cannabis addiction pills

Cannabis vs. Tabletten: Kann Marihuana helfen, das Problem mit der Opiatabhängigkeit zu lösen?

  • In den USA haben die Staaten, die medizinisches Cannabis legalisiert haben, einen Rückgang beim Missbrauch der Opiate bemerkt – sowohl in Form von Schmerztabletten als auch bei Drogen, wie Heroin. Dabei konnten sie Marihuana zur Lösung der Probleme mit diesen Substanzen beitragen, die jedes Jahr über zehntausend Todesfälle verursacht.
  • Könnte medizinisches Cannabis eine Lösung darstellen, um die oft eintretenden, verheerenden Nebenwirkungen von rezeptpflichtigen Schmerzmitteln zu vermeiden?
cannabis addiction pills

Das Problem der Opiate in den Vereinigten Staaten hat ein beunruhigendes Niveau erreicht: 2014 gab es in dem Land 18.893 Todesfälle aufgrund einer Überdosis mit rezeptpflichtigen Schmerztabletten (drei Mal mehr als noch 2011) und weitere 10.574 Todesfälle gehen auf eine Überdosis Heroin zurück. Des Weiteren haben 1,9 Millionen Menschen ein Problem mit diesen Medikamenten und fast 600.000 sind nach Opiaten süchtig, was eine erhöhte Toleranz gegenüber diesen Substanzen mit sich bringt, sowie eine Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten und Atemdepressionen. Letzteres wird für die Mehrheit der Todesfälle verantwortlich gemacht. Man nimmt an, dass bis zu 8% der Kranken, die opiumhaltige Schmerzmittel verschrieben bekommen, um ihre chronischen Schmerzen zu lindern, davon abhängig werden. Davon geht zumindest das nationale Institut für den Drogenmissbrauch (National Institute on Drug Abuse) aus.

Die Spezialisten versuchen schon seit Jahrzehnten die süchtig machenden Eigenschaften der Opiate (der nicht-synthetischen Opioide) von seiner schmerzstillenden Wirkung zu trennen, aber beide scheinen unzertrennlich miteinander verbunden. In diesem Kontext kann Marihuana eine Lösung sein, um diese alarmierenden Zahlen zu senken, ganz im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme, dass die Cannabis-Pflanze eine Einstiegsdroge sei und nur der Anfang zu einer anderen, viel gefährlicheren Art des Konsums darstelle.

Die medizinische Einrichtung der National Academy of Sciences der USA veröffentlichte sogar schon vor mehr als zwei Jahrzehnten einen Bericht, der bestätigte, dass es keinerlei stichhaltige Beweise gäbe, dass der Konsum von Marihuana in Beziehung mit der anschließenden Einnahme von anderen Substanzen in Verbindung stünde. Sie diskreditierte so die 'gateway theory' (Theorie der Einstiegsdroge), die annimmt, dass Cannabis der erste Schritt hin zum Konsum von harten Drogen sei.

Eine weitere, neuere Studie der Rand Corporation – ein US-amerikanischer 'think tank', der die Streitkräfte des Landes ausbildet – führte eine andere Untersuchung durch, die ebenfalls ergab, dass Marihuana keinerlei Einfluss darauf hat, ob jemand dann andere, stärkere Drogen konsumiert. „Auch wenn die 'gateway theory' von der Bevölkerung gemeinhin akzeptiert wird, hatten die Wissenschaftler schon immer ihre Zweifel. Unsere Studien zeigen, dass diese Zweifel gerechtfertigt waren", besagt der Bericht.

Wie funktionieren diese Opiate?

Unsere peripheren Nerven sind für das Erkennen von Schmerzsignalen verantwortlich und senden bei Schmerzen einen Impuls an die Wirbelsäule, wo die Nervenzellen zusammenlaufen. Daraufhin wird eine Nachricht an das zentrale Nervensystem und den Neuronen im Gehirn geschickt und das ist der Moment, in dem die Schmerz wahrgenommen werden. Und an dieser Stelle setzen alle Opiate, von Oxycodon angefangen, bis hin zu Heroin und Morphin an. 

Ihre Magie besteht darin, dass sie sich an den Opioidrezeptoren andocken, den Rezeptoren, an denen sich die Nervenzellen verbinden. Cannabis wirkt auf dieselbe Weise auf die Cannabis-Rezeptoren unseres Endocannabinoid-Systems.

Im Wesentlichen bedeutet das, dass ein Schalter umgelegt wird, der die Kapazität der Zellen einschränkt. Das heißt, wenn die Nervenfasern des Körpers Schmerzsignale an den Körper senden, um verarbeitet zu werden, dann reagieren die Neuronen nicht, die normalerweise dafür verantwortlich wären, um Schmerzen zu fühlen. Deshalb bewirkt eine kleine Dosis an Opiaten (oder Cannabinoide), dass dieser störende Schmerz zu etwas wird, was einem gar nicht mehr so interessiert.

Die Legalisation, ein Weg, um gegen die Opiate zu kämpfen

Auch wenn der Konsum von Marihuana unter Erwachsenen in den USA in den letzten Jahren zugenommen hat, dann ist der von anderen Substanzen dramatisch zurückgegangen. In verschiedenen Umfragen gaben Cannabis-Konsumenten, die in einem Bundesstaat leben, in dem Marihuana legal zu kaufen ist, an, dass sie andere Produkte, wie Alkohol oder rezeptpflichtige Schmerzmittel im geringeren Maße konsumieren.

2014 bestätigte eine Studie, die in der Zeitschrift 'Journal of the American Medical Association' veröffentlicht wurde, die von der Umfrage erhobenen Zahlen. Die neue Gesetzgebung in Bezug auf medizinisches Marihuana war direkt mit einer Verringerung der Sterberate aufgrund von Opiaten verbunden. „Die Staaten, die Gesetze über medizinisches Marihuana erlassen haben, weisen eine geringere Sterberate bei der Überdosis von Opiaten auf, 24,8% weniger Todesfälle als in Bundesstaaten ohne diese Art von Gesetzen", wird im Bericht erklärt.

Außerdem zeigen weitere Studien auf, dass Cannabis sogar einen positiven Einfluss bei der Behandlung von Süchtigen hat, die gegen ihre Opiatabhängigkeit kämpfen. Ein Forscherteam der University of Columbia veröffentlichte eine Studie, in der bewiesen wurde, dass Patienten, die angefangen hatten Marihuana zu rauchen, weniger Schlafprobleme und Angstzustände hatten. Außerdem war die Chance größer, dass sie die Behandlung weiterführten, im Gegensatz zu denjenigen, die kein Marihuana konsumierten. 

Alle diese Daten unterstützen das Argument der vielen Cannabis-Verteidiger, die dessen Nützlichkeit bei der Behandlung von Patienten mit Schmerzmittelsucht hervorhoben und auch in verschiedenen Staaten Kampagnen zur Legalisation durchführten. Aktivisten, Spezialisten und Anwälte glauben, dass dies eine sicherere Option für viele Menschen mit chronischen Schmerzen darstellen würde, weshalb sie angeboten werden sollte. Und tatsächlich war es auch einer der Punkte, der dazu beigetragen hat, dass das neue Gesetz über medizinisches Marihuana in Ohio verabschiedet wurde. Trotzdem warnte einer der Repräsentanten der staatlichen Verteidigung vor übertriebenen Hoffnungen. „Ich glaube nicht, dass alle aufhören, rezeptpflichtige Schmerzmittel zu nehmen und anfangen stattdessen medizinisches Marihuana zu konsumieren", sagte Steve Huffman. „Aber ich glaube, dass es für bestimmte Personen die beste Lösung darstellt."

Das ist auch der Fall von Joe Brumfield, der gerade 23 Jahre alt war, als ihm Gliedergürteldystrophie diagnostiziert wurde. Eine degenerative Krankheit, die die Muskeln der Hüfte und der Schultern befällt und dazu führt, dass jede Bewegung äußerst schmerzhaft ist. Um mit den Begleiterscheinungen dieser Krankheit fertig zu werden, wurde diesem Künstler und Fan von Baltimore Methadon verschrieben, ein Opiat, das eigentlich bei der Behandlung von Suchtkranken eingesetzt wird und das bei einer falschen Dosierung sogar zum Tod führen kann.

Aus diesem Grund war Brumfield bei der Einnahme des Medikaments auch sehr vorsichtig, er hatte Angst vor einer möglichen Sucht und den damit verbundenen Risiken und fing deshalb an, sich nach einer anderen Alternative umzusehen. „Ich fragte mich, warum ich meine Gesundheit und die meiner Familie aufs Spiel setzte, indem ich dieses rezeptpflichtige Medikament einnahm, wenn es eine natürliche und gesündere Alternative gibt", erzählt er. Schließlich fiel seine Wahl auf Cannabis. Nach Jahren des privaten Konsums erklärt Brumfield, dass er in der Lage war, die Symptome zu kontrollieren und die Einnahme anderer Substanzen zu verringern, die er für gefährlich erachtet. Jetzt, nachdem das Gesetz in Ohio verabschiedet wurde und seinen Konsum nun unterstützt, kann er jetzt auch legal konsumieren.

Obwohl Marihuana keine endgültige Lösung gegen den Missbrauch von Opiaten darstellt, da einige Cannabis-Konsumenten trotzdem diese Art von Substanzen konsumieren, hat die Legalisation des Verkaufs von Cannabis den Medikamentenmissbrauch in vielen Staaten verringert und könnte so zu einem wichtigen Punkt bei der Bekämpfung einer stillen Epidemie werden, die alleine in den USA jedes Jahr für Zehntausende von Toten verantwortlich ist. Eine weitere gute Nachricht für die Verteidiger von medizinischem Marihuana, sowohl für den nordamerikanischen Kontinenten als auch global gesehen. 

17/09/2016

Kommentare unserer Leser

Noch keine Kommentare vorhanden. Wollt ihr die ersten hinterlassen?

Kommentar hinterlassen

Kontakt

x
Kontaktier uns