Acmella oleracea, die „Zahnwehpflanze” oder „Prickelblume”

  • Über den volkstümlichen Namen identifizieren die meisten Personen  Pflanzen am leichtesten.
  • „Jambú“ oder „Sechuan-Buttons“ mögen euch vielleicht nicht viel sagen, doch bei attraktiveren Namen wie „Zahnwehpflanze“ oder „Husarenkopf“ horcht man gleich auf.
  • Hinter diesen kuriosen Bezeichnungen steckt die Pflanzenart Acmella oleracea, die in den letzten Jahren als Gartenpflanze sehr beliebt geworden ist, was auch daran liegt, dass sie als Genussmittel und für therapeutische Zwecke sehr interessante Vorteile bietet.

Acmella oleracea ist eine Pflanze, die in vielen tropischen Regionen Teil der traditionellen Kultur ist, und für ganz weltliche, aber auch spirituelle Dinge benutzt wird. Ihr intensiver, pikanter charakteristischer Geschmack hat ihr einen Platz in Gerichten aus aller Welt verschafft. Meistens wird sie als Tee, in einigen Regionen in Nordbrasilien aber auch als Gewürz, in den USA als Salat und in Indien sogar als gedämpftes Gemüse, Suppe oder mit Fleisch zubereitet.

In den meisten Fällen wird sie als Zierpflanze verwendet, doch bei vielen Eingeborenenstämmen kam sie auch bei religiösen Feiern und als lokales Anästhetikum zum Einsatz: Ihre Blüten und Blätter sorgen nämlich für ein kribbelndes Gefühl auf den Lippen und der Zunge, das den Gaumen einschlafen lässt, daher wird die Parakresse, wie sie im Deutschen u. a. genannt wird, auch als „Prickelblume" und im Englischen als electric daisy sowie toothache plant bezeichnet, wobei letzteres auf ihren traditionellen Gebrauch zur Linderung von Zahnschmerzen anspielt.

Taxonomie und Beschreibung

Ursprünglich handelt es sich um eine Pflanze aus Brasilien und Peru, obwohl sie mittlerweile in allen tropischen Regionen der Südhalbkugel und in den wärmeren Teilen Asiens – wohin sie vermutlich von portugiesischen Seemännern importiert wurde – wild wächst. Äußerlich erinnert sie an eine Margerite bzw. Kamille ohne Blütenblätter, und das kommt nicht von ungefähr: Beide gehören, wie auch die Sonnenblume, zur selben Familie, den Korbblütlern (Asteraceae).

Die Pflanze ist klein mit dunkelgrünem Stängel und dunkelgrünen Blättern, ihre Blüten erinnern an Bommel. Zunächst sind letztere rot, doch wenn die Blüte größer wird, dann bleibt das Rot nur im Inneren erhalten, während der Rest sich gelb färbt, was von oben gesehen ein bisschen an ein Auge erinnert. Deshalb wird die Pflanze im Englischen auch als eyeball plant („Augapfelpflanze") bezeichnet.

Kulinarische Verwendung

Dass Acmella oleracea so beliebt ist, ist zweifelsohne auf ihre kulinarische Verwendung zurückzuführen. Sie ist essbar und entfaltet ihren „einschläfernden" Effekt erst nach einigen Minuten. Wenn man sie zerkaut, schmeckt sie zunächst sauer. Das nächste, was man spürt, ist wie die Speicheldrüsen viel Speichel zu produzieren beginnen und wie die Mundhöhle langsam zonenweise einschläft

Starköche haben sie in der letzten Zeit immer öfter in ihre Kreationen eingebaut, da sie glauben, dass dieser starke Speichelfluss den Geschmackssinn verstärkt und dadurch das kulinarische Erlebnis intensiviert

Auch für alle, die scharfes Essen lieben, ist die Prickelblume interessant, denn sie betäubt den Mund, falls eine Chili sich als übermäßig scharf erweist. Mit den dehydrierten Blüten kann man beispielsweise Gazpachos, Fleisch und Fisch bestreuen und Salz ersetzen, sie werden jedoch auch zur Garnitur von und als Beilage zu Cocktails und Gintonic verwendet. Sie sorgen für einen erfrischenden, neuartigen Geschmack und eigentümliche Empfindungen.

Medizinische Verwendung

Abgesehen von ihrer extrem speichelanregenden Wirkung ist die Pflanze auch ein effektives Anästhetikum , was vor allem dem Wirkstoff Spilanthol zu verdanken ist, der in ihren Blüten, Blättern und Wurzeln enthalten und seit den 1950ern für seinen analgetischen Effekt bekannt ist. Die Verbindung löst ein lokales Gefühl von Prickeln (daher auch der Name „Prickelblume") aus, das lähmend und erfrischend wirkt. Indigene Amazonas-Stämme nutzen die Pflanze deshalb als Anästhetikum bei Aphten, Herpes, Zahnschmerzen und Halsschmerzen.

Doch auch zwei andere Eigenschaften von Acmella oleracea – die Tatsache, dass sie als Fungizid wirkt und Zecken abwehrt – haben das Interesse der Forscher geweckt und könnten zur Entwicklung neuer Medikamente verwendet werden. Und schließlich sind auch die Kosmetikindustrie (zum Beispiel für die Herstellung von Anti-Falten-Cremes) und die Produzenten von Sexprodukten (als Zutat für natürliche Gleitgels) auf die Pflanze aufmerksam geworden.

Ihr möchtet sie anbauen?

  • Sie braucht eine warme Umgebung, einen Platz in der Sonne oder im Halbschatten und viel Feuchtigkeit. Niedrige Temperaturen verträgt diese Pflanze nicht, und Frost schon gar nicht.
  • Sie braucht nährstoffreichen Boden, der Wasser gut absorbiert und Feuchtigkeit hält, dessen Drainage aber trotzdem stimmt.
  • Sie muss regelmäßig, aber nicht exzessiv gegossen werden, da es ihr nicht bekommt, im Wasser zu stehen. Das Substrat darf aber auch nicht trocken werden. Mit anderen Worten: Auf diese Pflanze müsst ihr wirklich ein Auge haben.
  • Wenn ihr Samen verwendet, müsst ihr diese einfach ins Substrat fallen lassen. Bitte nicht eingraben, da sie Sonnenlicht zum Keimen brauchen. Die Temperatur sollte zwischen 20 und 24 ºC liegen.
  • Säen solltet ihr am Sommeranfang, ab Mai. Je nach Breitengrad könnt ihr jedoch auch schon im Frühling beginnen.
  • Die beste Erntezeit ist in den letzten Sommertagen, da die Pflanze dort am meisten Blüten hat.

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Quellen:

- Spilanthol: occurrence, extraction, chemistry and biological activities. Alan F. Barbosa, Mário G. de Carvalho, Robert E. Smith, Armando U.O. Saba-Srur. Revista Brasileira de Farmacognosia. 2017

19/12/2019

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