- Mehr und mehr US-Staaten legalisieren die Nutzung von Marihuana sowohl für therapeutische als auch für Freizeitzwecke. Das Fehlen einer bundesweiten Regulierung aber lässt viele Banken vor der Arbeit mit Apotheken oder anderen Firmen aus der Cannabisbranche zurückschrecken. Virtuelle Währungen sind eine gute Alternative für letztere und werden schon an einigen Stellen erfolgreich genutzt. Mittlerweile gibt es sogar eigene Kryptowährungen speziell für den Verkauf von Marihuana-Pflanzen.
Kryptowährungen sind voll auf dem Vormarsch! Ende November 2017 kletterte der Wert des Bitcoins, der virtuellen Devise schlechthin, auf historische Rekordhöhe: Mehr als 10 000 Dollar (ca. 8450 Euro) brachte ein Bitcoin ein, während diese Zeile geschrieben wurde. Dieser aufstrebende Markt bietet auch Raum für Cannabis: In den USA sind Kryptowährungen bereits jetzt bei mehreren Firmen aus der grünen Branche im Einsatz.
Nach dem New Yorker Finanzdienstunternehmen Cowen and Company brachte legales Cannabis in den USA im vergangenen Jahr 6000 Millionen Dollar ein (rund 5100 Millionen Euro nach dem aktuellen Wechselkurs), was bis 2026 sogar noch auf 50 000 Millionen Dollar (etwa 43 100 Millionen Euro) steigen soll. Solche Zahlen zeugen unmissverständlich von der großen Bedeutung der Cannabisindustrie in den USA.
Dennoch zeigen sich traditionelle Finanzinstitute zögerlich, denn obwohl die Marihuana-Nutzung bereits in 29 Staaten und dem District of Columbia legal ist, ist sie nach den Bundesvorschriften noch verboten. Aufgrund einer Regelung aus dem Controlled Substances Act laufen die Banken, die den Verkäufern von legalem Marihuana Geld leihen, in den USA momentan Gefahr, die Leihsumme zu verlieren, wenn ihre Schuldner nicht bezahlen. Da die Bundesgesetzgebung den Handel mit Marihuana noch als unzulässig definiert, kann sie den Banken die Einlagensicherung verweigern oder sie gar strafrechtlich verfolgen. Damit bleibt den Cannabis-Unternehmen nichts anderes übrig, als ihre Geschäfte komplett mit Bargeld abzuwickeln und so große Mengen von Geldscheinen und Münzen anzuhäufen – mit den entsprechenden Logistik- und Sicherheitsproblemen.
Doch eine Lösung scheint in greifbarer Nähe: Kryptowährungen bieten Apotheken oder anderen Cannabis-Firmen die Möglichkeit, den Verkauf auf bequemeren und sichereren virtuellen Wegen abzuwickeln. Das schafft nicht nur Abhilfe gegen ihr Problem mit übergroßen Bargeldsummen, sondern auch Erleichterung für die Kunden, die ihre Einkäufe einfach mit der Kreditkarte zahlen können wie überall sonst auch.
Marihuanakauf mit Bitcoins
„Keine Industrie – ganz egal, ob es sich dabei um die Produktion und den Verkauf von Cannabis oder die Produktion und den Verkauf einer Tasse Kaffee handelt – kann ohne den Zugang zu Banken oder anderen Finanzinstituten und traditionellen Dienstleistungen sicher, transparent und effektiv arbeiten", erklärte jüngst Jon Baugher, Mitgründer von POSaBIT, dessen Bitcoin-Technologie von 30 Apotheken im Staat Washington genutzt wird. „Wir dachten, dass man digitale Währungen genau an dieser Stelle wirksam einsetzen könnte." Die Plattform mit Sitz in Seattle ermöglicht Marihuana-Konsumenten, an der jeweiligen Verkaufsstelle auf einfache Weise digitales Geld zu erwerben.
Sobald der Kunde sich für ein Cannabis-Produkt entschieden hat, fragt der Verkäufer, wie er zahlen möchte, mit Bargeld oder mit virtuellem Geld. Sollte er letzteres vorziehen, so kann der Käufer mit seiner Kreditkarte über ein spezielles POSaBIT-Gerät Bitcoins oder Litecoins (eine weitere, vergleichbare virtuelle Alternative) kaufen. Für diese Transaktion fällt eine Gebühr von 2 Dollar (1,7 Euro nach dem aktuellen Wechselkurs) an.
Seine Kryptowährungen kann der Kunde gleich vor Ort an der Verkaufsstelle, aber auch in anderen Geschäften, die die Zahlungsmethode akzeptieren, einlösen. Nach Abschluss des Kaufs speichert POSaBIT den jeweiligen Betrag und überweist ihn in US-Dollar auf das Bankkonto des Geschäfts.
Einwänden von beiden Geschäftspartnern begegnete POSaBIT mit der Zusicherung, sowohl die Bundes- und Staatsgesetze, die den Verkauf von Marihuana regeln, als auch die rund um virtuelle Währungen zu erfüllen. Um auf das System zugreifen zu können, müssen die Kunden beispielsweise ihren Ausweis vorlegen, der gescannt, verschlüsselt und gespeichert wird. Des Weiteren gibt es beim Kauf von virtuellem Geld via POSaBIT eine Obergrenze von 150 Dollar (ca. 129 Euro). Schließlich hat die Firma ein Programm zur Erkennung von Betrugsversuchen und verlangt ein Bankkonto von ihren Einzelhandelskunden aus der Cannabisbranche oder mit anderem Hintergrund.
Cannabis-Kryptowährungen
SinglePoint Inc. (SING) ist ein weiteres Startup, das die beiden vielversprechenden Marktsegmente Cannabis und Kryptowährungen miteinander verknüpft. Das Unternehmen, das bereits an die Börse gegangen ist, arbeitet ebenfalls an einer Lösung, damit Cannabiskonsumenten direkt am Verkaufsort Bitcoins erhalten können.
Es hat zudem die Kryptowährung $Weed erworben, die Abhilfe gegen die Zahlungsprobleme der Industrie schaffen soll. Als die virtuelle Währung vor kurzem eingeführt wurde, erzielte sie beim Initial Coin Offering (ICO) einen beeindruckenden Marktwert von 60 000 Millionen Dollar (rund 51 700 Millionen Euro). Ihr Kurs wird dem allmächtigen Bitcoin zwar noch nicht einmal annähernd gefährlich, lag Ende November 2017 aber immerhin bereits bei 1,19 Dollar (1,02 Euro).
Sie ist jedoch keineswegs die einzige Kryptowährung der grünen Szene. Der PotCoin ($POT) etwa wird schon seit drei Jahren für den An- und Verkauf von Cannabisprodukten eingesetzt. Seine Erfinder, die unter den Pseudonymen Hasoshi, MrJones und Smokemon 514 aktiv sind, haben ihn, wie sie auf ihrer Website erklären, 2014 mit dem Ziel entwickelt, „der Cannabis-Gemeinde bei ihren alltäglichen Transaktionen Handlungsfreiraum, Schutz und Erleichterung zu bieten". In Spanien gibt es in Marbella, Fuengirola und Barcelona bereits erste Grow Shops, die Potcoins als Zahlungsmethode akzeptieren. Ende November 2017 lag der Wert der „Graswährung" bei 0,327 Dollar (kaum 30 Cent) – doch bei derart wechselhaften Märkten weiß man schließlich nie, was noch alles geschehen wird.
Auch der HempCoin ($THC), eine der ersten 2014 entwickelten 30 Kryptowährungen, zählt zu den virtuellen Cannabis-Geldern. Hinter ihm steht die Firma Rocky Mountain Ayre, die auch an der größten elektronischen Börse der USA, der NASDAQ, handelt. Sein Höchstwert liegt momentan bei 0,025 Dollar (ca. 2 Cent).
Zu rechnen ist in der grünen Branche aber auch mit dem CannabisCoin ($CANN), den viele auch „The Marijuana Bitcoin" nennen, da er zu den meistgenutzten Währungen für Einkäufe bei den amerikanischen Ausgabestellen gehört. Sein Wert war Ende November 2017 ebenfalls nicht höher als 2 Cent.
Ähnliche Ergebnisse erzielte zur gleichen Zeit auch der DopeCoin ($DOPE). Für diese Währung wurde 2015 auch das sogenannte GROW Network entwickelt, in dem kanadische Produzenten ihre Pflanzen völlig sicher per DopeCoin-Transaktionen verkaufen können.
Vorteile und Nachteile des Bündnisses
Manchen Meinungen zufolge könnte die Verwendung von Kryptowährungen auf dem boomenden Cannabis-Markt der US-Bundesregierung die Augen öffnen und neue Gesetze bewirken, damit die Banken ihre Finanzdienstleistungen auch für die Marihuanaindustrie anbieten. Angesichts der Wachstumsprognosen für letztere hätten sie daran vermutlich durchaus Interesse. Andere Experten wiederum glauben, dass die Übereinkunft mit den Banken nicht zwangsweise das Ende des Bündnisses von Marihuana und Kryptowährungen einläutet.
Wie auch immer sich die Dinge noch entwickeln werden – einem großen Problemfeld müssen sich sowohl die Marihuanabranche als auch die Kryptowährungen auf jeden Fall stellen: ihrer Unkenntnis übereinander. Einerseits hat das breite grüne Publikum noch seine Probleme, die Funktionsweise von Bitcoin & Co nachzuvollziehen. Ein konkretes Beispiel ist etwa Neil Demers, der Besitzer einer Ausgabestelle in Denver. „Ich bin sicher, dass etwas Aufklärung mich und viele anderen aus der Branche belehren würde, dass Bitcoins tatsächlich eine praktikable Zahlungsmethode sind, aber wir verstehen sie einfach nicht." Andererseits wird auch immer wieder Kritik an der Legalisierung von Marihuana laut, sodass der Zusammenschluss sich vielleicht auch negativ auf die neuen virtuellen Konzepte auswirken könnte, die z. B. von Unverständigen mit dem Schwarzmarkt in Verbindung gebracht werden könnten.
Außerdem sind Kryptowährungen zwar eine wirklich tolle Idee, bergen aber auch Risiken. Da ihre Nutzung noch nicht sehr verbreitet ist, ist ihr Wert noch sehr unbeständig, viel instabiler als bei traditionellen Devisen. Auch gewisse Unklarheiten über die Verantwortung im Betrugsfall sind zu bemängeln. Insbesondere nach dem Rechtstreit über das Verschwinden von 400 Millionen Dollar in Bitcoins bei der der Wechselstelle Mt. Cox (und infolgedessen deren Bankrott 2014) ist ein etwaiges Misstrauen der Investoren gegenüber jeder Art von Kryptowährungen nachvollziehbar.
Solche Fälle lassen die Debatte über die Notwendigkeit einer Regulierung der virtuellen Branche laut werden, wie sie etwa von Russland oder China gefordert und im asiatischen Riesenstaat bereits in die Tat umgesetzt wurde: Dort sind alle Investitionen auf Basis virtueller Währungen und auch Initial Coin Offerings (ICOs) bis auf Weiteres verboten.
Mehr Gewicht hatte dennoch die Nachricht, dass die CME Group, der größte Finanzmarkt der Welt, im Dezember 2017 den Weg für Investitionen in Bitcoins frei gemacht hat. Gemeinsam mit dem Anstieg seines Börsenwerts auf historische Rekordhöhen festigt dies den Eindruck der Investoren, dass der Bitcoin sich einen wichtigen Platz in der Finanzwelt erobert.
Deshalb ist trotz mancherlei Nachteile genau jetzt der perfekte Augenblick für Bündnisse. Legales Marihuana und Kryptowährungen sind beides aufstrebende Branchen, bei denen es um viel Geld geht. Ihr Zusammenschluss sollte den Mutigen, die das Risiko eingehen und auf die New Economy und die Zukunft von Cannabis setzen, auf jeden Fall satte Dividenden bescheren.
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