrien verbessern, indem sie die Ansammlung von β-Amyloiden verringert, eine der Hauptverursacher dieser neurodegenerativen Krankheit.
Die Wissenschaftler des Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien konnten den Nutzen von THC bei der Eliminierung dieses giftigen Proteins, das mit dem Auftreten von Alzheimer in Verbindung gebracht wird und sich im Gehirn ansammelt, ebenfalls nachweisen. Aber THC ist nicht nur in der Lage, Ablagerungen des schädlichen Proteins zu entfernen, sondern trägt auch dazu bei, die Schwellungen in den Zellen zu reduzieren. Auf diese Weise kann die normale Aktivität des Gehirns reaktiviert und die neuronale Kommunikation verbessert werden.
Allerdings konnten all diese Forschungsergebnisse bislang nur an Mäusen bewiesen werden. Obwohl in diesen Tieren keinerlei Toxizität nachgewiesen wurde, konnte diese Art von Studien bislang nicht an Menschen durchgeführt werden. Dafür werden klinische Neurologen benötigt und, wie Ceballos bedauert, „wurde dies bislang nicht gemacht". Außerdem wäre diese Art von Studien wegen der Restriktionen, denen Cannabis unterliegt, nur in einer begrenzen Anzahl von Ländern möglich, da es in vielen Ländern noch als illegale Substanz angesehen wird.
Es scheint alles darauf hinzudeuten, dass nicht nur das THC einen Nutzen für das Gehirn besitzt. Wissenschaftler der Foundation Neuroscience Research Australia haben die Rolle des Cannabidiols (CBD) erforscht, ein weiterer wichtiger Cannabinoid im Cannabis. Sie haben festgestellt, dass das CBD die spezifisch kognitiven Beeinträchtigungen, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden, reduziert. Außerdem würde die Ansammlung von β-Amyloiden vermindert, da das CBD den chemischen Prozess der Bindung von Phosphaten an die Tau-Proteine verringert, was die Hauptursache vom Absterben der Neuronen bei dieser Krankheit darstellt.
Außerdem reduziert das CBD, genauso wie das THC die neuronale Schwellung und tragen zur Entstehung neuer Gehirnzellen bei, was das Voranschreiten der Krankheit bremst. In diesem Sinne zeigte eine Studie aus dem Jahr 2011, dass das Cannabidiol in der Lage war, die Neurogenese (die Bildung von Nervenzellen im Zentralnervensystem) im Hippocampus zu fördern, was den schädlichen Einfluss der β-Amyloiden direkt blockiert.
Die Bedeutung bei der Vorbeugung und neuronalen Wiederherstellung
Die Eigenschaften von Marihuana erlauben nicht nur die Behandlung von Krankheiten, die mit dem Gehirn in Verbindung gebracht werden, sondern sie besitzen auch eine neuroprotektive Wirkung, weshalb Cannabis in der Lage ist, Erkrankungen des Gehirns vorzubeugen.
Wie Wissenschaftler der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Fukuoka in Japan nachgewiesen haben, ist das CBD in der Lage, das Gehirn während eines Schlaganfalls (CVA) zu schützen. Das kommt daher, dass der Blutfluss im Gehirn nach einem Schlaganfall erhöht wird, weshalb das CBD dabei hilft, die Auswirkungen zu mindern. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass die Aktivierung der Cannabinoid-Rezeptoren – etwas, das Cannabis ganz natürlich macht – den Schaden eingrenzen und die Gedächtnisleistung nach einem Schlaganfall verbessern kann.
Ein weiteres Forscherteam der Universitätsklinik Puerta de Hierro de Majadahonda (Madrid) untersucht ebenfalls den Einsatz von CBD, um das Gehirn vor zerebralen Sauerstoffmangel zu schützen. Nach verschiedenen Studien an neugeborenen Ferkeln konnten die spanischen Wissenschaftler feststellen, dass Probleme im Zusammenhang mit einer verringerten Sauerstoffzufuhr im Gehirn, ausgelöst z.B. durch oxidativen Stress, Entzündungen, Beschädigung und Zerstörung von Neuronen reduziert wurden. So lobten Forscher den „robusten neuroprotektiven Effekt" des CBD, was ihn, zusammen mit seinem Bruder, dem THC, zu einem Referenten für den medizinischen Einsatz von Marihuana macht.
Auf diese Weise kann man sehen, dass es immer mehr Studien zu den Komponenten von Marihuana im therapeutischen Bereich gibt und dessen Anwendung im zerebralen Bereich. Allerdings ist all das noch immer nicht genug. Wegen des enormen Potenzials von Cannabis ist es unabdingbar, einen Schritt weiter zu gehen und Forschungen an Menschen durchzuführen, um die möglichen therapeutischen Nutzen, die uns Cannabis bieten kann, bis ins Detail zu kennen.
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