cannabis help ptsd

Colorado geht noch einen Schritt weiter: Cannabis wird für die Behandlung von Patienten eingesetzt, die unter Posttraumatischer Belastungsstörung leiden

  • Colorado wird aller Voraussicht nach der nächste Staat, der den Einsatz von medizinischem Marihuana für die Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung erlaubt. Diese Krankheit betrifft Personen, die Extremsituationen erlebt haben.
  • Ärzte und Patienten fordern, dass diejenigen, die unter dieser Störung leiden, einen freien Zugang zu dieser Pflanze erhalten, denn in vielen Fällen ist dies die einzige Möglichkeit, die es den Betroffenen erlaubt, ein normales Leben zu führen. 
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Im US-Bundesstaat Colorado wird es immer wahrscheinlicher, dass die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) im Programm für medizinisches Marihuana aufgenommen wird. Eine Expertengruppe, bestehend aus fünf Abgeordneten, hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass diejenigen, die unter dieser Störung leiden, zur Behandlung medizinisches Marihuana einsetzen können. Und auch wenn diese Entscheidung keinerlei rechtliche Auswirkungen hat, dann ist es voraussichtlich doch so, dass der Staat nun endlich den Einsatz von Cannabis für die Behandlung dieses Leidens genehmigt. So wird Colorado sich zu den anderen 18 US-Bundesstaaten gesellen, die diese Störung ebenfalls als eine Krankheit betrachten, die mit Cannabis behandelbar ist.

Die Verwendung von Cannabis als Stimulans zur Behandlung Ihres Leidens bedeutet, dass Sie keine medizinische Aufsicht haben und keine Gelegenheit haben, große Mengen zu kaufen.

Und wir sagen 'endlich', denn obwohl Colorado in vielen anderen Fragen in Bezug auf Marihuana zu den führenden Staaten zählt, ist er wegen seiner Weigerung PTBS in die Liste der Störungen und Krankheiten aufzunehmen, die mit Cannabis behandelbar sind, berühmt geworden. Das Gesundheitsministerium von Colorado hat sogar in vier verschiedenen Gelegenheiten die Genehmigung verweigert, um es zu der Liste von Krankheiten hinzuzufügen (zusammen mit anderen wie grüner Star oder Krebs), die auf Marihuana zurückgreifen können.

Trotz allem und ohne Rückendeckung des Gesundheitssystems konnten in den letzten Jahren alle, die unter der Posttraumatischen Belastungsstörung leiden und in diesem Staat wohnen, Cannabis einnehmen, um die Symptome zu kontrollieren, da der Bundesstaat den Verkauf von Marihuana zu Genusszwecken seit 2014 erlaubt. Allerdings bedeutet es, wenn man Cannabis als Genussmittel zur Behandlung seines Leidens zu sich nimmt, dass man mehr bezahlen muss, nicht unter ärztlicher Aufsicht steht und nicht die Möglichkeit besteht, größere Mengen erwerben zu können, was in vielen Fällen notwendig ist.

Die alarmierenden Zahlen der Posttraumatischen Belastungsstörung

Die Posttraumatische Belastungsstörung tritt normalerweise dann auf, wenn man gefährliche Ereignisse erlebt hat oder mit ansehen musste, wie zum Beispiel Krieg, ein Hurrikan oder einen schweren Unfall. Nachdem das Ereignis überstanden ist, fühlt sich der Betroffene gestresst und ängstlich. Man leidet unter Albträumen, durchlebt dieses traumatische Ereignis wieder und wieder, dazu kommen verstörende Gedanken, starke Furcht, Schuldgefühle, Traurigkeit oder Einsamkeit, Schlafstörungen, Wutanfälle, Selbstmordgedanken und Gewaltausbrüche; dies sind nur einige der Symptome.

Laut des US-Forschungszentrums National Institute of Mental Health leiden ungefähr 7,7 Millionen Erwachsener in diesem Land unter dieser Krankheit. Außerdem erkranken nach vorliegenden Daten zwischen 7 und 8% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens. Ein Großteil davon sind Kriegsveteranen.

Bei den Soldaten, die in den Irakkrieg geschickt wurden und denjenigen, die an Einsätzen in Afghanistan teilgenommen haben, liegt der Prozentsatz von Betroffenen, die unter dieser Störung leiden zwischen 11 und 20%. Die Kriegsveteranen aus dem Golfkrieg weisen eine Quote von 12% auf und von den Soldaten, die aus dem Vietnamkrieg heimgekehrt sind, leiden im Laufe ihres Lebens bis zu 30% unter der Posttraumatischen Belastungsstörung. Eine weitere Gruppe, die sehr stark von diesem Leiden betroffen sind, sind die Frauen, die ein schweres Trauma erlitten haben, wie zum Beispiel eine Vergewaltigung.

Mit dem Ziel, die Symptome zu bekämpfen, nehmen die Personen, die an PTBS leiden, sehr starke und süchtig machende Medikamente. Trotz allem können sie dadurch oft kein normales Leben führen. Deshalb wurde medizinisches Marihuana für viele zum Rettungsanker und half ihnen, mit ihren Symptomen zu leben.

Mit Cannabis können die verschiedenen Probleme behandelt werden, die die PTBS hervorruft, in einer Weise, wie es kein anderes Medikament schafft", erklärt Joseph Cohen, ein Arzt, der seinen Patienten zu Marihuana rät. Dazu hat er sich in Colorado am Tag der Wahl für die Aufnahme dieser Störung in die Liste ausgesprochen.

Die Anzahl der Veteranen, die fordern, dass Cannabis auch für ihr Leiden legalisiert wird, erhöht sich tagtäglich. Andrew, der fünf Jahre lang in der Marine diente und 30 Tage lang mit den Auswirkungen des Hurrikans Katrina zu kämpfen hatte, entwickelte nach seiner Rückkehr eine schwere Abhängigkeit des Medikaments, das ihm zur Behandlung seiner Symptome verschrieben wurde. Außerdem verbesserte sich sein Zustand dadurch nicht, er wurde im Gegenteil depressiv, was ihn dazu verleitete große Mengen an Alkohol zu sich zu nehmen. Als er allerdings anfing Marihuana zu nehmen, wand sich alles zum Besseren. Er konnte dadurch ein Gleichgewicht finden und nimmt jetzt einen sehr viel schwächeren Medikamentencocktail zu sich und benutzt Marihuana zur Entspannung und zur Behandlung der Symptome. Er konsumiert jetzt keinen Tropfen Alkohol mehr. „Cannabis hat mein Leben verändert Das man sagt, es sei kein Medikament, finde ich absurd", sagt er.

Justin war Pilot im Irakkrieg und konnte sich ebenfalls nicht von der Realität des Krieges abschalten, als er wieder nach Hause kam. Dieser Veteran erzählt, dass der Kampfeinsatz zum Alltag wird und dass man dort „immer 90% geben muss", man ist permanent in Bereitschaft. Nach seiner Rückkehr „bewegte sich die Welt so langsam", nur zu 9%, wie er meinte. Und er, genauso wie viele seine Kollegen, wissen nicht, wie sie die Geschwindigkeit drosseln sollen.

"Dank Marihuana kann ich wieder ein normaler Mensch sein. Ich war in der Lage, den Wechsel zu schaffen und ein normales Leben in Seattle zu leben. Ich habe einen Vollzeitjob", erzählt er. „Marihuana hat mein Leben gerettet. Und auch das vieler anderer."

Das Kriegsveteranenministerium der USA, das für die ehemaligen Soldaten zuständig ist, funktioniert auf föderaler Ebene. Das bedeutet, dass für diese Behörde und trotz dieser Aussagen, Marihuana noch immer eine verbotene Substanz darstellt. Allerdings haben immerhin einige Ärzte, die in diesem Ministerium arbeiten, damit angefangen, medizinisches Marihuana zu verschreiben – zumindest in den Staaten, in denen das Gesetz es erlaubt.

Auf eigene Faust und am Rande des Systems haben die Allianz der Veteranen in Santa Cruz, Kalifornien oder Cannabisapotheken wie die von Rainier Xpress in Washington damit begonnen, Cannabis gratis an betroffene Exsoldaten auszugeben. In Colorado bietet die Operation Grow4Vets ebenfalls kostenlos Marihuana an und außerdem hilf sie arbeitslosen Veteranen, eine Anstellung in der Cannabisindustrie zu finden.

Trotz der internationalen Fallstricke unterstützen besonders in den USA verschiedene Forschungsinstitute, spezialisierte Ärzte und andere Patienten die Ansprüche der Veteranen, um Studien an der Pflanze durchzuführen. Die Universität Haifa in Israel hat eine Studie veröffentlicht, die an Mäusen durchgeführt wurde und aufzeigt, dass ein Bestandteil von Cannabis in dem Bereich des Gehirns Wirkung zeigt, das mit traumatischen Erinnerungen in Zusammenhang gebracht wird, weshalb Cannabis also ein perfekter Verbündeter ist, wenn es um die Behandlung der PTBS geht.

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine andere Studie, die vom National Institute of Mental Health der USA finanziert wurde und von Wissenschaftlern der Universitäten Michigan, Harvard und Illinois durchgeführt wurde. Eine dritte Studie wurde an Patienten in New Mexiko durchgeführt, der erste Staat, der den Einsatz von Marihuana bei der Behandlung dieser Störung erlaubte; und auch in dieser Studie wurde gezeigt, dass Cannabis sehr wohl bei der Behandlung der Symptome eingesetzt werden kann.

Jetzt beginnt in Colorado eine neue Studie mit 76 Veteranen, um die Vorteile von Cannabis noch tief greifender zu untersuchen. Das wäre ein weiterer Schritt hin zur Demokratisierung von Cannabis und zu dem Tag, an dem die Vorurteile gegen Cannabis kein Hindernis mehr darstellen, um die Gesundheit der Mitbürger zu verbessern und um ein so komplexes Leiden zu behandeln, das einen beachtlichen Teil der Bevölkerung betrifft, nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. 

15/10/2016

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