- Die Chemotherapie als eine der wichtigsten Behandlungen gegen Krebs wirkt ebenso aggressiv auf den Körper, sodass sie bei den Patienten starke Beschwerden hervorrufen kann.
- Übelkeit, Erbrechen, Kopf- oder Muskelschmerzen sowie Depressionen oder Schlafstörungen sind einige der möglichen Nebenwirkungen.
- Die Inhaltsstoffe von Cannabis haben sich bisher als sehr nützlich erwiesen, um viele diese potenziellen Folgewirkungen zu lindern, die die Lebensqualität der Patienten mindern.
Eine der angewendeten Strategien, um eine so aggressive Krankheit wie Krebs zu behandeln, besteht darin, dem Körper eine hohe Dosis starker chemischer Stoffe entweder oral oder intravenös zu verabreichen. Durch ihre Art ist diese Behandlungsform als Chemotherapie bekannt und kann mehr als hundert verschiedene Substanzen enthalten, die verhindern, dass sich die Tumorzellen weiter ausbreiten und somit die Entwicklung der Tumore aufhalten.
Leider ist diese Behandlung außer ihren guten Ergebnissen auch durch die zahlreichen hervorgerufenen Nebenwirkungen bekannt, die die Lebensqualität der behandelten Patienten verringert. Die unangenehmen Folgen liegen darin, dass die Medikamente nicht nur die kranken Zellen angreifen, sondern auch die gesunden und somit unter anderem Erbrechen, Übelkeit, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Atemnot als mögliche Folgeerscheinungen hervorrufen.
Unter diesen Umständen erscheint medizinisches Cannabis als eine Option, die auf der ganzen Welt zunehmend verwendet wird, um die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu bekämpfen. Deswegen wurden in den letzten Jahren zahlreiche Studien durchgeführt, die wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit bei der Bekämpfung verschiedener Symptome und Probleme, die in Verbindung mit dieser Behandlung auftreten, aufbringen sollten.
Die Beschwerden Übelkeit und Erbrechen
Eine der letzten Studien auf diesem Feld wurde Ende letzten Jahres von der Universität Sydney (Australien) durchgeführt. Dabei handelt es sich bis dato um "den weltweit umfangreichsten und entscheidendsten Test über medizinisches Cannabis zur Vorbeugung von durch Chemotherapie verursachte Übelkeit und Erbrechen", erklärte der Onkologe Peter Grimison, Leiter des Projekts, das von der Regierung New South Wales, einem der australianischen Bundesstaaten, finanziert wurde.
Die 300 Patienten, die an der Studie teilnehmen, erhalten Tabletten, welche zu gleichen Anteilen THC und CBD enthalten, die beiden wichtigsten Wirkstoffe von Marihuana. Diese Strategie basiert auf der einer früheren Studie aus Spanien, bei der den Probanden ein Spray verabreicht wurde, das ein Arzneimittel aus Cannabis mit der gleichen Menge beider chemischer Stoffe enthielt. Die Ergebnisse waren sehr positiv, da die Patienten, die mit Chemotherapie behandelt wurden, eine Verringerung der Beschwerden Übelkeit und Erbrechen feststellen, die von der Behandlung verursacht worden waren. Konkret belief sich die Zahl der Patienten, die eine gesundheitliche Verbesserung erlebten, auf 50 %.
Übelkeit und Erbrechen werden während der Chemotherapie durch Bestandteile wie Cisplatin ausgelöst (in den chemischen Arzneicocktails), die eine übermäßige Produktion des Hormons Serotonin bei einer spezialisierten Zellenart im Magen-Darm-Trakt verursachen. Die hohe Konzentration an diesem Hormon reizt die Schleimhaut und stimuliert den Nervus Vagus (Vagusnerv), den wichtigsten Nerv, der den Verdauungstrakt steuert. Nachdem dieser Nerv den chemischen Botenstoff erhalten hat, sendet er ein Signal an das Gehirn, um den Bereich der unwillkürlichen Reaktionen charakteristisch für Übelkeit und Erbrechen zu aktivieren. Cannabinoide verhindern diesen Prozess, indem sie sich an die Rezeptoren im Verdauungstrakt binden und so die Wirkung des Serotonins blockieren.
Auch wenn die neuen Untersuchungen, wie die in Australien durchgeführte, versuchen, die Wirksamkeit von medizinischem Marihuana zu verbessern und die geeignete Dosis für Arzneimittel zu finden, gibt es bereits Medikamente, wie beispielsweise Marinol (eine Tablette mit THC), die zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen als Folgewirkungen der Chemotherapie von der US-amerikanischen FDA genehmigt sind.
Ein Heilmittel gegen Appetitlosigkeit
Zusätzlich zu den beschriebenen Symptomen ist eine weitere Folgeerscheinung der Chemotherapie der Appetitverlust. Wenn diese Wirkung zu lang anhält, kann das einen starken Gewichtsverlust zur Folge haben, der der Gesundheit der Patienten zusätzlich ernsthaft schadet und ihre Müdigkeitserscheinungen zunehmend verstärkt.
Dieser Prozess findet statt, da die chemischen Stoffe der aggressiven Behandlung die Ausschüttung von Ghrelin beeinflussen, ein Hormon, das im Magen ausgeschüttet wird und den Energiestoffwechsel reguliert, sowie das Hungergefühl im Gehirn steuert. Normalerweise werden die Anteile von diesem Molekül vor der Nahrungsaufnahme erhöht und nach dem Sättigkeitsgefühl wieder verringert, jedoch wird seine Konzentration durch die Chemotherapie beeinträchtigt.
Verschiedene Studien haben bewiesen, dass das THC von Cannabis dazu beiträgt, den Appetit von Patienten anzuregen, die mit diesen Medikamenten gegen Krebs behandelt werden. Die Autoren einer dieser Studien, ein Team kanadischer Wissenschaftler, stellten auch fest, dass Personen, die Medikamente auf Tetrahydrocannabinol-Basis einnahmen, zu Protokoll gaben, dass die Nahrungsmittel besser schmeckten.
Die positive Wirkung des Marihuana-Bestandteils kommt daher, dass es eine ähnliche Wirkung wie die des Ghrelins auslöst. THC erhöht die Produktion eines anderen Enzyms (das sogenannte AMP) im Hypothalamus, welches normalerweise vom Ghrelin aktiviert wird und in der Stoffwechsel- und Energieregulierung des Körpers beteiligt ist sowie unser Hungergefühl im Gehirn stimuliert.
Verdauungsprobleme
Die Chemotherapie kann nicht nur den Prozess der Nahrungsaufnahme beeinträchtigen, sondern auch die Darmaktivitäten, die die Verdauung vervollständigen und Abfallstoffe des Körpers eliminieren. Daher können sowohl Verstopfung als auch Durchfall als zwei der möglichen Folgewirkungen der Chemotherapie oder ein Symptom der Krankheit selbst auftreten. Wenn Durchfall wiederholt und über längeren Zeitraum auftritt, kann sich der Gesundheitszustand des Patienten zusätzlich verschlechtern, da dieses Ungleichgewicht zu Dehydrierung, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen und Fieber führt.
Cannabinoide helfen, die unangenehmen Verdauungsprobleme zu lindern. Es wurde hauptsächlich für den Fall von THC bewiesen, dass es sich an die CB1-Rezeptoren im Verdauungstrakt bindet, wodurch es die Regulierung der Darmtätigkeit, die Wasserausscheidung und die anderer Sekrete fördert. Die Bestandteile des Cannabis helfen ebenso, Darmentzündungen zu reduzieren, welche oft einer der Faktoren sind, die Durchfall auslösen können.
Ein natürliches Schmerzmittel
Kopf- oder Gelenkschmerzen, sowie Muskel- und Magenschmerzen sind weitere übliche Nebenwirkungen der Chemotherapie. Diese Beschwerden werden hauptsächlich durch eine Entzündung verursacht, die die Arzneimittel in verschiedenen Teilen des Körpers hervorrufen, auch wenn der Grund irgendeine Verletzung oder ein Geschwür in den Schleimhäuten, in den Innenschleimhäuten verschiedener Gänge und Organe sein kann.
Die schmerzstillende Wirkungsweise von Cannabis konnte bei verschiedenen, Schmerzen verursachenden Erkrankungen nachgewiesen werden, da sie über die Fähigkeit verfügen, die Entzündungen zu lindern, die die Schmerzen hervorrufen. Somit können sowohl CBD als auch THC diese Gewebereaktionen regulieren, da sie die Immunreaktion hemmen, die die Entzündungen verursachen.
Eine Hilfe für den Geist
Doch jenseits der physischen Schmerzen können Chemotherapie-Patienten auch psychischer Belastung wie Depression oder Angst ausgesetzt sein. Obwohl nicht alle Patienten gleichermaßen davon betroffen sind, konnte bewiesen werden, dass die Wirkstoffe von Marihuana äußerst wirksam sind, diese Probleme in einigen Situationen zu lindern. Das liegt daran, dass die Cannabinoide der Pflanze auf das Endocannabinoide System des Körpers wirken, welches für die Stimmung, die Emotionen sowie die subjektive Wahrnehmung der Umwelt verantwortlich ist.
Andererseits lösen die Bestandteile von Cannabis ein Gefühl der Ruhe aus, das dazu beiträgt, die Gefühle wie Angst und Mutlosigkeit zu vermindern. Ebenso helfen sie bei Schlafstörungen, die eine weitere Folgeerscheinung der Substanzen im Chemotherapie-Cocktail sein können. Wenn die Patienten besser schlafen, fühlen sie sich im Laufe des Tages ausgeruhter und weniger müde und schlaff.
Abgesehen von den bereits genannten kann medizinisches Cannabis außerdem helfen, andere weniger häufige Symptome zu lindern, wie beispielsweise sexuelle Dysfunktion (in der traditionellen indischen Medizin wird Cannabis seit Jahrhunderten als Aphrodisiakum verwendet), Juckreiz und Hautrötungen sowie Schwellungen an den Händen und Füßen, unter denen die Patienten leiden können.
Obwohl das Marihuana und Arzneimittel auf der Basis seiner Bestandteile bereits für Patienten eine heilende Wirkung der Nebenwirkungen bedeuten, wenn sie mit Chemotherapie behandelt werden, zeigen neue wissenschaftliche Studien weitere Anwendungsgebiete auf und untersuchen die verschiedenen Wege, die Pflanze und die aus ihr hergestellten Medikamente zu konsumieren. Ratsam bleibt es nach wie vor, Cannabis unter strenger ärztlicher Aufsicht zu verwenden, um die positiven Wirkungen der Pflanze vollstens auszuschöpfen.
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